Freitag, 4. Januar 2013

Geld und Verantwortung

Wenn Kanzlerkandidat Steinbrück sich über die niedrigen Kanzler-Gehälter beklagt, dann klingt das im ersten Augenblick politisch ungeschickt, aber irgendwie nachvollziehbar. Und so fiel auch weitestgehend das Urteil in der Presse aus. Nachvollziehbar ist es ja schon, dass ein Kanzler, der immerhin »ganz Deutschland managen« soll, dafür genauso verdienen sollte wie ein Sparkassen-Chef mit viel geringerer Verantwortung.
  Habe ich im ersten Augenblick auch gedacht. Aber je länger ich darüber nachdenke, umso mehr muss ich davon abrücken. Steinbrücks Aussage, dass der Kanzler aufgrund seiner größeren »Verantwortung« nicht weniger verdienen sollte als ein Firmenboss in der Wirtschaft, ist nicht nur politisch ungeschickt - sie auch einfach falsch.

Der erste Grund dafür liegt im Gehalt der Firmenbosse begründet: Noch vor einem Jahrzehnt wurde allgemein beklagt, dass die Manager in Deutschland international zu wenig verdienen, und dass darum Spitzenkräfte aus Deutschland abwandern. Mit dieser Begründung wurden die Gehälter für Manager erhöht ... und erhöht ... und erhöht. Bis sie inzwischen, gemäß der letzten Studie, die ich zu diesem Thema gelesen habe, im internationalen Vergleich zu den höchsten gehören. Und weit höher sind, als nötig wäre, um Führungskräfte zu halten ... von der Frage, wie angemessen sie sind, mal ganz abgesehen; denn man kann davon ausgehen, dass auch die schlechter bezahlten Führungskräfte im Ausland sich schon recht satte Aufschläge gönnen.
  Also: Nicht der Kanzler verdient zu wenig verglichen mit den Führungskräften der Wirtschaft; ganz im Gegenteil verdienen die Manager zu viel. Der Vergleich des Kanzlergehalts mit den Bezügen der Wirtschaft, die den Bereich des Anständigen längst verlassen haben, verbietet sich also ganz von selbst. Gerade, wer so ein verantwortungsvolles Amt wie das des Kanzlers anstrebt ... sollte die Selbstbedienungsmentalität zumindest ein bisschen besser kaschieren und nicht gleich öffentlich als Vorbild heranziehen.

Der zweite Punkt ist die Verantwortung. Unter Verantwortung verstehe ich nicht nur, dass man viel bestimmen kann und viel Einfluss hat, sondern dass man auch für Fehler geradestehen muss - sprich, die Verantwortung übernimmt.
  Was das betrifft, fällt mir kaum ein Beruf ein, wo das weniger ausgeprägt wäre als bei Politikern. Man trifft Entscheidungen, die das Schicksal aller Bürger betreffen, man jongliert mit Milliarden - und wenn's mal nicht so läuft, wie erhofft, dann hat man damit plötzlich gar nichts mehr zu tun. Vielleicht entlässt man mal einen Staatssekretär, oder einen Generalinspekteur, und schiebt denen die Verantwortung zu. Oder, wenn's ganz Dicke kommt, macht man sich mit einem fetten Ehrensold oder einem - ups! - gut dotierten Versorgungs-Managerposten vom Acker.
  Als eine der teuersten Fehlkonstruktionen erweist sich derzeit die Einführung des Euros. Nicht wegen unvorhersehbarer Schwierigkeiten, sondern aufgrund von Problemen, die bei der Einführung schon von Kritikern angesprochen wurden. Die Politiker, die sich damals darüber hinwegsetzten und verantwortlich waren, sehe ich heute trotzdem nicht in der vordersten Reihe der Zahler.
  Die Lorbeeren für das Vertragswerk nehmen sie gerne mit in den Ruhestand. Die Probleme ... ja, wer wird denn so kleinlich sein.
  Sprich: In der Praxis vermisse ich ein wenig die große Verantwortung, für die einem Kanzler ein größeres Gehalt zustünde.

