Mittwoch, 26. September 2012

Zeitmaschine

Letztens habe ich mal wieder die Neuverfilmung der »Zeitmaschine« gesehen, und ich muss feststellen: Der Film gefällt mir auch beim dritten Anschauen noch. Vieles greift ineinander, ist sehr stimmungsvoll - auch wenn die Geschichte anders ist als in den früheren Verfilmungen oder gar im Buch. Aber andererseits hatten auch schon die vielgelobten älteren Filme nicht viel mit der Vorlage zu tun. Kann man dem neuesten Remake da seine Freiheiten vorwerfen?
  Nun, man kann, offenbar. Jedenfalls wurde das in der Rezeption des Films ja sehr oft getan und akribisch all die Neuerungen aufgeführt, die der moderne Film eingebracht hat. Und stets unter dem Tenor: Alles Neue ist schlechter, die Klassiker werden heute nicht mehr erreicht.
  Was mich dann zu dem eigentlichen Thema meiner Betrachtung führt, nämlich eben dieser nostalgischen Hinwendung zu den »Klassikern«, den ich gerade in der SF-Szene sehr oft beobachte. Nicht nur dort, aber ist es dort nicht besonders paradox? Da gibt es jede Menge Fans, die immer wieder die Heroen einer »Blütezeit« der SF zelebrieren, aus den 60ern oder den 70ern, und modernere Werke demgegenüber kritisch sehen. Dabei sind die alten Werke, nüchtern betrachtet, vor allem eines: alt. Aus heutiger Sicht eben keine SF, sondern ehemalige SF - auf dem Weg in die Geschichte, dorthin, wo man heute die wahren Klassiker des Genres findet.
  Klassiker wie eben die Zeitmaschine, oder andere utopische Romane vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Jahrhunderte davor. Von denen habe ich im letzten Jahr eine Menge gelesen, als Vorbereitung für meinen neuen Roman »Lichtbringer«, und das lustige ist: Ich habe sie gelesen, weil es SF ist, die sich aus heutiger Sicht wie Fantasy liest, und damit natürlich ideal geeignet ist für Anspielung und Verweise in einem Fantasyroman mit futuristischem Ambiente.
  Und da liegt das eigentlich Paradoxon der Situation: SF, je älter sie wird, liest sich immer mehr wie Fantasy. Und zugleich mischt sich in den Niedergang der heutigen SF, wie er von vielen Fans konstatiert wird, die Klage, dass das Interesse an der Zukunft, an Technik und anderen Themen der SF erlahmt und die Leserschaft sich lieber der Fantasy zuwendet - eine Klage, die von den alten Fans vorgetragen wird, die selbst vor dieser Entwicklung in die alte SF fliehen - also in jene SF, die selbst bereits ihre langsame Drift in Richtung Fantasy angetreten hat.
  Sprich: Was jene Fans beklagen, ist im Grunde genau jene Tendenz, die sie selbst in ihrem Leseverhalten und ihrer nostalgischen Rückwärtsperspektive auf ihre Literaturgattung an den Tag legen. Und wo sollen die gewünschten Impulse für die moderne SF herkommen, wenn selbst die Fans ihre ganz eigene Flucht in die Vergangenheit antreten?

So viel zu den Assoziationen, die so ein kleines Filmremake bei mir in Gang gesetzt hat. Was für Konsequenzen das hat? Nun, natürlich gibt es auch heute noch SF, eine Entwicklung des Genres, und viele Bewunderer der Klassiker haben durchaus noch einen Finger auch am Puls der Zeit. Nostalgische Verklärung und eine Flucht in die Vergangenheit ist auch nur eine Teilströmung in der SF-Szene, die unabhängig und parallel zu allem anderen existiert.
  Aber auffallen tut es doch, mit allen Widersprüchlichkeiten. Und ich denke, es ist ein Punkt, an dem sich ein kurzes Innehalten und Nachdenken doch lohnt - bevor man den nächsten Dick oder Asimov aus dem Regal fischt und darüber klagt, dass solche SF heute ja nicht mehr geschrieben wird ;-)

