Mittwoch, 31. August 2005

Fetter Frosch

Über zwei Monate ist es nun her, dass wir mehr als 12.000 Minifrösche geborgen haben, die in einem Leichlinger Brunnen festsaßen. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.


Ich habe es mir ganz einfach gemacht und mich ein wenig in unserem Garten umgesehen, in dem vielleicht 100 der vielen tausend Frösche gelandet sind. In den ersten Tagen danach herrschte im Rasen ein insektengleiches Gewimmel, dann haben sie sich ein wenig verteilt.
  Die aktuelle Bestandsaufnahme förderte zuallererst einen riesengroßen Monsterfrosch zutage, der sich im Gestrüpp nahe dem Holzhaus verbarg. Er war wirklich riesig und konnte auch große Sprünge machen – allerdings war es mit einiger Wahrscheinlichkeit keiner unserer Frösche. Zu groß für die kurze Zeit ...
  Wenn man sich in der Abenddämmerung dem kleinen Tümpel hinter dem Haus annähert, findet man dort reges Leben vor. Dann und wann hört man gedämpftes Quaken; man hört ein Platschen, wenn ein Frosch ins Wasser springt, und überall schieben sich kleine Köpfchen aus den Wasserlinsen. Außerdem sah der Vater meiner Freundin letztens beim Rasenmähen eine große Schar Frösche in die Pfefferminze flüchten.
  Also: Anscheinend haben die Ausgesetzten sich hier gut eingelebt.
  Zeit für die Ernte!


Also, flugs ein großes Netz geschnappt und zum Fröschepflücken ausgerückt. Wenn man bedenkt, dass sie vor zwei Monaten noch kaum größer als Käfer waren, haben sie inzwischen schon einiges angesetzt. Das lohnt sich wirklich.
  Es dauert kaum eine Stunde, schon ist der Eimer voll. Und jetzt surfe ich gerade nach guten Rezepten, denn heute Abend gibt es saftige Froschschenkel. Da soll noch mal einer sagen, Naturschutz würde sich nicht lohnen ...


Moment – was ist das für ein Geräusch. Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich. Meine froschfanatische Freundin kommt herein. Ich glaub, ich muss schlussmachen ... Aua ... Ich brauch grad beide Hände. Aua.
  Ich hoffe, ich kann mich die nächsten Tage wieder melden. Ich fürchte, fürs Abendessen muss ich mir was anderes überlegen.

Montag, 29. August 2005

Recht(s) so?

Gestern habe ich den Film »Die Duellisten« von Ridley Scott gesehen. Der Film war schön und ganz anders, als ich erwartet hätte – aber darum geht es gar nicht. Vielmehr geht es darum, warum ich den Film bisher noch nicht gesehen hatte.
  Gehört hatte ich durchaus davon, allerdings habe ich ihn bisher den 90ern zugerechnet. Wie überrascht war ich, als ich gestern feststellte, dass er 1977 erschienen ist. Nun habe ich während der 80er eine Menge Filme gesehen, und hatte zu dieser Zeit auch meine Mantel-und-Degen-Phase, während derer mir »Die Duellisten« unmöglich entgangen wären.
  Und doch kam mir der Film zu dieser Zeit niemals unter.
  Erst in den 90ern habe ich davon gehört, und zu dieser Zeit hatten sich meine Interessen geändert und ich habe eher wenig Neigung verspürt, ihn zu sehen. In den 80ern hätte ich ihn gewiss ausgeliehen, wäre ich in der Videothek darauf gestoßen. Und umso mehr hätte ich ihn gesehen, wenn er im Fernsehen gelaufen wäre. Ist das tatsächlich niemals geschehen? Lief dieser Film nicht 10, 15 Jahre nach seinem Erscheinen im heimischen Pantoffelkino? Woran lag das? Ganz gewiss war er nicht zu stillos für die damaligen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.
  Meine Freundin schlug zu diesem Thema vor: »Das lag vermutlich an den Rechten«. Das gab mir sehr zu denken.

