Freitag, 27. Oktober 2006

Da fasst man sich doch an den Totenkopf ...

Heute möchte ich mal zwei kleine Geschichten erzählen: Es muss im Jahr 1984 oder '85 gewesen sein, ich war wohl so etwa 16 und saß mit ein paar Freunden zusammen. Einer erzählte, dass er einen Totenschädel gefunden und jetzt auf dem Schreibtisch stehen hätte. Das war in dem Alter cool, und man unterhielt sich weiterhin, wo man so was finden oder kaufen kann, ob ein entsprechendes Angebot wohl echt sei etc. pp.
  Einige Jahre später war ich selbst bei der Bundeswehr, und ein paar Spinner redeten darüber, dass sie mal nachts auf einem nahe gelegenen Friedhof ein paar Gebeine ausgraben wollten. Das fanden sie cool, aber ich bezweifle, dass sie es jemals getan haben – jedenfalls wusste die örtliche Presse nichts dergleichen zu vermelden.
  Im letzten Fall wurde sicher eine Grenze überschritten, aber die Bandbreite zwischen Geschichte 1 und 2 zeigt doch deutlich: Was derzeit in der Presse als »Bundeswehrskandal« aufgebauscht wird, spiegelt schlichtweg die gesellschaftliche Realität wieder.


Wer meine ausführliche und sachlich ausgewogene Meinung zu dem Thema lesen mag, der klicke einfach hier weiter.


Wer es lieber kurz, knackig und emotional haben will ... nun, da habe ich das Treffendste leider schon als Kommentar bei den Shortnews von Stern gelesen und könnte es selbst auch nicht provokanter auf den Punkt bringen: »Wieso haben die nicht einfach kleine Kinder mit Streubomben bombardiert, wie es anständige Nationen machen? So 'nen Totenkopf hochheben ist schon arg übel.«
  Irgendwie hatte ich beim Lesen dieser Zeilen das Gefühl, dass sie die Bedeutung dieses »Bundeswehrskandals« sehr genau ausdrücken; und auch die Diskrepanz zwischen der politischen Empörung in diesem Zusammenhang und der Realität in der Welt dort draußen. Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass alle Politiker, Generäle, Journalisten etc., die jetzt laut über diese Totenschändung lamentieren, sich maßstabsgerecht und ebenso kompromisslos äußern, wenn demnächst mal wieder irgendwo Totenschädel produziert werden.

Montag, 23. Oktober 2006

Der spielsüchtige Staat

Im Zuge des großen Lotto-Jackpots feierte der Sozialneid ja mal wieder fröhliche Urständ ... Und, ja, ich weiß: Dieser Jackpot ist nicht mehr die neueste News, aber ich liege im Blog halt ein wenig zurück ;-)
  Sei's drum: Ich fand es schon bemerkenswert, wie sich der blinde und negative Aktionismus in den Zeitungen breit machte. Da kamen die Schreiberlinge zu Wort, die einen Gewinn dieser Größe für unmoralisch hielten, weil solche Jahreseinkommen nur Managern vorbehalten bleiben sollten, die erfolgreich Arbeitsplätze abgebaut und dementsprechend etwas für ihr Geld geleistet haben. Und in der Politik kam gleich das Thema auf, solche Gewinnhöhen in Zukunft zu beschränken.
  Hat das etwa damit zu tun, dass weder Journalisten noch Politiker den Jackpot geknackt haben, was natürlich schwer zu verknusen ist? Aber nein, der laut genannte Grund war natürlich in beiden Fällen der Kampf gegen die Spielsucht. Es ist ja immer ein wichtiges Anliegen derer, die sich dazu berufen fühlen, Wähler respektive Leser vor der eigenen Dummheit zu schützen.
  Dabei ist die Heuchelei und Unglaubwürdigkeit dieser Ausrede selten so leicht zu durchschauen wie in diesem Fall. Denn eine Sucht erfordert per definitionem eine gewisse Kontinuität: Lässt man sich einmal durch besondere Umstände zu etwas verlocken, liegt keine Sucht vor. Eine solche hat man erst dann, wenn man zwanghaft ein Verhalten immer wieder ausüben muss, und weder äußere Umstände noch eigenes Wollen das noch zu beeinflussen vermögen.
  Vor diesem Hintergrund ist ein so hoher Jackpot dem Suchtverhalten sogar eher entgegengesetzt: Zwar mag sich der eine oder andere zum Spielen verleiten lassen, doch gerade die Fallhöhe nach der zwangsläufig erfolgenden Auszahlung verhindert, dass sich eine Routine entwickeln kann. Insofern könnte man also zu dem Schluss gelangen, dass genau das verhindert werden soll: dass allzu viele ernüchterte Spieler nach dem Jackpot die mickrigen Sümmchen nicht mehr zu würdigen wissen, die es zu gewinnen gibt, und der Lotterie somit »Spielsüchtige« und Einnahmen verloren gehen.


