Dienstag, 15. April 2014

Drucker würden Linux kaufen?

Wie angekündigt will ich jetzt die praktischen Einzelfälle behandeln, die mir bei der Einarbeitung in Linux aufgefallen sind. Zuerst wollte ich alles in einen Beitrag packen, aber das wäre zu viel geworden, mit so vielen kleinen Themen, dass es unübersichtlich wird.
  Also kriegt jedes Thema ein eigenes Posting und eine eigene Überschrift. »Linux und die Drucker« will ich an den Anfang stellen.
  Vielleicht erinnert sich jemand: »Sucht euch das Linux so aus, dass es zu eurem Drucker passt«, habe ich im letzten Jahr empfohlen, und Drucker als die größte Schwachstelle von Linux ausgemacht.
  An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert. Linux druckt schlecht. Manche Drucker erkennt es gar nicht, und wenn es sie erkennt, sind die mitgelieferten Druckertreiber - zumindest in allen Fällen, die ich ausprobiert habe, und das waren eine Menge - langsam, von schwacher Druckqualität und mit mageren Einstellungsmöglichkeiten ... die dann auch oft genug ignoriert werden, sprich: Man kann dutzendmal »Farbe« anklicken, und das Bild kommt trotzdem schwarzweiß raus.
  Also: Drucker würden vermutlich eher nicht Linux kaufen.

Das heißt nicht, dass man unter Linux nicht drucken kann. Je nach Drucker mag es sogar lange dauern, bis der Anwender zum ersten Mal stolpert. Standardanwendungen, insbesondere Textdruck, klappen ja meist sofort. So kann man glauben, dass es gar kein Problem gibt - bis man doch darauf stößt.
  Mir passierte es zum Beispiel jüngst, dass ich einen Auftrag an einen Drucker schickte, der gar nicht eingesteckt war. Was zur Folge hatte, dass das Betriebssystem den Drucker anhielt. Bis ich das bemerkte, hingen schon ein paar doppelte Aufträge in der Warteschlange. Als ich die dann löschen wollte, stellte ich fest, dass Linux mir keine Möglichkeit bot, einzelne Aufträge aus der Warteschlange zu entfernen oder den Drucker wieder zu starten.
  Mir fiel erst man nichts Besseres ein, als den Drucker neu zu installieren und den alten Druckertreiber rauszuwerfen. Das löste zwar mein Problem. Nur will ich nicht jedes Mal, wenn der Drucker mal auf Pause steht, gleich mein System umkrempeln. Ich suchte also ein Utility für diesen Zweck - und fand tatsächlich nichts! Es gibt kein Hilfsprogramm, das der Druckerverwaltung in Windows auch nur nahekommt. Man kann Drucker installieren und deinstallieren, mehr Druckermanagement bietet Linux nicht an. Alles Weitere geht nur über getippte Befehle im Terminal.
  Und die habe ich mir jetzt fürs nächste Mal besorgt.
  Als Grund für die vielfältigen Stolpersteine beim Drucken unter Linux wird gerne genannt, dass viele Druckerhersteller keine Linuxtreiber liefern. Aber das reicht als Erklärung nicht aus: Ein grafisches Frontend für Terminalbefehle hat mit dem Druckertreiber nur indirekt zu tun, und für andere Fälle dieser Art wird man meist doppelt und dreifach mit Hilfsprogrammen versorgt. Da war ich schon ein wenig erschrocken, wie stiefmütterlich eine zentrale Funktion wie Drucken vom System behandelt wird.