Haben also tatsächlich wieder mal die Rechten schuld? Ich bin wirklich empört: Wenn tatsächlich die Rechten verhindert haben, dass dieser Film im Fernsehen gezeigt wurde, dann geht das wirklich zu weit. Aber es wäre glaubwürdig.
  Ich habe in letzter Zeit schon öfter gehört, dass die Rechten in der Medienindustrie kräftig mitmischen. Hohe CD-Preise, Einschränkung der Privatkopie, und die freie Kunst allgemein erstickt unter einer Flut missbräuchlicher Prozesse wegen angeblicher Plagiate oder Persönlichkeitsverletzungen – und immer wieder haben diese Fälle mehr oder minder »mit den Rechten« zu tun!

Also: Die Rechten sind nicht länger nur ein Problem der Fünf Neuen Länder. Sie sind inzwischen überall, und sie haben an allem schuld. Es wird in der Tat Zeit, dass wir uns nicht länger von den Rechten vorschreiben lassen, was man sehen, hören oder sonstwie medial konsumieren kann.
  Es wird höchste Zeit, dass endlich mal jemand was gegen diese Rechten unternimmt, die uns offensichtlich schon unser Fernsehprogramm beschneiden.

Freitag, 26. August 2005

Bewertung nach dem Ausschlussverfahren

Die neue »Linkspartei« eröffnet ein Ausschlussverfahren gegen innerparteiliche Kritiker. Gerechtfertigt? Das kann ich nicht beurteilen. Die Kritiker sind gegen den Zusammenschluss mit der PDS. Aber die Wahl ist so kurzfristig gekommen, dass kaum Zeit für Diskussionen bleibt, und die WASG hat nun mal alles auf diese Karte gesetzt.
  Also, es mag durchaus sein, dass ein Streit zu diesem Zeitpunkt die neue Partei demontiert und es daher sinnvoll ist, Disziplin einzufordern. Einen Monat lang sollte das ja wohl durchzuhalten sein.

Kopfschmerzen bereitet dabei allerdings, dass gerade dann ein Ausschlussverfahren eingeleitet wurde, als sich der Konflikt vom politischen Richtungsstreit zu eindeutigen Sachfragen verlagerte: Hat der Bundestagskandidat Hüseyin Aydin sich unkorrekt verhalten und seine Partei geschädigt?
  Wenn die Kritiker zu dieser Frage Aufklärung fordern, ist da kein Raum für Disziplinierungsmaßnahmen: Für eine Partei, die vor allem auch als moralische Alternative ernst genommen werden will, muss es eine Selbstverständlichkeit sein, diesen Vorwürfen nachzugehen. Wenn diese Partei einerseits mehr finanzielle Gerechtigkeit für alle fordert und andererseits zugleich in den Ruch gerät, Korruption in den eigenen Reihen zu decken – dann hat sie sich eigentlich schon selbst demontiert, bevor sie noch ein erstes Mal zur Wahl stand.

Also, es lohnt sich, dieses Ausschlussverfahren genau zu beobachten. Es ist der Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der Linkspartei. Und das hat wenig mit dem Streit zwischen der Parteiführung und den Kritikern zu tun – es geht darum, dass die WASG nun in der Pflicht ist, zu beweisen, dass das Ausschlussverfahren im Sinne der Partei liegt und nicht nur ein Vorwand ist.
  Also, ich schaue, ob Hüseyin Aydin zurücktritt; oder ob die Partei die Vorwürfe gegen ihn von unabhängiger Stelle untersuchen lässt. Das sind die einzigen Möglichkeiten, um zu beweisen, dass das Ausschlussverfahren nicht der Behinderung innerparteilicher Kontrollmechanismen dient. Und einen Beweis kann man verlangen – eine bloße Behauptung reicht nicht aus. Bei einem so drastischen Schritt zur Parteidisziplin wie einem Ausschlussverfahren müssen auch vergleichbar drastische Schritte für die Parteiglaubwürdigkeit möglich sein.
  Eine Partei, die auch nur im Verdacht steht, wegzuschauen, wenn einzelne Mitglieder sich an gemeinschaftlichen Geldtöpfen zu schaffen machen, sollte man auf keinen Fall an staatliche Geldtöpfe heranlassen. Vor allem dann nicht, wenn dieser Verdacht schon so früh aufkommt – denn entsprechende Begehrlichkeiten wachsen in der Politik ohnehin früh genug.

