Mittwoch, 21. Juni 2006

Rauchverbot

In den letzten Tagen ist der Zigarettenqualm wieder mal ins Gerede gekommen: Einmal mehr wird über ein Rauchverbot in öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten diskutiert. Vermutlich nur ein Vorbote auf das Sommerloch – aber trotzdem ein Thema, das mir am Herzen liegt.
  Auch in meiner Tageszeitung ließen sich dazu manche wort- oder bildreichen Ausführungen finden, die man allerdings recht einfach in einem Satz zusammenfassen kann: Anscheinend sind die meisten Redakteure des Kölner Stadt-Anzeigers noch Raucher. Na ja.
  Ein weniger praxisnäher und nicht so erfüllt von Freiheit und Abenteuer äußerte sich der Kommentar im kostenlosen Wochenblatt. Dort fand ich auch den Hauptgrund auf den Punkt gebracht, aus dem ich ein Rauchverbot in Gaststätten befürworte: Wenn man sich als Nichtraucher von fremden Rauchern in einem Lokal gestört fühlt, kann man nicht auf freiwillige Rücksichtnahme hoffen. Das lehrt die langjährige Erfahrung, und zwar schon seit so langen Jahren, dass man sich die derzeitige Testphase mit freiwilligen Rauchbeschränkungen auch sparen kann.
  Dabei ist es keinesfalls so, dass die Raucher kein Verständnis für die Probleme der Nichtraucher hätten, oder sie gar nicht nachvollziehen könnten. Die meisten sind sich des Störfaktors Qualm sehr wohl bewusst. Man sieht es deutlich, wenn man beobachtet, wie Raucher sich untereinander oder in der Gesellschaft von nichtrauchenden Freunden verhalten. Viele Raucher machen die Kippe nämlich schon aus, wenn an ihrem eigenen Tisch gegessen wird. Aber sobald der eigene Tisch fertig ist, zuckt die Hand zum Feuerzeug – egal ob der Gast am Tisch hinter dem Raucher gerade sein Dessert bekommt.
  Daraus kann ich eigentlich nur eines schließen: Die meisten Raucher, wenn nicht selbst zu gut durchgeräuchert oder völlig schlecht erzogen, wissen genau, dass ihre Zigarette anderen Leuten das Essen vermiesen kann. Aber wenn es nur einen Fremden trifft, ist es ihnen schlichtweg egal. Und natürlich gibt es Ausnahmen – sowohl in die positive wie auch in die negative Richtung – aber da im Zweifel ein einziger Raucher ausreicht, würde es nicht einmal weiterhelfen, wenn wirklich eine Mehrheit sich rücksichtsvoll umschauen würde, bevor man die Zigarette anzündet.


Also, meine einzige Chance, jemals stressfrei und in sicherer Erwartung ungestörten Genusses beispielsweise eine Eisdiele aufsuchen zu können, wäre ein Rauchverbot. Und, geben wir uns keinen falschen Vorstellungen hin, dass da noch eine echte Diskussion stattfinden muss: Ein solches wird auch kommen; egal, ob gut oder schlecht – und egal, wie jetzt die Diskussion verläuft. Der Zeitgeist geht einfach in diese Richtung, und früher oder später muss Deutschland nachziehen.
  Die Frage ist nur, ob das geschieht, bevor ich an Asthma gestorben bin oder danach ...

Sonntag, 18. Juni 2006

Wer hat eigentlich die Arbeitslosigkeit erfunden?

Heute morgen im Radio wurde ein Beitrag angekündigt: Irgend so ein Scherz-Interviewer a la »Elton« wollte sich in eine Fußgängerzone begeben und den Passanten folgende Frage stellen: »Wer hat eigentlich die Arbeitslosigkeit erfunden?«
  Nun war das nur die Ankündigung für einen Beitrag, der erst Stunden später kommen sollte. Ich weiß also nicht, was die Passanten diesem Interviewer geantwortet haben. Ich weiß allerdings, dass die Frage keinesfalls so dumm ist, wie die Radiomacher anscheinend glaubten: Den Arbeitslosigkeit ist keinesfalls ein Naturphänomen, sondern sie ist von Menschen gemacht; also ist es durchaus möglich, einen »Erfinder« zu benennen.


