Sonntag, 30. April 2006

Lomax fährt zur See

Morgen bin ich wieder unterwegs: Die Nordseeinsel Wangerooge ist das Ziel, und dort werde ich die nächsten drei Wochen verbringen.
Damit bin ich nicht ganz so aus der Welt wie vor einem Monat kurz vor Abgabe meiner letzten Übersetzung. Ich habe auch an der Nordsee durchaus Zeit, mich um mein Blog zu kümmern - allerdings weiß ich nicht, wie gut ich die Texte von dort aus online stellen kann.
Auf Wangerooge gibt es öffentlichen Zugang zum Internet, wie ich schon feststellen konnte. Unklar bleibt nur, wie gut alles klappt, und ob ich dort die Blog-Texte von meinem Pocket-PC auf den Internet-Rechner bekomme. Davon hängt ab, wie viel man in den nächsten drei Wochen hier von mir lesen wird.

Morgen oder Übermorgen weiß ich mehr. Ich schätze mal, dass ich auch im hohen Norden noch zwei Einträge pro Woche hinbekommen werde. Wenn man bis zum Wochenende nichts von mir hört, gab's wohl doch technische Probleme. Dann werde ich darüber motzen, sobald ich wieder zu Hause bin ;-)

Freitag, 28. April 2006

Wir sind ... die WM

Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass der BGH die Bezeichnung »Fußball WM 2006« für den allgemeinen Gebrauch freigegeben hat. Eine herbe Schlappe für die FIFA, die nur offiziellen Sponsoren gestatten wollte, mit diesem Spruch für sich zu werben. Und, ich muss sagen, ein Urteil, das ich nicht ohne eine gewisse Häme vernommen habe.
  Warum eigentlich? Wenn ich genauer darüber nachdenke, finde ich es eigentlich fair, dass nur diejenigen Firmen mit der Fußball-WM werben dürfen, die auch etwas zu ihrer Unterstützung beigetragen haben. Ist es nicht ungerecht, wenn nun irgendwelche Abzocker und Trittbrettfahrer auf einem Stuhl Platz nehmen, der von anderen Leuten bezahlt und aufgestellt wurde?
  Ich denke, in diesem Punkt hat der Ton die Musik gemacht: In den letzten Monaten waren die Zeitungen voll davon, in welcher kleinlichen und überzogenen Weise die FIFA ihre Rechte durchzusetzen versucht hat. Immer wieder war von Einzelfällen zu lesen, wo in unangemessener Weise nicht nur eine gewisse Lauterkeit im Wettbewerb durchgesetzt wurde, sondern wo die FIFA bis in den als alltagssprachlich empfundenen Bereich hinein durch den Porzellanladen gepoltert ist. Und damit hat sie zumindest bei mir viel Sympathie für ein eigentlich gerechtfertigtes Anliegen verspielt.


Wirklich fair ist das Urteil wohl nicht. Aber ich fühlte mich dabei doch ganz spontan an den Spruch erinnert: »Wer zu gierig ist, kriegt gar nichts.«
  Und das klingt in gewisser Weise durchaus gerecht.

Sonntag, 23. April 2006

Dienstag, 18. April 2006

Ehrenmord

Nun liegt also das Urteil im so genannten »Ehrenmord«-Prozess vor. Wer nicht auf dem laufenden ist: Es geht hier um eine junge Frau türkischer Abstammung, die von ihrem Bruder erschossen wurde, weil sie sich einer Zwangsheirat entzogen hat und sich in ihrem Lebensstil zu sehr an deutschen Maßstäben orientiert hat.
  Umstritten war in diesem Fall vor allem, in welchem Maße der Familie insgesamt eine Mitschuld zuzuschreiben ist. Nun wurde der Täter nach dem Jugendstrafrecht verurteilt, nahe an der Höchstgrenze des Strafmaßes. Und der Rest der Familie, dem man die Tatbeteiligung nicht nachweisen konnte, wurde freigesprochen.
  Das klingt, nüchtern betrachtet, treu nach Recht und Gesetz gehandelt. Und doch bleibt ein Gefühl der Unzufriedenheit, das auch im Blätterwald und in der politischen Landschaft nachhallt. Ein Gefühl, das allerdings mehr ist als bloßer Populismus oder »gesundes Volksempfinden« auf Bildzeitungsniveau. Denn wenn man die Zusammenhänge verfolgt, kann man dieses Empfinden durchaus auch sachlich auf den Punkt bringen und feststellen, dass es mindestens ebenso aus den Wurzeln der Rechtspflege gespeist wird wie das Urteil selbst.


Warum die juristische Aufarbeitung des »Ehrenmordes« zu Recht Unzufriedenheit zurücklässt, habe ich in einem ausführlicherem Aufsatz aufgeschlüsselt.