Also: Sind die Kritiker die »Bösen« und gehören ausgeschlossen, oder sind die Parteioberen die »Bösen« und wollen mit allen Mitteln Missstände vertuschen? Die WASG hat es selbst in der Hand, diese Frage noch vor der Wahl zu beantworten.

Donnerstag, 25. August 2005

Neue Mordaufrufe fundamentalistischer Prediger!

»Der US-Fernsehprediger Pat Robertson hat ... zur Ermordung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez aufgerufen«, so stand in der Zeitung zu lesen. Der Kulturschock der Woche. Bis jetzt kannte man so was nur aus dem Iran (mit Billigung von oben) oder von islamischen Terrorpredigern  in anderen Ländern (mit angeblicher Billigung von ganz oben, unter Auslassung weltlicher Zwischeninstanzen).
  Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis man aus dem Gottesstaat von Ayatollah Bush ähnliche Töne vernimmt.

Eine solche Einlassung verändert die Perspektive. Sie macht den Krieg gegen den Terror zu einem wirklichen Krieg – nämlich die bewaffnete Auseinandersetzung zweier offenbar zumindest moralisch gleichwertiger Konfliktpartner. Bis jetzt dachte ich noch, dass man trotz aller politischer Fehler der Amerikaner doch letztlich im selben kulturellen Boot mit ihnen sitzt und nur darauf hoffen kann, dass ihre Eskapaden letztlich gut ausgehen.
  Jetzt sehe ich nur noch einen Haufen verrückter Fanatiker diesseits und jenseits des Atlantiks, die sich gerne die Köpfe einschlagen, und die Lust wächst, möglichst weit abzurücken und sie machen zu lassen. Nur leider sitzt man irgendwie doch in einem Boot mit den Amerikanern, zumindest in dem Sinne, dass ihre Gegner den Unterschied vermutlich nicht wahrnehmen.
  Da sage ich nur: Hilfe! Ich will hier raus! Hat die westliche Kultur der Vernunft nicht irgendwo noch ein eigenes Schiff vor Anker? Allein auf hoher See sehe ich unser Flaggschiff davondampfen, auf den Strudel des Fundamentalismus zu. Und während nun Europa sich eigentlich einen neuen Kurs suchen müsste, bekommen wir stattdessen Merkel als Lotsin an Bord – die politisch vermutlich zu naiv ist, um zu erkennen, wohin die Reise des lange so zuverlässigen Schleppers inzwischen geht.

Na ja, eine Hoffnung bleibt. Die USA haben sich schon öfter mal verrannt, aber sie haben es bisher immer irgendwann bemerkt und sind peinlich berührt zurückgekommen. Natürlich erst, nachdem es wirklich peinlich geworden ist. Aber bisher war das Land auch stark genug, um solche Eskapaden zu überstehen.
  Also, ich warte hier. Auf der Seite der säkularen westlichen Wertegemeinschaft. Bis die Amerikaner wieder zurückkommen und eine weitere Affäre hinter sich lassen, über die dann eigentlich niemand mehr sprechen will. Ich bin nun mal ein unverbesserlicher Optimist.


Nachtrag: Heute weisen US-Regierungsstellen den Mordaufruf zurück. Der Vizepräsident von Venezuela wirft den USA allerdings Scheinheiligkeit vor, bezeichnet die Äußerungen als »terroristisch« und fordert mehr von einem Land, dass sich den Antiterrorismus auf die Fahne geheftet hat. Recht hat der Mann.

