Dienstag, 29. Mai 2007

Lomax' Spinnereien, Teil 3

Auf meiner Rückfahrt von Wangerooge hatte ich einen längeren Aufenthalt am Bahnhof Sande in Ostfriesland. Ich setzte mich auf eine Bank und dachte mir, die halbe Stunde lässt sich gut noch mit einem gemütlichen Tässchen Tee überbrücken. Also, Thermoskanne ausgepackt, Tee eingeschenkt und dann erst mal alles auf dem Koffer abgestellt. Zum Glück habe ich einen großen, klobigen Koffer, der sich gut als Tischchen hinstellen lässt.
  Zum Glück jedenfalls, wenn man eine Ablage braucht. Wenn man ihn allerdings durch die Gegend oder gar durch enge Abteilgänge tragen muss ... aber schweigen wir von derlei Dingen.
  Ich trinke also gemütlich meinen Tee, werde nach gut zehn Minuten fertig und will alles wieder verstauen. Und was sehe ich da? Eine kleine Spinne hat die Pause genutzt und baut sich gerade ihr Netz zwischen der Thermoskanne und deren Griff. Das ist schlecht. Denn wenn ich nun den einklappbaren Griff der Kanne bewege, könnte die Spinne schmerzhaft eingeklemmt werden. Und selbst wenn sich das vermeiden lässt, ist der Gedanke, die Kanne mitsamt Spinne wieder in den Koffer zu packen, auch nicht gerade so prickelnd. Im Grunde ist es ja nicht mein Problem, was mit so einer Spinne passiert, die bei der Wahl ihres Wohnortes schon die einfachsten Sicherheitsbestimmungen außer acht lässt – aber andererseits empfinde ich doch eine gewisse Verantwortung, die ich nicht übernehmen will.
  Also musste ich erst mal einen halbwegs sicher wirkenden Platz finden und die Spinne daselbst aussetzen.


Lustigerweise hatte dieser Vorfall am Morgen eine Vorgeschichte. In meinem Zimmer auf Wangerooge lebte nämlich am Fenster eine recht winzige Spinne, die ich jeden Morgen und Abend beim Lüften sah. Nur am Tag meiner Abreise war der Winkel leer, und ich fragte mich schon, wo die Spinne sich wohl versteckt hat.
  Die Spinne an meiner Thermoskanne sah genauso aus, und nun frage ich mich ...
  Nun, sagen wir es so: Das könnte jedenfalls die Antwort auf die vorher im Blog schon erwähnte Frage sein, ob diese Viecher inzwischen hinter mir herreisen. In meinem Koffer. Verborgen in den Nischen, die am Griff meiner Thermoskanne zu finden sind.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Magneto ist am Zug!

Seit den X-Men wissen wir es: Es kann der Beste nicht im Zuge arbeiten, wenn Magneto sich im Eisenbahnwaggon herumtreibt. Die Deutsche Bahn, sonst ja für ihre Kundenfreundlichkeit bekannt, hat diesen Herrn trotzdem bereitwillig eingeladen.
  Es begab sich nämlich auf meiner Rückfahrt von Wangerooge, dass ich unter vielerlei Mühen endlich einen Sitzplatz im IC ergattern konnte (und von diesen vielerlei Mühen will ich des weiteren schweigen; von den schlechten Verbindungen, zahllosen Umstiegen, lachhaft optimistischen Umsteigezeiten bei der Fahrplanauskunft. Und davon dass ich mich, um zu diesem einen freien Sitzplatz zu gelangen, mehrere Waggons weit mit schweren Koffern durch überfüllte Gänge schlagen musste).
  Als ich jedenfalls endlich den Sitzplatz gefunden hatte, dachte ich mir, jetzt kann ich die Fahrt noch sinnvoll zum arbeiten nutzen. Ich klappte also das Tischchen herab, will meinen Laptop darauflegen – und stutze.
  Fette Warnaufkleber prangen auf der Ablage und teilen mir mit, dass dieses Tischchen über eine Magnethalterung verfügt und ich doch bitte schön Vorsicht walten lassen soll, wenn magnetische Datenträger im Spiel sind. Nun, wie nicht anders zu erwarten, verfügt mein Laptop über eine Festplatte, und das ist ein magnetischer Datenträger. Ich habe mich also nicht getraut, das Gerät auf diesen magnetisierten Tisch zu stellen, und dementsprechend war's auch nichts mit der Arbeit bei der Zugfahrt.


