Dienstag, 18. Juli 2006

Heiß!

Was waren das noch für Zeiten, als ein Baum vor unserem Wohnzimmerfenster stand. Die breiteste Fensterfront geht nämlich nach Süden, und so bot dieser Baum jeden Sommer zur Mittagsstunde angenehmen Schatten, nicht nur für das Fenster, sondern auch für das Dach und das gesamt Haus. So war das damals – bis ich eine Nachmittags am Wohnzimmertisch saß und den ganzen riesigen Stamm auf mich zukippen sah.
  Zum Glück verfing er sich, kurz bevor er in das Zimmer und auf mich krachte, noch an irgendeiner gespannten Leine und bog kurz vorher zur Seite ab. Dort rasierte er nur noch eine Ecke vom Dach ab, was in gewisser Hinsicht vermutlich ein Glück war. Alles andere als glücklich ist hingegen, dass seither unsere Wohnung der Sommersonne schutzlos ausgeliefert ist. Und, wie gesagt: Die Hauptfront des Wohnzimmers geht nach Süden, und die Wohnung liegt unter dem Dach.
  Wenn draußen also die Sonne scheint, dann wird es hier drin schnell wärmer als draußen. Und wenn die Sonne drei Tage lang scheint, hat sich die ganze Bausubstanz so aufgewärmt, dass sie auch nachts die Hitze wie eine Heizung abstrahlt.


Und genau das passiert hier derzeit. Inzwischen sind die Temperaturen hier oben über 30 Grad gestiegen. Heute habe ich unsere DVD-Sammlung in den Keller evakuiert, wo die Heimkinoanlage schon seit einigen Wochen steht. Und die glosende Aura der Wände ist bemerkenswert ...
  Wer sich also dafür interessiert, was ich zur Zeit so treibe: In erster Linie leide ich unter der Hitze. Das erschwert auch die Arbeit hier, und zwar nicht nur körperlich, sondern sogar sehr direkt. Heute morgen, ich war gerade dabei, den ersten Korrekturausdruck der letzten Übersetzung zu drucken, da verabschiedete sich mein Computer. Einfach so – die Festplatte war nicht mehr ansprechbar und blieb auch so während meiner Reparaturversuche.
  Als ich einige Stunden später mit einem Packen Restaurations-CDs wieder auftauchte, funktionierte alles wieder problemlos. Vielleicht ein Hitzeschock? Ich werde jedenfalls rasch diesen Eintrag aufspielen, bevor sich dieser Vorgang wiederholt.

Freitag, 7. Juli 2006

Man kann ohnehin nichts Neues mehr schreiben ...

Diesen Spruch habe ich nun schon so häufig gehört – und zwar allzu oft als Ausrede für einfallslose Geschichten. Erst heute kam er auf einem Forum wieder zur Sprache, und das nehme ich jetzt mal zum Anlass, einen Blog-Eintrag diesem Thema zu widmen.


Angeblich muss man sich ja als Autor heutzutage nichts mehr einfallen lassen. Alles ist schon geschrieben worden, und Bücher wie die "20 Masterplots" legen nahe, dass im Grunde ohnehin nur dieselben Geschichten immer wieder wiederholt werden. Das ist aus einer gewissen Perspektive heraus sicher richtig – trotzdem ist es Blödsinn. Denn richtig wird es nur dann, wenn man die Bedeutung dermaßen allgemein fasst, dass überhaupt nichts mehr damit ausgesagt wird.
   Nehmen wir als Beispiel mal die Sprache: Die Anzahl der Worte ist endlich, selbst wenn man alle Worte in allen Sprachen zusammennimmt. Von ein paar Neologismen abgesehen ist jedes Wort auch schon mal verwendet worden - logischerweise, sonst würde ja niemand es kennen. Trotzdem: Wer würde behaupten, dass man "eh nichts Neues mehr sagen kann, weil jedes Wort schon mal irgendwo gefallen ist"? Und wer könnte das behaupten, ohne sich lächerlich zu machen?
  Und nichts anderes behauptet derjenige, der die Ansicht vertritt, dass man keine neuen Geschichten mehr schreiben könne. Denn genau wie Worte sind auch Redewendungen, Bilder, Themen und auch die »20 Masterplots« nur die Bausteine einer Geschichte. Zu behaupten, man könne keine neuen Geschichten mehr schreiben, weil ja die Bausteine alle schon mal verwendet wurden, ist in dem einen Fall so sinnlos wie in dem anderen. Denn eine Geschichte besteht nicht nur aus willkürlich in einen Topf geworfenen Bausteinen - die Komposition dieser Bestandteile ist entscheidend.
  Und weil im Gegensatz zu den Bestandteilen die Variationsmöglichkeiten derselben potenziell unendlich sind, kann man auch jederzeit etwas Neues schreiben.


