Montag, 13. Oktober 2014

Satzfehler

Letzte Woche erreichte mich eine unangenehme Botschaft: Beim Satz meines letzten Buches wurde leider vergessen, meine Korrekturen in den Druckfahnen einzuarbeiten :-(. Nun bin ich lange genug als Lektor und Übersetzer in der Branche, um ähnliche Fälle bereits erlebt zu haben. Ich weiß, dass so was vorkommt. Aufregen ändert auch nichts daran.
  Ärgerlich ist es trotzdem, wenn so was bei einem eigenen Buch passiert.
 
Am Schlimmsten sind natürlich die Fehler, die den Lesern auffallen. Ob es davon so viele gibt, weiß ich nicht einmal - ich hatte zwar den ein oder anderen Fehler angestrichen, aber ich war ja nicht der Einzige, der die Druckfahnen gegengelesen hat. Was der Korrektor gefunden hat, wurde eingearbeitet. Und was dem unvoreingenommenem Leser auffällt, hat der Korrektor vermutlich auch gesehen.
  Was der Korrektor unter Umständen übersieht, sind inhaltliche Fehler. Als Autor, der weiß, was da stehen sollte, sieht man das ja besonders gut, und darum habe ich in den Fahnen noch einmal extra darauf geachtet. Allerdings hatte ich den Roman ja auch nach dem Lektorat noch einmal gelesen, was bedeutet: Alle Fehler, die noch in den Fahnen waren, sind so verwickelt, dass selbst der Autor sie erst auf den zweiten Blick bemerkt.
  Was eigentlich dafür spricht, dass vermutlich nicht viele Leser über diese Details stolpern. Trotzdem, wenn jemand darüber stolpert, ist es schon peinlich: Ich erinnere mich, dass ich in den Fahnen zumindest zwei vertauschte Himmelsrichtungen gefunden habe, und auch Stellen, bei denen im Lektorat gekürzt worden ist und das, was da stand, deswegen bei genauerem Hinsehen keinen Sinn mehr ergab. Wenn beispielsweise zwei Mauerringe um eine Stadt liegen, die Angreifer den ersten Mauerring passieren und vor dem zweiten stehen - aber genau diese Tatsache im Buch nirgendwo mehr deutlich gesagt wird, weshalb anfangs der Eindruck entstehen könnte, alles spiele sich am äußeren Mauerring ab.
  Peinlich, wenn so der Eindruck entsteht, dass der Autor selbst etwas verdreht hat.
  Die Frage, die sich mir stellt, ist da natürlich: Wenn ich diese Fehler beim ersten Lesen selbst übersehen habe - ist das ein Hinweis darauf, dass sie so versteckt sind, dass sie ohnehin kein unbeteiligter Dritter bemerkt? Oder habe ich sie gerade darum übersehen, weil ich weiß, was eigentlich da stehen sollte, während der unbeteiligte Leser gerade deswegen verwirrt wird?
 
Die Erfahrung sagt mir, vermutlich eher Ersteres. Die Sorge, das Letzteres der Fall sein könnte, bleibt. Und was auch bleibt, ist der ärgerliche Umstand, dass doch recht viel Zeit in die Fahnenkorrektur gewandert ist, und dass diese Arbeit nun vergebens war. Nicht nur, weil die Korrekturen nicht eingegeben wurden. Auch deswegen, weil sie komplett bei der Litho verschwunden sind und ich nicht einmal Kopien zurückbehalten habe, anhand derer ich die Korrekturen zumindest für eine Nachauflage noch mal nutzen könnte.

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