Das ist nicht ganz das letzte Wort in dieser Sache. Ich gebe zu, die Drucker, die ich im Haus habe, werden von Linux nur »mäßig unterstützt«. Es mag also sein, dass es bei den gut unterstützen Druckern besser läuft. HP beispielsweise wird für Linux gern empfohlen. Selbst Druckjobs sollte man in der ganz normalen Druckerverwaltung verwalten können ... Habe ich irgendwo gelesen. Nur bei meinen Druckern hat das nie geklappt. Man sollte meine Erfahrungen allerdings nicht als Ausnahme abtun: Es gibt mehr mäßig, schlecht oder gar nicht unterstützte Drucker auf dem Markt als solche, die für Linux wirklich als »gut« klassifiziert sind.
  Außerdem habe ich bisher nur über die Standard-Druckerunterstützung unter CUPS gesprochen. Für meine Drucker gibt es auch spezielle Treiber vom Hersteller, für die es besser aussehen kann. Damit muss und will ich mich erst noch auseinandersetzen. Wenn ich mal mehr Zeit habe, denn die Zuordnung dieser Treiber auf der Herstellerseite ist nicht sehr übersichtlich, und bei der manuellen Installation erwarte ich ein paar weitere Probleme (doch dazu mehr im Kapitel »Installieren unter Linux).
  Und, last not least, liebäugele ich derzeit mit dem kostenpflichtigen Programm »TurboPrint«. Das enthält eigene Treiber für viele Druckertypen und liefert laut Testberichten bessere Ergebnisse als manch ein Hersteller-Originaltreiber. Und wer weiß, vielleicht bietet TurboPrint ja sogar eine vernünftige Druckerverwaltung.
  Trotzdem bedeutet all das bestenfalls, dass ich zusätzlich Zeit oder Geld investieren muss, um unter Linux zu erreichen, was bei Windows automatisch mit jedem Drucker bereits funktioniert. Am Grundproblem ändert sich nichts: Man kann die Druckerunterstützung als das »Waisenkind des Systems« bezeichnen. Auf diesem Gebiet begegnet Linux Windows definitiv nicht auf Augenhöhe, sondern schafft es vielmehr, mich tatsächlich an selige DOS-Zeiten zu erinnern.

Meine praktischen Tipps fürs Drucken unter Linux lauten abschließend:
  Erstens, wie oben schon gesagt: Wenn man bereits einen Drucker hat, probiert man verschiedene Linux-Varianten aus und wählt die, welche am besten mit dem Gerät klarkommt.
  Zweitens, wenn man einen neuen Drucker kauft, sollte man als Erstes recherchieren, wie gut der Drucker von Linux unterstützt wird ... zum Beispiel hier.
  Und wenn man den Drucker dann installiert hat, lohnt es sich, nicht allein den automatisch gefundenen Standardtreibern zu vertrauen. Sucht im Netz noch mal nach speziellen Linux-Treibern. Oft findet man Originaltreiber der Hersteller, die nur zum Download angeboten, aber nicht beim Gerät mitgeliefert werden.

Mittwoch, 9. April 2014

Das beste Linux für Einsteiger

Heute will ich auf die Wahl des Betriebssystems eingehen. Denn allein mit der Feststellung »Betriebssystem = Linux« ist die Entscheidung noch lange nicht getroffen. Es stehen Dutzende von Varianten zur Wahl. Knapp zwanzig habe ich in den letzten zwei Jahren zumindest kurz angeschaut und auf meinem Rechner gestartet, bevor ich mich endgültig entschieden habe, und damit habe ich längst nicht alle Möglichkeiten getestet.
  Eines vorweg: Das perfekte Linux gibt es vermutlich nicht. Je nach persönlichen Vorlieben wird der eine wohl dieses, der andere jenes bevorzugen. Ich will hier also nicht die Frage beantworten, welches Linux »das beste« ist. Ich berichte nur, was mich überzeugt hat - und warum.