<Wer die Arbeitslosigkeit erfunden hat – das erkläre ich daher hier in einem ausführlichem Aufsatz>

Freitag, 9. Juni 2006

Evolution oder Schöpfung

Die christliche Schöpfungsgeschichte ist in letzter Zeit ja wieder kräftig im Gespräch. George W. Bush möchte sie am liebsten im Lehrplan der Schulen sehen, und zwar als gleichberechtigten Ansatz neben der Evolutionstheorie. Und das bringt die Naturwissenschaftler natürlich zum Kochen: Von wegen gleichberechtigter Ansatz - ein nettes Märchen ohne empirische Belege!
  Aber ist das wirklich so?


Eine angehende Autorin, die auf einem Forum regelmäßig Anekdoten über ihre Deutschlehrerin zum Besten gibt, machte mich nachdenklich. Wenn man ihre Geschichten hört, dann schüttelt man zwangsläufig den Kopf und denkt sich: »Nein, so eine Person kann es nicht geben!«
  Warum denkt man das? Ganz einfach: Weil man in der Schule die Evolutionstheorie verinnerlicht hat. Natürliche Auslese, »Survival of the fittest« ... Aber all diesen Theorien nach dürfte es eine Person wie besagte Deutschlehrerin einfach nicht geben!
  Wenn man hingegen an eine zielgerichtete und wohl ausgewogene Schöpfung glaubt, dann ergibt auch die Existenz einer solchen Deutschlehrerin einen Sinn: Man freut sich, von ihr zu hören, weil man sich selbst gleich viel besser und normaler findet. Es wirkt ganz so, als hätte ein Gott diese Person geschaffen, um seine Schöpfung abzurunden und sympathischer zu gestalten.


Also, kennen Sie nicht auch eine Person, die als lebender Gegenbeweis zur Evolutionstheorie herhalten kann? Die eigentlich im Verlauf einer Evolution hätte verschwinden müssen, die aber nichtsdestotrotz da ist und ihnen den Gedanken vermittelt: Mein Gott, was bin ich doch normal?
  Vermutlich kennen Sie so jemanden, und der Gedanke ist ganz richtig: Solche Menschen sind empirische Belege für die biblische Schöpfungsgeschichte und zugleich ein Gegenbeweis für die Evolutionstheorie. Und von diesen Beweisen gibt es nicht nur sehr viele, sondern sie sind auch noch deutlich greifbarer als die Belege für die Evolutionstheorie: Jeden Tag sieht man solche Personen auf der Straße, aber wie oft trifft man schon einen Dinosaurierknochen?


Also, die biblische Schöpfungsgeschichte kann sich durchaus auf empirische Belege stützen. Sie gehört daher dringend wieder als reguläres anerkanntes Unterichtsthema an die Schulen. Angesichts dieser Belege möchte ich sogar noch weiter gehen: Verbannt die Evolutionstheorie in den Religionsunterricht! Daran kann man nur glauben, wenn man zu viele Bücher liest – während man den Schöpfungsakt tagtäglich bestätigt findet, wenn man nur inmitten seiner Mitmenschen lebt.
  Und, nein, damit meine ich nicht Ihren Nachbarn, den es laut Evolutionstheorie auch nicht geben dürfte, der aber alles andere als einen Feel-Good-Faktor verbreitet, sondern Ihnen das Leben zur Hölle macht. Wie der in die Schöpfung gekommen ist, findet man allerdings auch in der Bibel erklärt ...

Montag, 5. Juni 2006

Können Sie das bitte genauer erklären?

Heute war bei uns Miracoli-Tag: Spaghetti Arrabiata stand auf dem Speiseplan. Als wir dann vor unseren Tellern saßen, wurde meine Freundin auf den Aufdruck der Parmesan-Packung aufmerksam: »Bitte hier aufreißen«.
  Da haben wir uns doch gefragt, was der Kunde wohl tun würde, wenn es auf der Packung keinen solchen Aufdruck gäbe ... Oder, anders gesagt: Ist es nicht völlig überflüssig, etwas so Banales extra anzugeben? Nein, welch ketzerischer Gedanke. Wenn ein Hersteller so was tut, hat er doch gewiss einen Grund dafür!
  Ich habe also sogleich spekuliert, was denn nun der Grund für eine solche »Gebrauchsanleitung« auf der Käsepackung sein könnte. Vermutlich gab es irgendwann mal einen Beschwerdebrief folgenden Inhalts: »Liebe Kraft-Fabrik, kürzlich habe ich eine Packung ihrer Miracoli-Nudeln erworben. Leider hatte sich um den geriebenen Käse eine Art Blase gebildet, so dass ich gar nicht drankam ...«
  So oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein. Und damit es nicht wieder vorkommt, steht nun also auf dem Käse drauf: »Hier öffnen.« Kein Irrtum mehr möglich, keine weinenden Kinder mehr, die hilflos an der transparenten Käsepackung kratzen und nicht wissen ... Na ja, die Welt ist jedenfalls wieder ein Stück besser geworden.