Samstag, 15. September 2012

Das Sicherheitsrisiko trägt der Kunde

Vor einiger Zeit habe ich eine Bluse für meine Freundin erworben, aber an diesem Schnäppchen hatten wir nicht lange Freude. Genau genommen nur bis zu Hause, wo wir dann feststellten, dass an der Kasse das Sicherheitsetikett nicht abgemacht wurde. Selbst entfernen wollten wir nicht riskieren, denn immerhin kann man damit das Kleidungsstück beschädigen, und außerdem weiß man nie, ob nicht eine Farbpatrone im Inneren untergebracht ist, die noch zusätzlich für Sauerei sorgt.
  Das bedeutete also, dass ich für dieses Sicherheitsetikett und eine Bluse für 10 Euro anderthalb Stunden bis zu dem Geschäft fahren musste, um sie entfernen zu lassen. Ich war auch dementsprechend sauer - und habe mir in diesem Falle auch nicht mehr die Mühe gegeben, meine sonst übliche Contenance zu wahren.
  Das ist mir in letzter Zeit leider immer öfter aufgefallen: Handel und Industrie lassen sich tolle neue Dinge einfallen, die den Kunden in die Pflicht nehmen und in quasi zum unbezahlten Mitarbeiter werden lassen, um Ziele zu erreichen, an denen letztlich nur der Verkäufer Interesse hat. Das sind solche ausgefeilten Sicherheitsetiketten, die durchaus regelmäßig mal übersehen werden; aber auch unausgereifte Kopierschutztechniken, die dann die Verwendbarkeit des Produkts beeinträchtigen. Der Ärger bleibt letztendlich immer beim Kunden hängen - und genau deshalb ändert sich auch nichts daran, sondern wird im Gegenteil immer schlimmer.
  Denn warum sollten Handel und Herstellung sich den Kopf über Dinge zerbrechen, die ihnen gar keine Probleme bereiten, sondern immer nur anderen?

In solchen Fällen sagt man sich dann allzu leicht: „So was kann ja mal passieren. Der Kassierer kann ja nichts dafür, und die Verkäuferin, bei der man umtauscht, erst recht nicht.“
  Also macht man seinem Ärger niemals Luft. Aber genau dieses Verhalten führt letztendlich auch dazu, dass man nicht nur allein auf dem Ärger sitzen bleibt, sondern auch immer wieder dasselbe Ärgernis vorgesetzt bekommt. Denn natürlich kann die Verkäuferin nichts dafür - aber sie ist immerhin schon mal einen Schritt näher an den Leuten dran, die etwas dafür können, und auch etwas daran ändern. Solange die meisten Kunden höflich und freundlich bleiben, muss sich die Verkäuferin nur mit ein paar Cholerikern rumschlagen, und das schluckt sie runter und kriegt die Magengeschwüre davon und nichts ändert sich.
  Wenn aber jeder betroffene Kunde seinem Ärger deutlich Luft machen würde, wäre das ein Problem fürs Geschäft und würde darum bald auch die Geschäftsleitung betreffen. Und wenn die Geschäftsleitung im Laden ein Problem mit unausgereiften Sicherheitsmaßnahmen bekommt, wird sie das Problem an die Industrie weitergeben, und das ist der einzige Weg, mit dem sich etwas ändern lässt.
  Weil also der stille Ärger der Kunden zuhause den Verantwortlichen egal ist, werde ich in Zukunft häufiger darauf achten, diesen Ärger zumindest einen Schritt weiterzutragen. Auch wenn das vermutlich wenig bringt, ist es zumindest die ethisch korrektere Tat im Sinne des kategorischen Imperativs - denn wenn jeder das täte, wäre es sehr wirksam.
  Und, ehrlich gesagt: Man fühlt sich letztendlich auch besser, wenn man seinem Ärger Luft gemacht hat.