Der ein oder andere Leser erinnert sich vielleicht noch daran: Vor etwa anderthalb Jahren entdeckte ich das »Commodore OS« - Spitzname: »C64 Linux« - und war begeistert. Das funktionierte bei mir perfekt und hat mich letztendlich dazu bewogen, auf Linux umzusteigen. Leider war es ungefähr so veraltet wie Windows XP und wird nicht mehr gepflegt. Also musste ich für den endgültigen Umstieg nicht nur einen Ersatz für XP finden, sondern vor allem ein Linux, das mich ebenso überzeugt wie COS.
  Inzwischen habe ich zwei Varianten gefunden, die genauso problemlos und automatisch funktionieren. Und von diesen beiden will ich zuerst das vorstellen, das ich im Augenblick tatsächlich benutze: »Zorin OS«.
  Es gibt noch einen Grund, warum ich »Zorin OS« für den XP-Umsteiger an die erste Stelle setze: Keine andere Linux-Variante geht so intensiv auf den Windows-Umsteiger ein. Oder, boshaft formuliert: biedert sich ihm an! Denn Zorin bietet mehrere »Looks« zur Auswahl an, die alle Windows-ähnlich sind oder sein sollen. Damit wird Linux nicht gleich zu Windows, aber es hilft dem Neueinsteiger, alles schnell zu finden, was er sucht. Zorin ist ein flottes Linux, das stabil seine Arbeit tut. »Unter der Haube« (sprich: hinter der an Windows angelehnten Optik) läuft bei Zorin ein kaum verändertes Ubuntu. Jedes Programm und jeder Tipp, den ich für Ubuntu gefunden habe, funktionierte auch bei Zorin problemlos. Das ist ein Vorteil, denn Ubuntu ist eines der meistverbreiteten Linux-Systeme, und deswegen findet man dafür auch die meisten Tipps und Programme.
  Ein paar Abzüge gibt es in der »B-Note«: Die windowsähnliche Oberfläche wirkt zugleich ein wenig altbacken, aber das mag mancher Umsteiger noch als Vorteil sehen. Ärgerlicher ist da schon das instabile AWN-Dock (damit meine ich die Bedien- und Symbolleiste am unteren Bildschirmrand, wie man sie auch von Windows kennt). Alle paar Stunden crasht eine Applikation in der Leiste. Das ist erst mal kein Beinbruch, denn wenn man das Symbol mal braucht, ist es sofort wieder da, sobald man auf das Crash-Zeichen drückt.
   Leider erstreckt sich diese Instabilität auch auf die Verwaltung der multiplen Desktops, die ich ebenfalls über ein AWN-Applet steuere. Und hier musste ich feststellen: Da gibt’s nicht nur ein »kosmetisches« Problem mit dem AWN-Symbol, sondern Zorin hat insgesamt profunde Schwierigkeiten mit multiplen Desktops. Wenn ich die intensiv benutze, verabschiedet sich deren Funktionalität schrittweise. Fenster wandern auf Desktops, wo sie nicht hingehören; Desktops lassen sich nicht öffnen, der Tastatur-Shortcut zum Wechseln funktioniert nicht mehr ...
   Wer an Windows gewöhnt ist und ohnehin nur einen Desktop benutzt, merkt von dem Problem gar nichts. Bei Windows gab’s gar keine multiplen Desktops. Aber gerade das war der Vorteil von Linux, den ich am meisten genossen habe, und darum ist diese Instabilität der Desktopverwaltung für mich auch das Einzige, was mich an Zorin ernsthaft stört.