Angeblich ist die Welt ja auch klüger geworden. Ich habe nun schon verschiedene mehr oder minder seriöse Berechnungen gelesen, denen zufolge die durchschnittliche Intelligenz der Menschen im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich angestiegen sein soll. Gewisse Eigenarten des modernen Lebens allerdings, wie ein solcher Aufdruck auf der Käsepackung, lassen mich mitunter daran zweifeln.
  Ich frage mich dann stets: Wie haben nur unsere so viel dümmeren Vorfahren überlebt? Gab es in der Steinzeit etwa Aufdrucke auf den in freier Natur gesammelten Nüssen: »Hier aufknacken«? Oder hatte das jagdbare Wild Markierungen auf dem Fell: »Bitte hier Speerspitze einstecken«? Seltsamerweise haben unsere so viel dümmeren Vorfahren es offenbar trotzdem geschafft, an ihr Essen zu kommen.
  Hätten sie sich also von einer Käsepackung aufhalten lassen? Vermutlich nicht – wenn sie gewusst hätten, dass darin etwas Essbares zu finden ist. Man sollte also annehmen, dass der Aufdruck »Käse« vollkommen ausreichend ist und sich alles weitere von selbst ergibt.
  Weniger ist eben manchmal mehr – und das wussten auch schon die Menschen in der Steinzeit. Wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe, pflegten unsere Vorfahren nämlich ursprünglich vor jedem Lagerfeuer ein Warnschild anzubringen: »Vorsicht! Heiße Flammen!« Damit wollten sie verhindern, dass jemand sich beim Entziffern der Gebrauchsanleitungen auf Nüssen, Muscheln, Markknochen etc. zu dicht an die Flammen beugt und womöglich Verletzungen davonträgt. Man hatte allerdings nicht die Stolpergefahr bedacht, die von solchen Schildern unmittelbar vor den lodernden Flammen ausging, und so kamen Warnhinweise für lange Zeit aus der Mode. Wenn auch vermutlich nur deshalb, weil die Schadensersatzforderungen den Hersteller der Schilder in den Bankrott trieben.
  Man sieht, im Vergleich dazu sind die heutigen Verhältnisse noch harmlos, und vielleicht sind wir ja doch ein wenig klüger geworden.

Donnerstag, 1. Juni 2006

Der Ärztestreik und der Rücken der Patienten ...

Angeblich wollen die Krankenhausärzte ihren Streik ja nicht auf dem Rücken der Patienten austragen: Die Notfallversorgung sei sichergestellt, so heißt es. Nur: Was ist ein Notfall? Ganz offensichtlich liegt ein Notfall nur dann vor, wenn ein Patient im nächsten Augenblick tot umzufallen droht.
  Heute in der Zeitung war der Fall eines Patienten geschildert, der schwer rückenleidend ist. Er kann sich nur mit Gehhilfen bewegen, höchstens 50 Meter am Stück, und das auch nur unter ständigen Rückenschmerzen bis hin zu Taubheitsgefühlen in den Gliedmaßen. Eine Operation war bereits vorgesehen und geplant, doch wegen des Streiks ist sie nun auf unbestimmte Zeit verschoben – also, wenn man mich fragt, so wird in diesem Fall der Streik auf dem Rücken eines Patienten ausgetragen, und zwar buchstäblich!
  Würde man einem Menschen absichtlich solche Schmerzen zufügen, wie dieser Patient sie erdulden muss, so würde man sicher von »Folter« sprechen. Das kann man den Ärzten natürlich nicht vorwerfen, denn sie fügen dem Patienten die Schmerzen ja nicht zu. Ein wenig schlimmer als eine unterlassene Hilfeleistung ist es aber wohl doch: denn von einer unterlassenen Hilfeleistung spricht man ja dann, wenn ein ansonsten völlig Unbeteiligter keine Hilfe leistet. Unbeteiligt sind die Ärzte allerdings nicht; immerhin war ja eine Operation fest geplant, womit wohl so etwas wie eine »Vereinbarung« vorliegt, die von den streikenden Ärzten gebrochen wurde.
  Man muss also wohl feststellen, dass der Ärztestreik zumindest in diesem und in ähnlich gelagerten Fällen dazu führt, dass Ärzte Leid und Schmerzen von Patienten zu verantworten haben. Nach meinem Empfinden bewegt sich die moralische Verfehlung dabei, wie oben dargelegt, irgendwo zwischen »Folter« und »unterlassener Hilfeleistung«. Ich frage mich, ob ein Arzt, der einen konkreten Patienten unerträgliche und vermeidbare Schmerzen erdulden lässt, um mehr Geld zu bekommen, bei entsprechender Bezahlung auch Beihilfe zu tatsächlicher Folter leisten würde ... oder ob die Ärzte, wenn sie Operationstermine verschieben, es zuvor vielleicht tunlichst vermieden haben, den Patienten kennen zu lernen und ob das vielleicht den Unterschied ausmacht, dass sie sein Leid nicht mitansehen müssen.
  Jedenfalls fällt mir die Vorstellung schwer, das nach einem solchen Umgang mit dem Leid eines anderen noch ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient entstehen kann. Es bleibt das Gefühl, dass hier die Verhältnismäßigkeit der Mittel nicht mehr gewahrt ist.