Dienstag, 11. September 2012

Von Fantasy und Computern

Ich weiß gar nicht, wie wir darauf gekommen sind. Hatte es damit zu tun, dass ich mal wieder ein Computergehäuse aufgeschraubt und bis zu den Ellbogen in Hardware gewühlt habe?
  Wie auch immer, irgendwie bekam ich letztens einen nostalgischen Anfall und schwärmte mal wieder von der guten, alten Computerzeit - von den 80ern und frühen 90ern, als die neue Technologie noch ein Tummelplatz von Freaks und wenigen Eingeweihten war, als man sich die Hardware noch einzeln auf okkulten Computermärkten oder von versteckten Garagengeschäften besorgte und daheim zusammenmontierte; als man mit einer 16MB-Speichererweiterung noch offenmündiges Staunen auslösen und neue Peripherie präsentieren konnte, von der ein gewöhnlicher Mensch noch nicht mal gehört und die von anderen Nerds bewundernd betastet wurde.
  Oh, eine glückliche Zeit, da man sich als Mitglied einer geheimen Gesellschaft fühlen konnte und mit Misstrauen und Unverständnis beäugt wurde, wenn man außerhalb der geschlossenen Zirkel von Grafik und Festplatten und Druckern sprach ...

Heutzutage ist der Computer im Mainstream angekommen. Jeder hat einen ... oder zwei. Oder drei. Zusätzlich zu Handy, MP3-Player und Waschmaschine, die selbst schon mehr von einem Computer an sich haben als alles, was in den 80ern unter diesem Namen verkauft wurde.
  Nicht jeder kann mit dem Kram umgehen, aber zumindest kann jeder mitreden, wenn man über Computerprobleme spricht. Und die neueste Hardware hat sowieso jeder, der sie sich leisten kann - nur interessiert sich niemand mehr dafür, weil man eben nicht mehr viel Ahnung oder Findigkeit braucht, um sie zu besorgen. Und es scheint auch kaum noch der Mühe wert, sich damit zu beschäftigen, weil es Technik & Rechenleistung im Überfluss gibt und das Ganze, kurz gesagt, seinen Zauber verloren hat.
  Aus dem elitären Steckenpferd einer winzigen Minderheit ist bloßer Alltag geworden.

Und während ich also mit meiner Freundin darüber sprach, stellte ich fest, dass die Computerei nicht das Einzige ist, dem es so ergangen ist. Was war es noch für eine Besonderheit, in den 80ern als Fantasyfan unterwegs zu sein! Als Mitglied einer winzigen Gruppe von Eingeweihten, die über Dinge sprach, die ein Außenstehender gar nicht nachvollziehen konnte. Belächelt als Freaks, immer am Stöbern nach neuen Titeln, in den entlegenen Winkeln der Buchhandlungen ...
  Das war einmal. Auch die Fantasy ist im Mainstream angekommen. Seit Harry Potter liest jeder Fantasy, seit den Kinofilmen ist auch so ziemlich jeder Herr-der-Ringe-Fan. Die »normalen« Autoren beklagen sich, dass die Fantasy sie an den Rand drückt und den Platz im Buchhandel okkupiert ... Da kann man sich als Fantasyfan kaum noch als Angehöriger einer kleinen, verschworenen Gemeinschaft fühlen!
  Fantasy ist Alltag, und die Tatsache, was man an Fantasy bevorzugt, ist inzwischen bedeutsamer als der Umstand, dass man überhaupt Fantasy mag. Wer hätte das gedacht, damals, in den 70ern, den 80ern, den frühen 90ern?

Und vor allem fragt man sich da: Wann zum Teufel bin ich eigentlich normal geworden?

Samstag, 8. September 2012

Den Keller aufräumen

Bin ich eigentlich blöd? Jedenfalls muss ich mich das jetzt mal fragen. Nachdem das Blog in den letzten Jahren darniederlag, musste ich jetzt feststellen, dass noch mehrere unveröffentlichte Artikel in meinem Blogverzeichnis liegen. Man sollte meinen, wenn ich schon mal die Zeit gefunden habe, sie zu schreiben, kann ich sie auch online stellen - aber vermutlich hatte ich damals einen guten Grund, sie nicht sofort hochzuladen, und dann habe ich es vergessen. Genau genommen hätte ich schwören können, dass ich all diese Einträge bereits gepostet habe.

Die allgemeinen Beiträge, die nicht nur damals interessant waren, werde ich in den nächsten Tagen also nachreichen. Vielleicht ein wenig bearbeitet und aktualisiert. Und ich hoffe mal, ich filtere dabei erfolgreich alles raus, was doch schon veröffentlicht wurde und nur noch im falschen Verzeichnis herumlag.