Womit wir beim 2. Linux wären, das ich vorstellen will: »PC Linux OS (Full Monty)«. Genau wie Zorin hat mich PC Linux beim ersten Start überzeugt. Alle angeschlossenen Geräte wurden automatisch erkannt; alles, was ich sonst noch brauchte, ließ sich leicht konfigurieren - genau die Stärken, die ich bei »Commodore OS« geschätzt habe.
  Die »Full Monty« Variante wird zudem mit einem Riesenhaufen vorinstallierter Programme und vorkonfigurierten Desktops ausgeliefert. Da ist (bis auf ein paar spezielle Programme, die ich von Windows mitbringe) von der Installation an alles dabei. Auch einiges, was ich bei »Zorin OS« erst noch per Hand einrichten musste. Vor allem ist »PC Linux OS Full Monty« von Anfang an auf multiple Desktops ausgelegt, während ich da bei Zorin eine Menge nachstellen musste, um die überhaupt nutzen zu können. Seitdem ich also festgestellt hatte, dass Zorin damit nicht so gut klar kommt, plane ich den Umstieg auf PC Linux OS für meinen Hauptarbeitsrechner.
  Allerdings hat PC Linux auch ein paar Schwächen, die ich nicht verschweigen will. Zunächst einmal, es sieht viel weniger nach Windows aus als Zorin - der Sprung von XP ist also etwas größer. Aber nicht viel, und dieser »Nachteil« wird meiner Einschätzung nach dadurch ausgeglichen, dass es so umfassend vorkonfiguriert ist, dass man am Ende weniger Hand anlegen muss als bei Zorin. Gerade für den Neueinsteiger könnte das ein Wert an sich sein, der die geringfügige Umstellung in der Optik mehr als wettmacht.
  Schwerer wiegt, dass die Full-Monty-Variante nicht nur alles enthält, was man brauchen könnte, sondern vor allem auch jede Menge Kram, den man garantiert nie benötigt. Da wird der Vorteil zugleich zum Nachteil, weil es das System auch etwas unübersichtlich macht und man von den gut gefüllten Desktops erst mal erschlagen wird. Hinzu kommt, das PC Linux längst nicht so leicht und flott ist wie Zorin. Das liegt nicht nur daran, dass es so vollgepackt daherkommt - es ist tatsächlich das System, das mehr Ressourcen verbraucht. Wenn man die Prozessorauslastung prüft, stellt man schnell fest, dass PC Linux schon im Leerlauf mehr Rechnerkapazität einfordert.
  Im laufenden Betrieb ist mir nicht aufgefallen, dass es langsamer arbeitet. Aber man kann davon ausgehen, wenn man bei einem Laptop auf den Akku achten muss, oder wenn man andere Programme laufen lässt, die den Rechner bis zur Grenze fordern, dann dürfte man auch bemerken, dass PC Linux »fetter« daherkommt.
  Und, last not least, PC Linux ist kein Standard-Ubuntu mit anderer Oberfläche, wie Zorin. Es ist ein eigenständiges Linux, das auf einer selteneren Distribution beruht und sich auch davon schon weit entfernt hat. Sprich: Bei PC Linux muss man weniger per Hand nacharbeiten als bei Zorin. Aber wenn man mal andere Programme oder Hilfen benötigt, kann man nur verwenden, was sich gezielt auf PC Linux bezieht; und davon findet sich längst nicht so viel. Lösungen für andere Linux-Varianten kann man nur eingeschränkt verwenden - mancher Tipp aus dem Internet klappt auch für PC Linux, aber längst nicht so gut wie bei Zorin.
  Ein kleiner Ausgleich sind die »Fanzines«, die von der PC-Linux-Gemeinschaft herausgegeben werden: Auf der Seite des Projekts kann man sich eine kleine, regelmäßig erscheinende Zeitschrift runterladen, die auch immer wieder Tipps und Hilfen zu Linux enthält und den Einstieg ins neue Betriebssystem sicher erleichtert (Englisch-Kentnisse vorausgesetzt - was im Übrigen auch für die Foren gilt). Beide Systeme, PC Linux wie auch Zorin, haben übrigens ein sehr aufgeschlossenes Hilfe-Forum, wo auf die Fragen von Windows-Umsteigern tatsächlich eingegangen wird. Das ist nicht selbstverständlich, und auch darum will ich diese beiden Linux-Varianten dem Windows-Umsteiger besonders empfehlen.