Ich halte die Behauptung, dass es nichts Neues mehr gäbe, sogar in der Entwicklung eines Autors für schädlich. Ich muss dabei stets an meine Fahrschulzeit denken: Dort empfahl nämlich der Lehrer im Unterricht, dass man nicht auf die Hindernisse schauen soll, sondern auf den Weg an den Hindernissen vorbei. Denn ganz unbewusst folgt die Lenkbewegung immer dem Auge, und wer starr auf den gefährlichen Baum am Straßenrand blickt, der wird irgendwann auch dort landen; aber wer das Auge auf der Straße hält, der bleibt auch drauf.
  Diesen Vergleich finde ich für viele Bereiche recht treffend, und ganz besonders auch in diesem Fall. Wer also behauptet, es gäbe nichts Neues, der hält seinen Blick stets auf das Hindernis gerichtet, schaut starr auf den Baum am Straßenrand und sieht nichts anderes mehr. Denn wer stets den Gedanken im Hinterkopf hat, dass es »nichts Neues mehr gibt«, der wird das Neue auch nicht sehen; und wer die Ausrede schon in der Hand hält, wird sich auch leichter mit Ergebnissen zufrieden geben, für die er die Ausrede braucht.
  Wer hingegen felsenfest davon überzeugt ist, dass er die bahnbrechende, neue, noch nie da gewesene Idee gefunden hat ... irrt sich womöglich und oft, und komponiert doch nur zu 99% die altgewohnten Bestandteile in den altgedienten Bahnen. Aber er hält sich zumindest die Möglichkeit offen, jenes 1% zu finden, das gerade sein Werk einzigartig macht - durch Elan, fehlende Scheuklappen und den ständigen Drang, zumindest immer nach etwas Neuem zu suchen.

Sonntag, 2. Juli 2006

Froschalarm

Nach über einem Jahr ist es wieder so weit: Die Frösche sind zurück. Gestern (Sonntag) Nachmittag waren wir wieder an dem schon im letzten Jahr beschriebenen Brunnen, und wieder drängen sich Hunderte von Fröschen an der steilen Wand. Zwei Monate später als im letzten Jahr, und nur Hunderte, nicht mehr Tausende. Immerhin.
  Aber Stress wird das trotzdem wieder.


Morgen früh werde ich zuallererst mal zu den Fröschen rausfahren und alle bergen, die ich finden kann. Leider bin ich da ganz allein. Am Nachmittag könnte ich zumindest meine Freundin zum Fröschetragen mitnehmen – nur leider vertrocknen gerade in der Mittagssonne die Frösche reihenweise bei dem Versuch, die Brunnenwand emporzuklettern. Da ich unter diesen Umständen sowieso keinen ruhigen Vormittag haben werde, kann ich auch gleich rausfahren und mich drum kümmern.


Im letzten Jahr hatte ich mir ja fest vorgenommen, mich nicht noch mal auf so etwas einzulassen – wir haben damals in mehr als einmonatiger Arbeit Zigtausende von Fröschen geborgen und auf alle Feuchtgebiete im Umland verteilt. Damals waren wir leider nur zu dritt, und das war eigentlich viel zu viel Arbeit für drei Personen, vor allem, wenn man auch sonst noch was zu arbeiten hat.
  Ich hatte mir fest vorgenommen, für dieses Jahr Hilfe zu organisieren, aber das hat sich dann doch nicht so ergeben. Zum einen war der Zeitplan so undurchschaubar – durch den kalten Frühling sind die Tiere so spät dran, dass im letzten Jahr um diese Zeit schon alles vorbei war. Und dann sah es so aus, als gäbe es gar keine Frösche, sondern nur Kröten im Brunnen. Und die sollten stark genug sein, um aus eigener Kraft rauszukommen – aber was jetzt da an der Wand sitzt, sind dieselben käfergroßen Minifrösche wie im letzten Jahr.
  Und drittens sind es nicht so viele. Eigentlich sieht es nicht so aus, als würde es sich lohnen, jetzt noch Hilfe zu organisieren (mal abgesehen davon, dass das im letzten Jahr schon nicht funktioniert hat). Nur ein paar Hundert Stück – man sollte meinen, ich gehe morgen einmal um den Brunnen und habe in zwei Stunden alles eingesammelt und abgeliefert.
  Nur leider habe ich das auch im letzten Jahr an vielen Tagen gedacht, und dann haben sich die Reihen über Nacht doch wieder gefüllt. Na ja, letztendlich kann ich das wieder nur abwarten ...