Wie angekündigt will ich jetzt die praktischen Einzelfälle behandeln, die mir bei der Einarbeitung in Linux aufgefallen sind. Zuerst wollte ich alles in einen Beitrag packen, aber das wäre zu viel geworden, mit so vielen kleinen Themen, dass es unübersichtlich wird.
Also kriegt jedes Thema ein eigenes Posting und eine eigene Überschrift. »Linux und die Drucker« will ich an den Anfang stellen.
Vielleicht erinnert sich jemand: »Sucht euch das Linux so aus, dass es zu eurem Drucker passt«, habe ich im letzten Jahr empfohlen, und Drucker als die größte Schwachstelle von Linux ausgemacht.
An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert. Linux druckt schlecht. Manche Drucker erkennt es gar nicht, und wenn es sie erkennt, sind die mitgelieferten Druckertreiber - zumindest in allen Fällen, die ich ausprobiert habe, und das waren eine Menge - langsam, von schwacher Druckqualität und mit mageren Einstellungsmöglichkeiten ... die dann auch oft genug ignoriert werden, sprich: Man kann dutzendmal »Farbe« anklicken, und das Bild kommt trotzdem schwarzweiß raus.
Also: Drucker würden vermutlich eher nicht Linux kaufen.
Das heißt nicht, dass man unter Linux nicht drucken kann. Je nach Drucker mag es sogar lange dauern, bis der Anwender zum ersten Mal stolpert. Standardanwendungen, insbesondere Textdruck, klappen ja meist sofort. So kann man glauben, dass es gar kein Problem gibt - bis man doch darauf stößt.
Mir passierte es zum Beispiel jüngst, dass ich einen Auftrag an einen Drucker schickte, der gar nicht eingesteckt war. Was zur Folge hatte, dass das Betriebssystem den Drucker anhielt. Bis ich das bemerkte, hingen schon ein paar doppelte Aufträge in der Warteschlange. Als ich die dann löschen wollte, stellte ich fest, dass Linux mir keine Möglichkeit bot, einzelne Aufträge aus der Warteschlange zu entfernen oder den Drucker wieder zu starten.
Mir fiel erst man nichts Besseres ein, als den Drucker neu zu installieren und den alten Druckertreiber rauszuwerfen. Das löste zwar mein Problem. Nur will ich nicht jedes Mal, wenn der Drucker mal auf Pause steht, gleich mein System umkrempeln. Ich suchte also ein Utility für diesen Zweck - und fand tatsächlich nichts! Es gibt kein Hilfsprogramm, das der Druckerverwaltung in Windows auch nur nahekommt. Man kann Drucker installieren und deinstallieren, mehr Druckermanagement bietet Linux nicht an. Alles Weitere geht nur über getippte Befehle im Terminal.
Und die habe ich mir jetzt fürs nächste Mal besorgt.
Als Grund für die vielfältigen Stolpersteine beim Drucken unter Linux wird gerne genannt, dass viele Druckerhersteller keine Linuxtreiber liefern. Aber das reicht als Erklärung nicht aus: Ein grafisches Frontend für Terminalbefehle hat mit dem Druckertreiber nur indirekt zu tun, und für andere Fälle dieser Art wird man meist doppelt und dreifach mit Hilfsprogrammen versorgt. Da war ich schon ein wenig erschrocken, wie stiefmütterlich eine zentrale Funktion wie Drucken vom System behandelt wird.
Das ist nicht ganz das letzte Wort in dieser Sache. Ich gebe zu, die Drucker, die ich im Haus habe, werden von Linux nur »mäßig unterstützt«. Es mag also sein, dass es bei den gut unterstützen Druckern besser läuft. HP beispielsweise wird für Linux gern empfohlen. Selbst Druckjobs sollte man in der ganz normalen Druckerverwaltung verwalten können ... Habe ich irgendwo gelesen. Nur bei meinen Druckern hat das nie geklappt. Man sollte meine Erfahrungen allerdings nicht als Ausnahme abtun: Es gibt mehr mäßig, schlecht oder gar nicht unterstützte Drucker auf dem Markt als solche, die für Linux wirklich als »gut« klassifiziert sind.
Außerdem habe ich bisher nur über die Standard-Druckerunterstützung unter CUPS gesprochen. Für meine Drucker gibt es auch spezielle Treiber vom Hersteller, für die es besser aussehen kann. Damit muss und will ich mich erst noch auseinandersetzen. Wenn ich mal mehr Zeit habe, denn die Zuordnung dieser Treiber auf der Herstellerseite ist nicht sehr übersichtlich, und bei der manuellen Installation erwarte ich ein paar weitere Probleme (doch dazu mehr im Kapitel »Installieren unter Linux).
Und, last not least, liebäugele ich derzeit mit dem kostenpflichtigen Programm »TurboPrint«. Das enthält eigene Treiber für viele Druckertypen und liefert laut Testberichten bessere Ergebnisse als manch ein Hersteller-Originaltreiber. Und wer weiß, vielleicht bietet TurboPrint ja sogar eine vernünftige Druckerverwaltung.
Trotzdem bedeutet all das bestenfalls, dass ich zusätzlich Zeit oder Geld investieren muss, um unter Linux zu erreichen, was bei Windows automatisch mit jedem Drucker bereits funktioniert. Am Grundproblem ändert sich nichts: Man kann die Druckerunterstützung als das »Waisenkind des Systems« bezeichnen. Auf diesem Gebiet begegnet Linux Windows definitiv nicht auf Augenhöhe, sondern schafft es vielmehr, mich tatsächlich an selige DOS-Zeiten zu erinnern.
Meine praktischen Tipps fürs Drucken unter Linux lauten abschließend:
Erstens, wie oben schon gesagt: Wenn man bereits einen Drucker hat, probiert man verschiedene Linux-Varianten aus und wählt die, welche am besten mit dem Gerät klarkommt.
Zweitens, wenn man einen neuen Drucker kauft, sollte man als Erstes recherchieren, wie gut der Drucker von Linux unterstützt wird ... zum Beispiel hier.
Und wenn man den Drucker dann installiert hat, lohnt es sich, nicht allein den automatisch gefundenen Standardtreibern zu vertrauen. Sucht im Netz noch mal nach speziellen Linux-Treibern. Oft findet man Originaltreiber der Hersteller, die nur zum Download angeboten, aber nicht beim Gerät mitgeliefert werden.
Dienstag, 15. April 2014
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