Nachtrag vom 20.4.2006:

Forderungen an die Familie des Täters, Deutschland zu verlassen, kommentierte die FDP-Politikerin Leutheusser-Schnarrenberger dem Kölner Stadtanzeiger zufolge mit den Worten: »Es gibt keine Sippenhaft in Deutschland«.
Sippenhaft bedeutet, dass das Umfeld eines Täters für eine Tat bestraft wird, mit der es nichts zu tun hat. Im vorliegenden Fall ist es allerdings genau umgekehrt: Auch wenn die Familie in strafrechtlichem Sinne nicht an der Tat beteiligt war, so hat sie die Tat doch gebilligt und die Grundlage dafür geschaffen. Und bestraft worden sind die übrigen Familienmitglieder für diese geistige und möglicherweise auch logistische Teilhabe an der Tat ja eben nicht.
Hier liegt also eher das Gegenteil von Sippenhaft vor, und die unverbindliche Anfrage an die Familie, ob sie tatsächlich in einem Land bleiben möchte, dessen Werte ihr derart fremd sind, klingt durchaus gerechtfertigt.

Schlimmer allerdings: Frau Leutheusser-Schnarrenbergers Worte sind eine Beleidigung für all diejenigen Personen, die tatsächlich in irgendeiner Form unter »Sippenhaft« zu leiden haben. Durch den Begriff »Sippenhaft« werden offensichtlich verwickelte und die Tat billigende Familienangehörigen mit unbeteiligten Angehörigen in einen Topf geworfen, was die Trennung zwischen Tätern und Opfern aufweicht.
Hier liegt also ein gutes Beispiel vor für das von mir im ausführlichen Artikel angesprochene »Bedenkenträgertum«, das Lösungen verhindert und letztendlich nur polarisiert und Öl ins Feuer gießt. Wer verhindern will, dass von »den Türken« oder »dem Ausländerproblem« geredet wird, der sollte froh sein, wenn sich der Blick auf ein tatsächlich verantwortliches Täterumfeld konzentrieren lässt.

Dienstag, 11. April 2006

Unter der Erde


Nachdem ich in den letzten Monaten so viel zu tun hatte, wollte ich den April ganz einem ausgedehntem Urlaub widmen. Wer jetzt glaubt, das wäre mit Reisen verbunden, der liegt da gar nicht mal so ganz richtig – verreisen werde ich im nächsten Monat, und die Arbeit reist mit. Als Freiberufler, der ortsungebunden arbeiten kann, hat »Arbeit« oder »Urlaub« nicht viel damit zu tun, wo ich bin; eher damit, was ich tue.
  Wenn die Arbeit mich also einholen will, so schafft sie das an der Nordsee ebenso gut wie bei mir zu Hause. Wenn ich Urlaub machen möchte, muss ich mir also was besseres einfallen lassen. Und das habe ich auch: Für die Dauer dieses Monats flüchte ich einfach unter die Erde! Einige hundert Meter durch finstere, feuchte Stollen, wie der Alex läuft, und vielleicht 50 Meter, wie der Maulwurf gräbt. Vorausgesetzt, es ist ein sehr kräftiger Maulwurf und er kann sich auf geradem Wege durch massives Felsgestein graben.
  Der Ort, an dem ich mich mitsamt meines Stapels ungelesener Bücher während des gesamten Aprils eingrabe, ist die Kluterthöhle in Ennepetal. Dort fahre ich derzeit jeden Morgen hin, und abends komme ich dann wieder nach Hause. Dort, unter dem Berg, ist es ruhig, handystrahlensicher und garantiert pollenfrei. Und genau deshalb sehe ich in den letzten Jahren auch zu, dass ich den Aprilmonat als allergieträchtigste Zeit in dieser Schutzzone verbringe.

Dienstag, 4. April 2006

wieder auferstanden

So, in den letzten Monaten war hier ja wenig los; und in den letzten Wochen sogar noch weniger. Dafür kann ich jetzt mitteilen, dass ich gestern die Übersetzung abgegeben habe, die mich in letzter Zeit so eingenommen hat.

  Durch drei Übersetzungen in Folge war ich im Verlauf des letzten halben Jahres schon sehr eingespannt, und vor allem zum Ende der Frist habe ich das immer stärker gespürt. Lois McMaster Bujolds "Hallowed Hunt" war dann auch das zumindest sprachlich anspruchvollste Werk von den dreien. Das merkt man dann auch an der Zeit, die man daran feilt.

  Das heißt nicht, dass ich in nächster Zeit dieses Blog wieder mit Inhalt überfluten werde. In den letzten Wochen ist auch noch eine Menge anderes liegen geblieben, was ich jetzt so nach und nach abarbeiten möchte. Beispielsweise auch, die Wohnung mal wieder aufzuräumen ;-)

  Aber zumindest komme ich in nächster Zeit wieder regelmäßiger dazu, Beiträge zu schreiben. Und mal mein Themenarchiv zu leeren, in dem ich in letzter Zeit Dinge gesammelt habe, über die ich schreiben wollte - aber aus Zeitgründen nicht konnte ...