Als Drittes möchte ich nun noch eine dritte Linux-Variante ins Spiel bringen: »Linux Mint Mate«. Das war das erste Linux, das ich bei mir auf dem System installiert habe - nachdem mir klar war, dass COS zu alt ist, und noch bevor ich auf Zorin oder PC Linux gestoßen bin.
  Mint war toll. Es ist noch mal deutlich flotter als Zorin (wie ich durch Messung der Prozessorauslastung verifizieren konnte). Es ist übersichtlicher als PC Linux und eleganter als beide oben genannten Konkurrenten, und es verschwendet keinen Platz auf der Arbeitsoberfläche. Man findet für Linux Mint genauso leicht Tipps und Programme im Netz wie für Zorin, und es verschafft einem zu jeder Zeit das Gefühl, dass man einen modernen Rechner mit einem modernen und abgerundeten Betriebssystem hat.
  Der Nachteil ist, im Gegensatz zu den beiden oben genannten Linux-Varianten versucht Linux Mint nicht einmal, auf den Einsteiger oder den Windows-Umsteiger zuzugehen. Es ist ein »echtes« Linux. Das heißt nicht, dass es kompliziert oder Anwender-unfreundlich wäre - im Gegenteil. Wenn man die Mate-Variante wählt, sieht es für den Windows-Umsteiger auch gar nicht mal so unvertraut aus und man findet sich eigentlich rasch zurecht. Aber es ist auf jeden Fall deutlich »technischer« als Zorin oder PC Linux.
  Der Grund, warum ich davon abgekommen bin (nachdem ich Linux Mint schon komplett eingerichtet hatte), war schlicht und einfach der, dass der Drucker nicht funktioniert hat. Die Treiber waren installiert, ich konnte Druckjobs abschicken, nur am Gerät kam nichts an. Ich habe nie herausgefunden, woran das lag ... und ich muss sagen, das kann dem »Gefühl« von einem »abgerundeten Betriebssystem« schon einen schweren Schlag versetzen.
  Ich gehe davon aus, heute, ein Jahr später und mit ein paar Linux-Erfahrungen mehr, könnte ich das Problem vielleicht lösen und hätte auch ein paar Ansatzpunkte, wo ich da gucken muss. Trotzdem lässt sich das Beispiel durchaus verallgemeinern und zeigt recht griffig, wo der Hauptnachteil von Mint liegt: Es funktioniert deutlich weniger automatisch unter Mint als bei Zorin oder bei PC Linux. Man kann gut selbst Hand anlegen - muss es aber auch, und zwar bei jeder Menge Dinge, um die man sich unter Windows oder Zorin oder PC Linux nie kümmern musste. Was natürlich die Chancen erhöht, das man irgendwas nicht ans Laufen kriegt.
  Trotzdem will ich »Linux Mint Mate« als dritte Möglichkeit empfehlen, und kann das auch guten Gewissens tun. Denn wenn es läuft, läuft es toll. Ich benutze es selbst immer noch - für mein Netbook. Weil es für Mint spezielle Stromspartools gibt, weil es gut auf dem kleinen Bildschirm läuft und weil es einfach flott ist, also ideal für ein altes Netbook. Wenn man damit klarkommt, ist es also erste Wahl. Ob man damit klarkommt, kann man leicht austesten. Denn ein Vorteil von Linux ist ja, dass man es nicht installieren muss. Man kann es erst mal auf einen USB-Stick ziehen, davon booten und ausgiebig damit arbeiten. Das würde ich jedem Neueinsteiger auch empfehlen - schaut euch die Linux-Varianten an und nehmt dann die, die euch in der Praxis am meisten überzeugt hat.