Womit sich natürlich die Frage stellt, wie die Klinikärzte überhaupt noch ihre berechtigten Forderungen durchsetzen sollen, wenn ihre Verhandlungspartner sich stur stellen und jede (Streik-)Maßnahme gleich mit der Keule der »ärztlichen Verantwortung« niedergeknüppelt wird. Das ist sicher ein Problem ... für das wohl die Insider ein Lösung finden müssen. Denn so, wie es jetzt geht, sollte es eigentlich nicht gehen.
  Meine Traumvorstellung wäre da schon ein »Bürokratiestreik«: Die streikenden Ärzte gehen nicht zu Demonstrationen, sondern zu ihren Arbeitsplätzen und stehen für die Patienten zur Verfügung. Weil sie aber streiken und nicht arbeiten, wäre das nur eine »freiwillige Hilfeleistung« - verbunden mit der strikten Weigerung, irgendwelche Formulare auszufüllen.
  Das würde vielleicht sogar die tatsächlichen Verhandlungspartner der Ärzte unter Druck setzen, nämlich die Klinikleitungen und die Klinikträger – weil dann nämlich in den Einrichtungen die Mittel für medizinische Betreuung zur Verfügung gestellt werden müssten, ohne dass die Möglichkeit der Abrechnung besteht.
  Und wenn die Kliniken das nicht wollen, dann müssten sie eingreifen, die Ärzte am Arbeiten hindern und die Patienten nach Hause schicken; und da es ja in erster Linie um Kliniken in öffentlicher Trägerschaft geht, läge der Schwarze Peter dann nicht mehr bei den Ärzten, sondern bei den Politikern – die dann begründen müssten, warum sie die Patienten nicht behandeln lassen, obwohl die Ärzte da sind und sich um sie kümmern wollen. Das sieht, auf den ersten Blick, doch nach einer rückenschonenden und doch offensiven Streikform aus.
  Aber, wie gesagt, damit müssen sich wohl die Insider auseinandersetzen. Und vermutlich kennen die Ärzte, so sehr sie sich auch über die Zunahme der Bürokratie beklagt haben, trotzdem genug Gründe, warum sie ohne diese Bürokratie dann doch keine Hilfeleistungen anbieten können. Vor allem, so lange der eigene Rücken noch gesund genug ist, um damit Transparente tragen zu können ...

Nachtrag:

Nun ist es soweit, und der Ärztestreik hat sein erstes Todesopfer gefordert: Eine herzkranke Frau starb in Göttingen, nachdem ihre Aufnahme in der Klinik wegen Streik abgelehnt wurde (Quelle: rp-online). Ich denke durchaus, dass der Arzt, der diese Entscheidung getroffen hat, wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt werden kann & sollte - entsprechende Präzedenzfalle ohne Streik-Hintergrund gibt es genug. Obwohl diesmal vermutlich genug Vorwände dafür gefunden werden, warum man dem Arzt keinen Vorwurf machen kann, wenn er sein Recht auf Arbeitskampf höher schätzt als ein Menschenleben ...