Freitag, 1. Dezember 2017

Mein Ärger mit Windows 10

Oft genug habe ich erwähnt, dass ich eigentlich keine 10 Minuten vor einem neuen Windows-System sitzen kann, ohne mich zu ärgern. Wenn man mich allerdings nach einem
Beispiel fragt, fällt mir meist nichts ein - meist entzündet sich der Ärger an überflüssigen Kleinigkeiten, die viel Zeit kosten, deren konkreten Anlass und Ablauf ich aber genauso schnell vergesse, wenn’s vorbei ist. Nur der Ärger bleibt.
  Also habe ich mir gedacht, ich halte den letzten Fall hier mal fest, bevor er sich in meinem Gedächtnis wieder auflöst und ich in der nächsten Diskussion wieder nur die unbefriedigende Auskunft geben kann, dass ich Windows 10 schlecht finde und es einfach nicht rund läuft.

An unserem Beamer haben wir einen Windows-10-NUC angeschlossen - Windows 10 gab’s halt umsonst dazu und ich dachte mir, den Rechner will ich eh nur als Smart-TV-nutzen, um Filme zu schauen. Also ist das Betriebssystem doch egal und ich kann alles so lassen, wie es ist, ohne mir zusätzliche Arbeit zu machen ... oder?
  Nun, seit gestern bereue ich die Entscheidung.
  Das Ganze fing damit an, dass Windows 10 nach dem Filmgucken ein Update installieren wollte. So weit erst mal nicht tragisch - leider war es ein »großes« Update, und nach 10 Minuten stand es weiterhin bei 0 %. Da beschloss ich, dass ich den Beamer nicht so lange laufen lassen will, und hab ihn ausgeschaltet. Der Computer kann sein Update ja auch allein installieren.
  Vier Stunden später war er immer noch an, und eigentlich wollte ich ihn nicht dauerhaft laufen lassen. Allerdings wusste ich nicht, ob das Update fertig ist, und mitten im Prozess den Strom abziehen, war mir zu heikel. Leinwand wieder aufstellen, Beamer anschalten, nur um den Rechner runterzufahren - das war mir jedoch auch zu aufwendig.
  Zum Glück hatte ich ein hinreichend langes HDMI-Kabel bis zum Fernseher. Und damit fing es dann an, richtig ärgerlich zu werden.