Was mich betrifft, ich bin eher zufällig bei Zorin hängen geblieben und habe mir da alles so eingerichtet, dass es gut funktioniert. Ich grummele über die wackelige Desktop-Verwaltung und plane darum den Umstieg auf PC-Linux; ich liebäugele auch immer wieder mit einem zweiten Anlauf mit Mint auf meinem großen Rechner. Aber allein aus der Tatsache, dass es mir bisher nicht die Mühe wert ist, zeigt, dass der Unterschied zwischen den drei Systemen so groß nicht ist und dass man im Grunde mit jedem zufrieden sein kann.
  Mein Fazit wäre: »PC Linux OS Full Monty« empfehle ich jedem, der ein System will, bei dem so viel wie möglich vom Start weg automatisch läuft, und bei dem man so wenig wie möglich von Hand einstellen und installieren muss. »Linux Mint Mate« ist meine erste Wahl für denjenigen, der weder bei Design noch bei Technik Kompromisse eingehen möchte und der das bestmögliche System haben will, selbst wenn er sich erst mal einarbeiten und durchbeißen muss, bis alles läuft. Und »Zorin OS« ist ein guter Kompromiss zwischen diesen beiden Polen. Was die Performance betrifft, liegt es genau in der Mitte zwischen den beiden Konkurrenten. Es funktioniert mehr automatisch als bei Mint, aber man muss trotzdem mehr per Hand installieren als bei PC Linux. Dafür erleichtert die besonders Windows-ähnliche Optik den Einstieg, und man findet reichlich Hilfen und Zubehör im Internet.

Dienstag, 8. April 2014

Von XP zu Linux

Heute ist es so weit: das letzte Update für Windows XP. Damit endet der Support, und in gewisser Weise eine Ära - denn welches Betriebssystem hätte im kurzlebigen Computerzeitalter länger den Markt dominiert? Für mich persönlich ist es nun schon acht Monate her, dass ich endgültig in die Linux-Welt geflüchtet bin. Da ist heute ein guter Tag, um über meine Erfahrungen zu berichten.
  Besonders originell ist das Thema nicht: Im Internet kursieren eine Menge Ratschläge, warum man das Ende von XP für den Einstieg in Linux nutzen sollte. Nur leider sind die meisten davon von offensichtlichen Linux-Fanboys verfasst worden, und es fehlt jedes Gespür für die Interessen von Windows-Umsteigern. Da wird Linux über den grünen Klee gelobt und jede noch so blödsinnige Macke des Betriebssystems schöngeredet, ganz nach dem alten Motto: »It’s not a bug, it’s a feature!« (in diesem Falle also: »Das ist halt Linux und darum viel besser, da musst du halt deine falschen Gewohnheiten ändern.«). Das ärgert einen vor allem dann, wenn man weiß, dass es so einfach doch nicht ist.
  Regelmäßig (und verständlicherweise) provozieren derlei Empfehlungen auf der anderen Seite die Reaktion der typischen Windows-DAUs (»Umstieg geht gar nicht, weil was nicht von großer Marke und teuer gekauft wurde, kann gar nicht funktionieren«).
   Hilfreich für den interessierten Umsteiger ist keine der beiden Positionen. Praxisberichte aus neutraler Perspektive, aus der Sicht des langjährigen Windows-Benutzers, der seinen Rechner einfach nur genauso gut und unkompliziert verwenden will wie vorher auch, sind rar.
   Ich denke also, zwischen all dem, was zu dem Thema schon geschrieben wurde, ist durchaus noch Platz für meine Erfahrungen - mein erstes Jahr mit Linux, sozusagen ... Da will ich heute eine allgemeine Einführung geben. Morgen stelle ich dann die Linux-Varianten vor, die ich dem Einsteiger empfehlen würde. Und in den nächsten Tagen werde ich von meinen konkreten Erfahrungen im Alltag berichten, von den Problemen, wie ich sie gelöst habe - und was bis heute ungelöst geblieben ist.