Aber dieser Schluss ist natürlich nicht nur zynisch und boshaft, sondern auch zu kurz gedacht. Im Hintergrund dieser Diskussionen, vor allem aufseiten der Politik, steht nämlich immer noch das kürzliche Urteil des Verfassungsgerichtes. Darin wurde festgehalten, dass ein Glücksspielmonopol des Staates zwar rechtmäßig ist, aber nur dann, wenn der Aspekt der Spielsuchtbekämpfung auch glaubwürdig verfolgt wird.
  Und darum geht es: nicht um Zusammenhänge, sondern um öffentlich vorzeigbares Handeln, sprich: Aktionismus. So ein Jackpot hat Öffentlichkeitsinteresse, und daher ist die Verlockung natürlich groß, sich dort hinzustellen, wenn man gesehen werden will. Zeitungen können mit ein wenig Betroffenheits-BlaBla Emotionen schüren und ein paar Blätter mehr verkaufen; ob an wirklich betroffene oder darüber empörte Leser interessiert auch niemandem. Und die Politik kann hier ganz unauffällig in die Öffentlichkeit tragen: Guckt mal, wir tun was *wink wink ans BVG*.
  Und wenn man zeigen kann, dass man die Spielsucht bekämpft, ohne wirklich einen der regelmäßigen Spieler abzuschrecken, ist das natürlich umso besser.


Für mich ergibt sich damit allerdings, dass gerade dieser Mechanismus einen der besten Gründe gegen das staatliche Wettmonopol aufzeigt: Denn wenn eine Regelung so offensichtlich Heuchelei und Unehrlichkeit fördert, ist er ein schädlicher Faktor für das politische Klima. Wenn man also dieses Monopol nur erhalten kann, indem man Showmaßnahmen inszeniert und die Leute für dumm verkauft, dann ist es besser für Deutschland, darauf zu verzichten. Das politische Ethos liegt ohnehin schon am Boden – da kann man eigentlich keine Regelung gebrauchen, die Geld dafür verspricht, dass man auf diesem Ethos noch etwas mehr herumtrampelt.
  Wenn der Staat um diesen Preis am Glücksspielmonopol festhält, verhält er sich selbst wie ein Süchtiger, der vom Glücksspiel einfach nicht lassen kann, nur auf den verheißenen Gewinn schaut und dabei die eigene Integrität aus dem Auge verliert. In diesem Sinne: Es wird Zeit, dass der Staat etwas gegen seine Spielsucht unternimmt!

Samstag, 14. Oktober 2006

Klisti, das kleine Klistier

Eine besonders nervige Frage wird besonders oft an Autoren herangetragen: "Wie kommst du eigentlich zu deinen Ideen?" Nervig ist die Frage deswegen, weil man eigentlich nichts rechtes darauf zu antworten weiß. Und natürlich, weil sie immer wieder gestellt wird ;-).
  Wenn man also doch mal was dazu sagen kann, sollte man es vermutlich tun - ehe man wieder vergisst, wo Ideen eigentlich herkommen. Und gestern hatte ich tatsächlich eine Idee, bei der ich noch ganz genau weiß, wie sie zustande kam. Also, wer wissen will, wie Ideen so entstehen, der kann sich hier schlaumachen. Was auch immer dem Leser das bringen mag, denn hier geht es nur um die Geschichte ...


<... von einem Helden, den man sich echt in den Arsch stecken kann>