Dass man im Zug mit dem Laptop arbeitet, ist ja nichts Ungewöhnliches. Dass bei der Arbeit mit dem Laptop meist auch magnetische Datenträger im Spiel sind, damit kann man auch rechnen. Und die Warnaufkleber auf den Tischen zeigen ja auch, dass der Bahn das Problem durchaus bekannt ist – und sie sich trotzdem entschlossen hat, es zu ignorieren und den Ärger auf den Kunden abzuwälzen.
  Und so frage ich mich, verdammt noch mal: Wie kommt man überhaupt auf die Idee, anstatt der sonst üblichen Riegel ein magnetisches Haltesystem in die Platten dieser Tischchen einzubauen? Wenn man durch einen gut besetzten Wagen geht, sieht man immer zumindest drei, vier Leute, die auf eben diesen Tischen mit Laptop arbeiten. Da werden nicht nur dann und wann, sondern insgesamt und täglich tausende magnetischer Datenträger drübergeschoben – kein Problem, wenn man nur ein Warnschild dranklebt?
  Kein Problem jedenfalls für die Bahn.
  Aber als Kunde finde ich: Diese Tische gehören raus. Und genauso die hirnlosen und praxisfernen Designer, die überhaupt auf die Idee zu einer solchen Konstruktion kamen. Vielleicht kann ich dann irgendwann mal eine Bahnfahrt unternehmen, ohne hinterher eine Klage in mein Blog schreiben zu müssen.

Samstag, 5. Mai 2007

Lomax' Spinnereien, Teil 2

Letzte Woche war ich ja an der Nordsee, genau gesagt wieder mal auf Wangerooge. Da habe ich mir auch ein Fahrrad geholt, und vorne, vor dem Lenker, zwischen den beiden aufstrebenden Kabeln vom Dynamo, hat sich sogleich auch eine kleine Spinne ihr Netz gesponnen. Offenbar dachte sie, mit diesem quer zur Fahrrichtung stehenden Filter anständig Beute aus der Luft fischen zu können, während ich die dafür erforderliche Bewegungsenergie zur Verfügung stelle.
  Nun ja, kurz gesagt: Der perfide Plan des winzigen Achtbeiners, andere für sich arbeiten zu lassen, ging nicht auf. Denn was auch immer er zu fangen gehofft hatte: Als ich friedlich und nichts ahnend an den Dünen entlangfuhr, flog es mir in den Mund.
  Und ich hasse es wirklich, beim Radfahren Mücken oder Eintagsfliegen ins Gesicht zu kriegen.


Davon abgesehen war diese einwöchige Flucht auf die Insel zur Hauptallergiezeit allerdings ein voller Erfolg. Auch ohne Tabletten war ich annähernd beschwerdefrei und konnte mich von den Schnupfenanfällen der Vorwochen auch wieder gut erholen. Das Wetter war auch gut, sogar besser als zuhause, weil die Hitze niemals unangenehm war und durch den Seewind gemildert.
  Lustigerweise kann man auch kaum von einem Urlaub sprechen, weil ich auch an Arbeit mehr geschafft hatte als vorher daheim. Denn den Laptop kann man ja immer mitnehmen, und heutzutage, wo man auf diese Weise sein ganzes Büro in die Aktentasche bekommt, ist wegfahren allein kein Grund mehr, um die Arbeit zu unterbrechen. Und wenn man sich dann auch noch fit fühlt, steigert das die Produktivität sogar.
  Und das geht bis in den Hobbybereich: Denn obwohl ich viel auf der Insel unterwegs war und auch diverse Kurse belegt habe, dann auch noch ein normales Arbeitspensum absolvierte – habe ich ganz nebenbei fürs Hobby auch noch mehr geschafft bekommen, als ich sonst nur zu träumen wage. Ich habe sogar wieder ein Abenteuer für die „Matrix“-Rollenspielgruppe vorbereitet. Da hatte jeder Tag auf der Insel gefühlte 30 Stunden – allerdings nicht wegen Langeweile ;-)
  Aber man kennt das ja: Wenn man sich langweilt, kommt einem die Zeit lang vor, aber im Rückblick betrachtet fragt man sich, wo sie geblieben ist. Ist man hingegen gut beschäftigt, vergeht die Zeit wie im Fluge – aber im Nachhinein denkt man, es wäre alles viel länger gewesen.
  Mir jedenfalls kam der Aufenthalt an der See im Nachhinein eher wie zwei Wochen vor.