Mein Fazit ist also: Steinbrück hat irgendwo doch recht. Im Konjunktiv gedacht: Wenn Politiker mehr Verantwortung übernähmen, dann wäre das wohl auch ein größeres Gehalt wert. Mein Vorschlag wäre also, das eine zusammen mit dem anderen einzuführen. Mehr Geld für den Kanzler - aber dafür wird er für jede Entscheidung seiner Amtszeit finanziell in vollem Umfang haftbar gemacht und haftet mit seinem Privatvermögen für alles, was sich nicht so schön entwickelt, wie er es bei Einführung vorgerechnet hat.
  Diese Regelung darf man gerne auch auf jeden anderen Politiker ausdehnen. Wer ein öffentliches Bauprojekt befürwortet und einen Kostenplan dafür vorlegt, der zahlt jede Budgetüberschreitung aus eigener Tasche. Wer ein Gesetz durchbringt und nur die Vorteile nennt - der zahlt später Schadensersatz, wenn die Vorteile nicht eintreten oder erwartbare, aber verschwiegene Nachteile zutage treten.
  Wenn so eine Regelung kommt, dann bin ich auch für eine saftige Erhöhung der Gehälter. Gerne auch in unanständige Höhen - für die Gesellschaft kann es nur gut sein, wenn die Politiker jeden Fehler am eigenen Geldbeutel spüren; und wenn die Politiker, die einen guten Job machen, dafür reich werden können, sei es ihnen auch gegönnt.
  Aber solange das nicht so ist, solange die Politiker nur entscheiden, aber für Fehler nicht verantwortlich sind und nicht geradestehen müssen ... ist ein Beamtengehalt absolut angemessen, und nicht der Vergleich zur freien Wirtschaft.

Dienstag, 1. Januar 2013

Day-Zero-Project

Das neue Jahr hat begonnen, und diesmal starte ich auch mal mit guten Vorsätzen. Nicht ganz, denn die Vorsätze sind nicht wirklich aufs Jahr bezogen: Ich habe mir gleich einen »Knapp-drei-Jahresplan« erstellt.
  Vor einigen Wochen wurde ich über ein Forum auf die Aktion »101 Dinge in 1001 Tagen« aufmerksam. Das klang so interessant, dass ich mir auch eine Liste mit derlei »Dingen« zusammenstellen wollte. Die ursprüngliche Idee dazu ist schon etwas älter und stammt vom so genannten »Day-Zero-Projekt« - mehr konnte ich darüber allerdings nicht herausfinden, weil die Originalseite offline ist. Wie gesagt ... etwas älter.
  Aber nicht schlimm. Hier geht's ja um meine persönliche Umsetzung. 101 Dinge zu finden, die ich in knapp drei Jahren erledigen will, war dann doch nicht so einfach. Das ist doch eine Menge Stoff. Das Aufstellen der Liste hat also eine Weile gedauert, und ich habe immer noch ein paar Slots frei - ich will ja flexibel bleiben und mich nicht gleich für drei Jahre komplett festlegen.
  Jetzt stehen dort Zwei-Tages-Projekte wie gewisse Bücher lesen neben »Dingen«, die zumindest drei volle Arbeitsmonate in Anspruch nehmen. Aber darauf kommt es nicht an. Wichtig ist vor allem: Wenn ich die Liste abarbeiten kann, schaffe ich endlich mal eine Menge, was ich schon lange vor mir herschiebe. Von häuslichen Renovierungen bis zur Abarbeitung meines Bücherstapels. Und die Liste ist machbar, erfordert allerdings ein wenig mehr Disziplin, als ich gemeinhin aufbringe.
  Und der erste Tag meines neuen »Abarbeitungs-Planes« ist heute ... Eher zufällig, weil das Enddatum der 1001 Tage sich schlicht leichter berechnen lässt, wenn man mit dem neuen Jahr startet. So bin ich also ganz nebenbei an Silvestervorsätze gelangt, die mich noch fast bis Oktober 2015 begleiten werden (buchstäblich, denn die Liste klebt an meiner Schrankwand).
  Und, nein: Regelmäßigere Updates fürs Blog stehen nicht darauf - die Aktion fordert nämlich klar definierte und abzählbare Ziele. Und so ein Blog ist ja eine stetig wiederkehrende Herausforderung und nichts, was man einfach mal »anpacken, abarbeiten und abschließen« könnte. Da muss ich mich also weiterhin selbst motivieren ... und dann und wann vermelden, wie's so vorangeht mit den »101 Zielen«.