Das Fazit also vorneweg:
   1. Der Umstieg auf Linux ist möglich. Klar muss ich das sagen, denn ich benutze es ja noch und bin sehr zufrieden. Es gab Schwierigkeiten, aber die meisten davon ließen sich lösen. Und inzwischen fühlt sich Windows für mich wie ein Fremdkörper an.
   2. Aber: Ein gewisses technisches Verständnis sollte man mitbringen. Auf das eine oder andere Problem stößt man bestimmt, und über manch eines kann man nicht mit einem Achselzucken hinweggehen, sondern muss eine Lösung finden, bevor man weitermachen kann.
  Man sollte sich also ganz allgemein in Betriebssystemen und Menüs so gut orientieren können, dass man sich intuitiv zu den gewünschten Einstellungen hangeln kann. Diese Hürde ist nicht so groß: Ich möchte behaupten, wer sein System unter Windows bis XP selbst betreut hat (idealerweise von DOS und Win 3.11 an, so wie ich), der findet sich in Linux sogar leichter zurecht als in jeder neueren Windowsversion. Für mich fühlte sich alles viel vertrauter an als in Vista und dessen Nachfolgern, und ich persönlich hatte sofort das Gefühl, dass ich mich plötzlich wieder freier bewegen kann.
   Wer allerdings unter Windows nur die Standardinstallation verwendet hat, ohne jemals selbst eine Einstellung zu verändern; wer immer nur ins Haus gelieferte Programme installiert und auf die automatischen Reaktionen des Systems vertraut hat, der wird möglicherweise feststellen, dass er mit dieser Taktik unter Linux nicht so gut durchkommt.
   Wenn man mal nicht weiterweiß, findet man so ziemlich zu jedem Problem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung im Netz. Die besten und zuverlässigsten Lösungen sind meiner Erfahrung nach diejenigen, die in Kommandozeilen gegeben werden. Man sollte also, um sich mit Linux wohlzufühlen, so viel technisches Verständnis mitbringen, dass man - wenn Probleme auftauchen - diese formulieren kann, im Netz danach suchen und die richtigen Lösungen für das persönliche Problem identifizieren. Vorzugsweise sollte man dann noch in der Lage sein, in Linux das Terminal aufzurufen, mit Copy/Paste die gefundenen Problemlösungen reinzukopieren ... und dabei auch die richtigen Lösungen zu erwischen und nicht sein System zu vermurksen.
   Klingt banal, ist es im Grunde auch, hat aber seine Tücken. Spezielle Kenntnisse in Linux braucht man dafür nicht. Wer sich jedoch schon bei meiner Beschreibung hier verwirrt fühlt, dem mag ich den Umstieg auf Linux nicht empfehlen.
  Es sei denn, man benutzt seinen Computer nur, um im Internet zu surfen, Mails zu checken oder dann und wann mal einen Brief zu schreiben. In dem Fall kann man in vielen Fällen umsteigen, ohne sich je um das System kümmern zu müssen. Standardanwendungen wie Browser, Mailprogramm, Textverarbeitung etc. werden bei jedem Linux mitgeliefert, funktionieren vom Start weg und sehen im Großen und Ganzen nicht anders aus als bei Windows. Je weniger Wert man auf individuelle Konfiguration oder spezielle Programme legt, umso weniger technisches Verständnis erfordert der Umstieg.

Und wer sich den Umstieg zutraut, kann in jedem Fall eine Menge gewinnen. Unabhängigkeit von Monopolisten oder überhaupt irgendeinem Anbieter. Kein Zwangsumstieg mehr auf eine neue Version mit Veränderungen, die man gar nicht haben will. Ein Betriebssystem, das man zwanglos jederzeit testen kann, ohne es zu installieren. Das man überall installieren kann, ohne dass jemand fragt, wo und auf wie vielen Rechnern man es benutzt oder was man sonst damit treibt.
  Denn lustigerweise: Windows ist zwar teuer, aber es gehört einem nie - immer will der Hersteller einem ins Wohnzimmer schauen und genau prüfen und vorschreiben, was man mit dem gekauften Produkt macht. Ehrlich gesagt, ich hatte nie viel Lust, etwas zu kaufen, wenn der Hersteller die Ware nach der Bezahlung nicht loslassen will, sondern immer noch so festhält, das man den Griff spürt. Für Linux hingegen zahlt man höchstens so viel, wie es einem wert ist - wie viel man eben dafür spenden möchte. Aber wenn man es hat, besitzt man es wirklich und kann sich endlich als Eigentümer dessen fühlen, was man auf seinem Computer laufen hat.
  Und, nicht zuletzt, gewinnt man nicht nur ein neues Betriebssystem, sondern jede Menge Auswahl. Doch zu dieser Auswahl sage ich dann morgen mehr.