Mittwoch, 24. August 2005

Prothesen für die Zahnfee

Dass ich meine Milchzähne für die Zahnfee unters Kissen legen konnte, ist nun schon eine Weile her: In letzter Zeit muss sich die Gute mit Surrogaten aus Plastik oder Quecksilber begnügen – denn die zweiten Zähne sitzen noch fest, aber die ein oder andere Plombe verabschiedet sich schon mal.
  So auch gestern Abend: Da hat es eine Füllung im Vorderzahn erwischt. Mit der Zunge fühlte es sich so an, als wäre vom Zahn kaum noch was übrig, und die traurigen Reste könnten jederzeit zusammenbrechen – beispielsweise, wenn sich meine Lippe in der scharfkantigen Lücke verfängt, was öfter vorkam. Im Spiegel sah es allerdings deutlich weniger dramatisch aus.
  Trotzdem: Aufschieben wollte ich das nicht, und so war ich heute Morgen gezwungen, um 8 Uhr den Zahnarzt aufzusuchen. Dreifach ärgerlich: Zum einen wegen der frühen Uhrzeit, zum anderen, weil ich ohnehin schon eine Zahnarztphobie habe – und drittens, weil ich vor zwei Monaten erst da war und dachte, ich wäre bis zur nächsten Routineuntersuchung ein halbes Jahr lang in Sicherheit.
  Falsch gedacht.

Na ja, letztlich war die negative Vorfreude größer, als die tatsächlichen Vorgänge gerechtfertigt hatten: Im Nu war die Füllung erneuert, und die Wartezeit beim Zahnarzt konnte ich sogar recht gut nutzen, um Übersetzungen vorzubereiten. So folgt auch auf ein kleines Drama eine große Erleichterung.
  Peinlich an der Sache: Die Füllung ist mir bei McDonalds rausgebrochen. Ich wüsste kaum einen Ort, wo ich das weniger erwarten würde. Beim Steakessen letzte Woche – meinetwegen! Aber beim Mac? Was gibt es da, was hart genug wäre, um einen Zahn zu beschädigen?
  Seitdem fühle ich mich, als wäre ich an Babykost gescheitert ...
  Aber Moment mal: In den USA wäre jetzt eine fette Schadensersatzklage fällig. Ich hätte auch schon eine gute Begründung: Die Kruste der Chicken Nuggets war zu knusprig! Da könnten die Anwälte von McDonalds nur noch mit dem Argument kommen, dass ihre Nuggets nicht so knusprig sind wie die Pommes vom Burger King – aber ob sie sich zu diesem Geständnis wohl durchringen könnten? Wohl kaum. Also, har har, her mit den Millionen!
  Leider sind wir hier in Deutschland. Also, keine Träume, keine Millionen – nur ein kaputter Zahn. Und der ist auch schon wieder repariert. Ob die Zahnfee wohl auch für ein Stück Plastik Wünsche erfüllt?

Samstag, 20. August 2005

Alleinstellungsmerkmal

Wer kennt die Pizza-Sets vom Aldi? Ein zusammengerollter Hefeteig und ein kleines Glas Tomatensoße – Teig auf dem Blech ausrollen, Tomatensoße drauf und nach Belieben weiter belegen ... Sehr praktisch, eigentlich. Nun kommt es aber gelegentlich vor, dass man einen Belag hat, der selbst schon seine Soße mitbringt, und die mitgelieferte Tomatensoße ist dann überflüssig.
  Das kommt bei uns häufiger vor.
  Gestern wollte ich also mal wieder zwei Pizzen machen, denn wir erwarteten am Abend noch Besuch. In unserem Kühlschrank stapelten sich allerdings schon die Gläschen mit Tomatensoße, und davon wollte ich wirklich keines mehr. Also, die Aldi Sets kamen nicht in Frage, ausrollfertigen Teig hätte ich aber trotzdem gerne gehabt.
  Kein Problem, sollte man meinen. Es gibt auch nur den reinen Pizzateig, fertig bereitet. Nur: Er ist nirgendwo zu finden!