Nun ja, und was die Spinne am Fahrrad betrifft: Die habe ich mir später noch mal genauer angeschaut. Sie hatte auch ein Kreuz auf dem Rücken, war kleiner als ein Stecknadelkopf und sah ziemlich so aus, wie die Babyspinnen in meinem Wohnzimmer in der Woche davor. Danach habe ich mich erst mal gefragt, ob die Viecher mir jetzt schon hinterherreisen.
  Diese Frage wurde kurz darauf beantwortet.


Aber dazu mehr im dritten 3. Teil meiner Spinnereien.

Mittwoch, 2. Mai 2007

CSI Fantasy

Am Montag startete meine neue Rollenspielgruppe. Nur halb zum Spaß habe ich diese Kampagne unter dem Titel „CSI Fantasy“ laufen lassen – denn es soll ein Kriminalrollenspiel werden, das auf derselben Fantasywelt angesiedelt ist, wo ich schon meine Standard-Fantasykampagnen angesiedelt habe.
  Während im „normalen“ Rollenspiel immer eine Gruppe mehr oder minder zusammengewürfelter „Abenteurer“ im Mittelpunkt standen, die recht orientierungslos durch die Welt wanderten und ... nun, eben Abenteuer erlebten, ist der Ansatz diesmal ein anderer. In der vorherigen Kampagne folgte die Perspektive, die „Kamera“, immer der Gruppe – nun steht sie auf einem Ort und einer Institution, nämlich dem „3. Kommissariat des Kaiserlichen Appallationsgerichtshofs“.
  Die Spieler sind Angehörige dieses Kommissariats, oder zuarbeitende, freie Mitarbeiter, jedenfalls mit einer festen Stellung und einer Position; und auch mit einem sozialen Umfeld und festem Wohnsitz. Im Zentrum der „Abenteuer“ stehen Kriminalfälle, die der Appellationsgerichtshof zu bearbeiten hat – oft in der Hauptstadt, aber die Ermittlungseinheit kann auch mal an andere Orte des Reiches geschickt werden. Aber auch im Falle einer Reise gilt, im Gegensatz zu den sonst üblichen Verhältnissen im Fantasy-Rollenspiel: Die Reise hat ein absehbares Ende, und danach gibt es wieder ein festes Zuhause, zu dem alle Spieler zurückkehren und an dem der Ausgangspunkt für das nächste Abenteuer liegt.
  Neben den eigentlichen Abenteuern ist durchaus auch ein gewisser „Soap“-Anteil vorgesehen: Das Leben der Spielfiguren besteht nicht nur aus dem Beruf, sondern auch private Episoden und Probleme der Figuren sollen eine Rolle spielen, bzw. sollen „rollengespielt“ werden. Und das ganze vollzieht sich vor dem Hintergrund eines dekadenten Hofes und eines Reiches am Abgrund, in einem Setting, dass sich im Laufe des Spiels dramatisch verändern wird. Lustigerweise haben beinahe alle Spieler schon mal in meiner „normalen“ Fantasygruppe gespielt und den gleichen Zeitraum aus einer ganz anderen Perspektive erlebt.
Bei diesem ersten Abenteuer konnte ich das Geplänkel im Hintergrund mitsamt der NSCs noch zurückstellen: Es reichte schon das Konfliktpotenzial innerhalb der Gruppe aus, um einen Drittel des Spielabends mit „Kennenlernen“ zuzubringen. Und da konnte ich gleich erleben, wie viel Potenzial das Szenario hat, um Spielfiguren in peinliche Situationen zu bringen, Beispielsweise, wenn zwei der Charaktere für ihren Vorgesetzten bei einer wichtigen Persönlichkeit einen Termin vereinbaren wollen, dann feststellen, dass der Grund für diesen Termin sich ziemlich lächerlich anhört, wenn man ihn ausspricht – und zu guter Letzt dann erkennen, dass keiner von ihnen sich an den Namen des neuen Vorgesetzten erinnert, für den sie den Termin vereinbaren wollen.
  Was vielleicht auch besser war, weil dieser Vorgesetzte gar nichts davon wusste, dass die beiden in seinem Namen dort vorsprachen ...
  Irgendwann kam ich dann zu dem Schluss, dass man jetzt doch dringen mit dem eigentlich Fall anfangen muss – was tatsächlich dazu beitrug dass die Gruppe sich dann etwas besser zusammengerauft und auch zusammengearbeitet hat (ein gemeinsames Ziel ist halt immer nützlich). Aber viele Fragen blieben trotzdem noch ungelöst im Hintergrund stehen, und das finde ich auch eigentlich gut so.
  Ich bin schon gespannt auf die nächsten Abende ...