Donnerstag, 3. August 2006

Die Reform der Reform

Seit dem 1. ist sie also in Kraft, die reformierte Rechtschreibreform. Rechtzeitig zu diesem großen Ereignis gab es auch im Kölner Stadt-Anzeiger eine ausführliche Berichterstattung – und die Zeitung ist ihrem bisherigen Bestreben treu geblieben, keinen Beitrag zur NDR zu veröffentlichen, ohne darin eine profunde Fehldarstellung abzuliefern. In einem Textvergleich neu zu ganz neu wurde nämlich nahe gelegt, dass man erst seit den letzten Änderungen wieder das Komma vor einem mit »und« angeschlossenen Hauptsatz setzen darf.
  Das ist natürlich Blödsinn. Dieses Komma war durch die bisherige Reformschreibung schon freigestellt, und es ist im Rahmen der so genannten Agenturregeln auch in den meisten Publikationen unverändert gesetzt worden. In der alten wie in der neuen wie auch in der ganz neuen Rechtschreibung.


Nun ja, eine Marginalie – vor allem verglichen mit den Beispielen, die ich sonst so in den letzten Jahren zur Diskussion um die Rechtschreibreform lesen durfte. Ich hoffe jedenfalls, dass mit den neuerlichen Änderungen besagte Diskussion – die offenbar in erster Linie von jenen geführt wurde, die weder die alte noch die neue Schreibweise korrekt beherrschen – endlich vorüber ist.
  Die Hoffnung ist allerdings nur gering. Immerhin wurde ein »Rat für Rechtschreibung« eingerichtet, der alle fünf Jahre Bericht erstatten soll. Und solche Gremien neigen üblicherweise dazu, ihr Existenzrecht nachzuweisen, indem sie möglichst viel Bedeutsames zu tun finden. Bitte nicht. Das Bedeutsamste für die einheitliche Rechtschreibung dürfte jetzt erst mal sein, dass die Regeln lange genug unverändert bleiben, um sich daran zu gewöhnen.
  Denn wenn sich erst mal das Gefühl einstellt, dass jede richtige Schreibweise fünf Jahre später schon wieder falsch ist – dann gibt es bald keine richtigen Schreibweisen mehr.


Was ich persönlich mit der neuen neuen Rechtschreibung mache? Nun, so allmählich werde ich wohl umstellen, schon von Berufs wegen. Allerdings ist der letzte Duden noch ganz neu und auch mit recht heißer Nadel gestrickt – ich warte also noch mal die Diskussionen in nächster Zeit ab und schreibe korrekt nach der 22. Auflage, bis ich mir sicher sein kann, ein verlässliches Nachschlagewerk für die Neuerungen zu haben. Mal sehen, ob man dann hier im Blog irgendeinen Unterschied durch die jüngsten, hochwichtigen und unvermeidlichen Verbesserungen feststellt ;-)

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