Auf dem Fernseher war zwar ein Bild zu sehen, aber nur ein sekundärer Bildschirm - weder ein Button zum Runterfahren, noch konnte man sehen, ob auf dem Desktop irgendeine Meldung steht, die man beachten muss. Kein Problem, das kenne ich auch unter Linux, wenn man einen zweiten Bildschirm anschließt: Schnell mit der rechten Maustaste die Monitoreinstellungen geöffnet, um die Ausgabe auf den einzigen eingeschalteten Bildschirm zu lenken ... Und nichts passiert.
  Noch mal die Monitoreinstellungen aufgerufen ... Immer noch nichts. Da dämmerte mir langsam, was da geschieht: Windows 10 macht die Fenster automatisch auf dem Hauptbildschirm auf. Den ich nicht sehen kann - das war ja gerade das Problem, das ich mit Hilfe des Fensters beheben sollte.
  Und, sorry, hier muss ich derb werden: Was für eine schwachsinnige Entscheidung ist das, neue Fenster nicht da zu öffnen, wo der Nutzer gerade arbeitet? Wie oft kommt es wohl vor, dass der Nutzer auf einem Monitor irgendwas öffnet und das Ergebnis auf dem anderen sehen will? Dass er irgendwo anders arbeitet und nicht da, wo er er mit dem Cursor steht?
  Wie auch immer, durch diese gestalterische Entscheidung hat der verantwortliche Microsoft-Programmierer jedenfalls dafür gesorgt, dass aus »mal kurz nachgucken« eine längere Aktion wurde. Damit ich auf dem Fernseher was sah, musste ich erst mal das Kabel zum Beamer rausziehen und den Fernseher zum einzigen Ausgabegerät machen. Leider ist das Kabel nicht gerade leicht zugänglich, weil der Rechner irgendwo hinter den Medien steht. Als ich dann auf die Programmfunktionen Zugriff hatte, brauchte ich noch mal mehrere Anläufe, um die Monitoreinstellungen abzuschließen - weil der Mauszeiger plötzlich einen Lag hatte, und wann immer ich etwas Falsches klickte, musste ich erst mal eine auf der anderen Seite des Bildschirms erscheinende Fehlermeldung wegklicken, ehe ich fortfahren durfte (danke, Microsoft, dass diese Fehlermeldung sich nicht über die üblichen Tastatur-Shortcuts schließen ließ).
  Wo ich schon mal dabei war, wollte ich den Multi-Monitor-Betrieb auf »gespiegelten Desktop« stellen, damit ich denselben Ärger nicht nochmal habe (ich könnte zwar schwören, dass ich genau das schon eingestellt hatte, bevor ich den Rechner nach hinten geschoben habe, und dass diese Einstellung nicht gespeichert wurde - aber geben wir Windows 10 mal den »Benefit of Doubt«). Leider musste ich feststellen, dass man den Multi-Monitor-Betrieb nicht konfigurieren kann, bevor man den zweiten Bildschirm anschließt, sondern nur dann, wenn bereits zwei Monitore angeschlossen sind ... sprich, wenn man bei ungünstiger Konfiguration gar nichts sieht.
  Vielen Dank, Microsoft, auch für die Einstellungs-Entscheidung :-(.
  Also, unverrichteter Dinge den Rechner runtergefahren (immerhin war das Update fertig - wie ich durch ein Infofenster erfuhr, das sich während meiner Arbeiten quer über alle anderen Fenster öffnete und erst mal zwei Minuten den Rechner einfrieren ließ, bevor es mich fragte, ob ich mehr über das »Fall Creators Update« erfahren will [oder wie auch immer das genau hieß - ich war zu dem Zeitpunkt nicht sehr aufnahmefähig, sondern wild am Fluchen, weil das System so lange auf keine meiner Eingaben reagiert hatte, ohne dass zunächst ein Grund ersichtlich war. Ist ja offenbar wahnsinnig aufwendig, so ein Infofenster einzublenden]). Danach konnte ich dann wieder das VGA-Kabel zum Beamer reinfummeln.
  Und habe insgesamt keine halbe Stunde gebraucht, nur um »mal eben schnell« den Computer auszumachen.

Also, das war der Windows-10-Ärger des gestrigen Tages. Alles in allem eine Kleinigkeit. Aber eben sinnloser Stress und Zeitverschwendung, die nur durch ein paar unglücklich programmierte Mechanismen des Betriebssystems verursacht wurden. Kann passieren, war ja auch eine sehr spezielle Situation - mein Problem dabei ist nur, irgendetwas in der Art passiert mir regelmäßig mit Windows 10, in egal welcher Situation.
  Ich setze mich hin, um mal eben schnell was Harmloses zu machen. Und dann stelle ich fest, was nicht läuft und wie schwer man es einem dabei machen kann, das zu beheben. Und das passiert mir nur bei den neueren Windows-Versionen - je neuer, desto häufiger. Ich bin also mittlerweile nicht mehr bereit, das wirklich auf die »Umstände« zu schieben oder es für einen Zufall zu halten. Tatsache ist, Windows ist entweder scheiße programmiert von der Anwendbarkeit, oder die Denkweise der Produktdesigner läuft völlig verquer zu meiner eigenen, zu meiner Arbeitsweise und meiner Systembeschaffenheit.
  Was auch immer der Grund ist, für mich ist das einfach unbenutzbar. Und inzwischen überlege ich mir, ob ich nicht auch auf diesem Media-Computer lieber Linux installieren sollte - auf einem System, wo ich eh nur einen Browser zum Streamen oder einen Mediaplayer aufrufe und mit dem Betriebssystem so gut wie gar nicht in Berührung komme.
  Selbst das ist bei Windows 10 schon zu viel, wie mir langsam dämmert.