Ich bin also gestern Nachmittag durch ganz Leichlingen gefahren, habe aber nirgendwo mehr reinen Pizzateig gefunden. Nur die Sets, Teig + Tomatensoße, die gab es plötzlich überall. Aldi, Lidl, Kaufpark, Kaisers – in jedem Laden dasselbe Angebot. Pizzateig ohne Tomate? Fehlanzeige!
  Und da habe ich mich gefragt: Was beschwert sich der deutsche Einzelhandel eigentlich, wenn er es nicht schafft, mir das anzubieten, was ich gerne kaufen will? Oder, anders gesagt: Ein Laden wie Kaisers kann mit einem Discounter wie Aldi preislich ohnehin nicht konkurrieren. Er muss mir also etwas anbieten, was ich beim Aldi nicht kriege. Warum sollte ich beim Kaisers kaufen, wenn ich bei Aldi dasselbe bekomme?
  Alleinstellungsmerkmal nennt sich so was in der Wirtschaft – ein einzigartiges Merkmal, dass man nirgendwo anders findet; man lockt damit den Kunden an, und der bezahlt dann auch für andere Dinge, die er sonst nicht dort gekauft hätte. Und ich wollte tatsächlich noch  ein paar andere Dinge kaufen: Milch, Salat, Käse etc. Ich hätte sie natürlich in dem Laden gekauft, wo ich auch den Pizzateig kriege. Wenn ich in jedem Laden dasselbe kriege, gehe ich in den billigsten Laden – und deshalb benötigen Geschäfte wie Kaisers auch ein Alleinstellungsmerkmal. Sie bräuchten sogar ganz viele davon: Sie müssen dem Kunden einen Grund bieten, gerade sie aufzusuchen.
  Nun, den deutschen Händlern ist das anscheinend egal. Friss oder stirb, Kunde, sagen sie nur. Nun ja, stirb, Einzelhandel, kann ich da nur antworten – und das tut er ja auch. Irgendwie eine Art von Selbstmord. Wie sonst kommt es, dass es plötzlich in allen Läden nur noch dasselbe gibt, nur in manchen teuerer als in anderen? Will mir wirklich jemand erzählen, dass es besonders toll sein kann, wenn ich den üblichen Discounterkram dort kaufe und nur das Special Feature »hoher Preis« zusätzlich genießen darf?
  Also, Einzelhandel: Wenn ihr was verkaufen wollt, dann bietet ungewöhnliche Marken und Produkte an. All das was bei der Konkurrenz und den typischen Billig-Discountern nicht im Regal steht. Was nutzt es euch, wenn ihr nur die Produkte habt, die auch viele Leute kaufen wollen – aber diese vielen Leute gar nicht erst zu euch kommen, weil sie's auch anderswo (billiger) kriegen?

Den Pizzateig und den ganzen Rest habe ich gestern übrigens dann doch beim Aldi gekauft. Und habe jetzt wieder ein Glas Tomatensoße mehr im Kühlschrank stehen.

Freitag, 19. August 2005

Gleichstellung – jetzt ist aber mal Schluss!

Die Franzosen haben's gut: Sobald etwas nicht eindeutig weiblich ist, ist es männlich. So steht es in den Grammatiken, und da sich kein Schwein mit Grammatik abgeben will, verläuft in Frankreich der lächerliche Streit um die Gleichstellung der Geschlechter in der Sprache auch um einiges ruhiger.
  In Deutschland ist die grammatische Regel dieselbe: Die männliche Form ist zugleich automatisch auch die neutrale, und zwar ohne dass es eigens noch erwähnt werden müsste. Nur leider gibt es in unserem dezentralisierten Staat keine zentrale Organisation, die diese einfache linguistische Regel hätte fixieren können. Und so wurde das grammatische Geschlecht hier zu Lande zum Politikum.

Was muss man da nicht alles für einen Blödsinn sehen: Nicht genug, dass bei diversen Ausschreibungen, wenn Geschlechterneutralität gefordert ist, das in Bezug auf das natürliche Geschlecht durchaus neutrale grammatische Maskulinum nicht ausreicht und das deutsche Beamtenhirn umständliche Doppelbezeichnungen lesen will; nein, man wird auch noch mit Wortbauplänen wie »-Innen«, »-/innen« etc. konfrontiert.
  Schlimmer wird's noch, wenn die Sprache nicht allein von der Political Correctness verhackstückt wird, sondern gleich offen für den Geschlechterkampf herhalten muss: Da sucht eine gewisse Minderheit von Sprachschänder(inne)n gezielt nach allen möglichen und unmöglichen Worten, um sie zwanghaft zu vergewaltigen und dabei zu glauben, frau stünde damit in der Gesellschaft besser da.
  Was ich heute in der Zeitung lesen musste, schlägt allerdings der Fassin die Bodenin aus: »Weltinnenraum« stand dort ganz dreist in einer Überschrift! Also wirklich, warum muss man denn auch noch den Weltraum verweiblichen? Und nachdem ich auf diese erschreckende Entwicklung erst mal aufmerksam geworden war, fand ich noch viele andere Beispiele, die zeigen, wie weit der Political-Correctness-Wahn inzwischen gediehen ist: »Wageninnenraum«, »Kurveninnenseite«, »Hausinnenwand« ...