Samstag, 5. April 2014

Wespen

Ich hasse die Viecher. In jedem Frühling kommen sie an die Rolladenkästen, und in diesem Jahr besonders früh.
  Im Augenblick ist es wieder so weit, und wir haben ein besonders beharrliches Exemplar am Hals. Sie kommt jeden Tag in den Abendstunden vorbei - also ungefähr jetzt - und beäugt die Zugänge zum Rolladenkasten. Jeden Abend vertreibe ich sie mit der bereitliegenden Wasserspritze. Mehrmals, denn sie unternimmt pro Tag ungefähr 6 bis 12 Anläufe ... Da fühle ich mich schon terrorisiert.
  Das geht nun schon eine Woche so. Man sollte meinen, in der Zeit hätte sie anderswo Unterschlupf gefunden, aber nein: Jeden Abend wird derselben Rolladenkasten aufs Korn genommen.
  Jetzt habe ich den Spalt provisorisch mit einem Insektennetz abgeklebt und hoffe mal, das wirkt nachhaltig.

Das beste Mittel gegen Wespen sind vermutlich Hornissen. Es gab ein Jahr, da lagen unsere Fenster auf der Route einer Hornissenpatrouille. Jeden Tag zur gleichen Zeit flog ein dicker Brummer einmal an jedes Fenster und schaute nach, ob da was zu holen war. Vermutlich suchte er nach Wespen - in dem Jahr hatten wir ansonsten unsere Ruhe.
  Ich frage mich, ob das nicht eine Geschäftsidee wäre - Hornissennester auf Bestellung. Fertig präparierte Kästen mit Hornissenkönigin, zum Einhängen an der Fensterbank. Stöpsel vom Flugloch ziehen, und fertig ist das eigene Hornissennest mit Anti-Wespen-Patrouille.
  Klingt auf den ersten Blick paradox: Warum sollte man sich noch größere Wespen vor sein Fenster hängen, wenn man sich von den normalen Wespen gestört fühlt? Tatsächlich aber wäre das perfekt. Hornissen sind verträglicher als Wespen. Sie kümmern sich um ihren eigenen Kram und kommen nicht vorbei, wenn man draußen beim Grillen oder beim Gartenkaffee sitzt. In dem Jahr, als wir Hornissen im Garten hatte, wurde ich nie von einer belästigt ... Und auch nicht von Wespen.
  Aggressiv werden sie nur dann, wenn man ganz nahe an ihr Nest kommt. Und da wir im Obergeschoss wohnen, wäre ein Nest vor unserem Fenster so weit ab vom Boden, dass Mensch und Hornisse einander nie ins Gehege kommen. Und wir haben Insektennetze vor unserem Fenster - sprich, in die Wohnung kommen sie auch nicht; und wenn sie in einem eigenen Kasten brüten und nicht im Rolladenkasten, richten sie auch sonst keinen Schaden an.
  Ich gebe zu, "Mail-order-Spinnen" wären mir sympathischer. Aber Wespen jagen Spinnen, und Hornissen jagen Wespen. Wenn man also Wespen loswerden will, muss man wohl oder übel die Hornissen bestellen.

Wenn es sie gäbe, würde ich sie ordern und vor mein Fenster hängen.
  Aber so, wie die Dinge liegen, muss ich  wohl weiter in Handarbeit die Wespen vertreiben. Und darauf hoffen, dass die Saison bald vorbei ist und sich bis dahin kein Schwarm hier festsetzt.