Sonntag, 31. Juli 2005

Der Mensch zu Zeiten der Saurier

Heute habe ich in Berlin auch die Ausstellung »Unsolved Mysteries – Die Welt des Unerklärlichen« besucht. Die Eintrittspreise fand ich recht happig. Na ja, das geht mir häufig so. Interessant war es allerdings: menschliche Fußabdrücke aus der Kreidezeit, ägyptische Hochtechnologie und die berühmten Kristallschädel. Es ist schon interessant, die Dinge mal zu sehen, von denen man sonst nur liest.
  In gewisser Hinsicht beeindruckend war ein menschlicher Handabdruck in einem Steinbrocken: Natürlich kann man sich leicht vorstellen, wie sich so etwas fälschen lässt. Allerdings ist der Steinblock so massiv, dass es schon schwierig wäre, ihn vor Ort zu bearbeiten oder an die Ausgrabungsstelle zu schmuggeln – der Scherz eines Grabungshelfers scheidet damit aus. Wenn das eine Fälschung ist, müsste auch die komplette Fundgeschichte erfunden sein; aber wer weiß das schon?
  Bei den »Flugzeugminiaturen« konnte man teilweise sogar den Pilotensitz erkennen. Also, ist nichts mit »Vogel«! Aber natürlich kann man bei so kleinen figürlichen Darstellungen nie so sicher sein, wo sie gefunden wurden und ob sie wirklich das Alter haben, dass man ihnen zuschreibt. Also, es gab viel Aufschlussreiches zu sehen, und vieles davon würde unser Bild von der Geschichte erschüttern – wenn es denn tatsächlich keine dreiste und aufwändige Fälschung wäre.
  Aber als Autor und Liebhaber von phantastischer Literatur muss man sich über so was zum Glück keine großen Gedanken machen. Denn da zählt nur die Geschichte, und ob es eine gute Geschichte ist – nicht die Wahrheit. Und dann lohnt es sich in jedem Fall, die Requisiten dieser Geschichten mal live gesehen zu haben.

Donnerstag, 28. Juli 2005

Der Kontrolleur merkt gar nichts mehr

Heute fahre ich mit dem ICE nach Berlin, und gleich hinter Hannover erlebe ich einen Personalwechsel: Während noch die neu Zugestiegenen durch den Zug ziehen und nach Plätzen suchen, taucht die Schaffnerin auf und kontrolliert die Fahrkarten.
  Das danach rein gar nichts mehr geht ... merkt sie nicht, oder es ist ihr egal. In beide Richtungen stauen sich die Reisenden; niemand gelangt zu seinen Plätzen und niemand kann auch nur zur Toilette gehen. Auch die Kontrolleuse hat es unter diesen Umständen nicht leicht: Sie kann nicht durch die Gänge gehen, sondern muss sich an den Reisenden vorbeizwängen, um den nächsten kontrollieren zu können. Die Leute weichen aus, setzen sich den Sitzenden auf den Schoß oder schieben ihnen die Rucksäcke ins Gesicht.
  So sorgt das Servicepersonal der Bahn dafür, es allen Kunden möglichst unbehaglich wird. Gewürzt wird dieser Diensteifer noch durch das diametral entgegenstehende Verhalten des Schaffners der letzten Schicht: Der eilte nach der hastigen Frage »Noch jemand zugestiegen?« so rasch weiter, dass ich ihn nur durch lautes Rufen und heftiges Winken dazu bringen konnte, mir die Karte noch abzustempeln.
  Besonders unangenehm ist, dass dieser Zwischenfall nicht nur ein Klischee provoziert, sondern derer gleich zwei: Der Personalwechsel war in Hannover, und somit unmittelbar vor dem Überschreiten der »Zonengrenze«. Und seitdem frage ich mich, ob ich nun die immer noch vorhandene Beamtenmentalität der Bahn erleben durfte – oder die immer noch vorhandene Arbeitsmentalität ehemaliger ostdeutscher Mitarbeiter.
  Aber vielleicht sehe ich das falsch. War das nicht eine positive Demonstration für die Wirksamkeit der Bahnwerbung? Negative Imagewerbung für gleich zwei Zielgruppen auf einmal – wer schafft das schon? Also: Werbung ist ein Service, der bei der Bahn funktioniert. Womöglich sollte das Unternehmen seine Dienste also gleich ganz auf die Werbekunden konzentrieren und die Bemühungen um den lästigen Fahrgast aufgeben – eine Beschränkung aufs Kerngeschäft ist ja durchaus ein probates Mittel, um Organisationsprobleme in Unternehmen anzugehen.

Dienstag, 26. Juli 2005

Die Rückkehr der Ballermänner

Bis jetzt dachte ich, die Welt wäre einfach: Terroristen töten Unschuldige; der Staat versucht, sie zu beschützen. Aber anscheinend gibt es Politiker, die in diesem Ungleichgewicht eine Benachteiligung der staatlichen Autorität sehen und das gerne ändern möchten. Wie sonst wäre zu erklären, dass Unionspolitiker gerade dann einen neuen Schießbefehl fordern, wenn in England soeben im Überschwang der Terrorpanik ein Unschuldiger erschossen wurde?

<Berliner Tontaubenschießen auf lebende Ziele – muss das wirklich sein?>