Also, wenn wir jetzt schon so weit sind, dass selbst ganz harmlose Begriffe durch ein »-innen« so unmotiviert verweiblicht werden, dann muss man auf alles gefasst sein. Selbst harmlose Vorsilben wie »ge-« sind ja nicht mehr vor dieser inflationären Endung sicher: »gerinnen«!
  Ohne prophetisch klingen zu wollen: Ich rechne damit, dass man bald sogar überall ein »-innen« auftauchen sehen wird, auch wenn nicht mal ein Substantiv zur Feminisierung in Sicht ist. Bald muss man also auch mit Worten rechnen wie »Innensicht«, »Innenseite«, »Innenraum« ... achten Sie darauf!
  Es wird Zeit, diesem Wahns-inn Einhalt zu gebieten!

Donnerstag, 18. August 2005

Vergesst die Killertomaten!

Irgendwann Anfang der Woche trat ich des Morgens ins Treppenhaus – und da waren sie! Mehr als faustgroß, rundlich, fast käferförmig; ihre totenbleiche Haut lugte zwischen den Stangen des Treppengeländers hervor, aus Kartons, Tüten, von Tischen ... Sie waren einfach überall.
  Ich floh erst mal erschrocken zurück in die Wohnung, aber auf Dauer konnte ich den Invasoren nicht entgehen. Sie breiteten sich rasch im ganzen Haus aus. Woher sie gekommen sind? Nun, darüber lässt sich nur spekulieren. Außerirdische, die uns übernehmen und jedes Haus besetzen wollen? Wer weiß.
  Jedenfalls haben sie unser Haus viele Tage lang tyrannisiert; und, wie ich gehört habe: Wir waren nicht die einzigen Opfer! Auch anderswo wurden sie gesehen, und der Überfall hier ist nur die Spitze des Eisberges. Es gibt kaum noch einen sicheren Ort: Wenn man im Keller ahnungslos das Licht anmacht, kann es sein, dass man unversehens an der Seite eines von ihnen lauern sieht.
  Aber wir haben den Kampf aufgenommen und sind der Bedrohung weitestgehend Herr geworden. Seit wir einen Großteil der Eindringlinge in eine Falle locken und in den Gefrierschränken des Hauses einschließen konnten, ist es ruhiger geworden. Andere beseitigen wir in Handarbeit. Der feste Panzer knackt und knirscht, wenn man ihn aufbricht und das weiche Innere freilegt ...

Jetzt, drei Tage später, ist es so ruhig geworden, dass ich mich zumindest kurz zurückziehen kann. Ich muss aufschreiben, was ich weiß, damit die Welt gewarnt ist, wenn wir scheitern. Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wo sie herkommen – aber ich habe eine Vermutung:
  Kurz vor der Invasion las ich in der Zeitung noch über leichte logistische Probleme beim Weltjugendtag: Obwohl längst noch nicht alle Gäste angekommen waren, wurden die größeren Einrichtungen, die Pilger beherbergen, schon mit der vollen Menge Lebensmitteln beliefert. Viel blieb übrig.
  Ist es da ein Zufall, dass kurz darauf bei den Landwirten der Umgebung große Mengen Brötchen verteilt wurden? Des Morgens, gerade kurz nach der typischen Frühstückszeit? Hunderte von Brötchen, teilweise noch annähernd tiefgekühlt? Noch gut verpackt und eingeschweißt? Hervorragend zum Aufbacken geeignet und daher eigentlich viel zu schade, um sie – wie beabsichtigt – an Schafe und Schweine zu verfüttern.
  Wie gesagt, jetzt sind sie überall. Hunderte. Gewiss Tausende, wenn man all die Betriebe mit Tierhaltung in der Umgebung, die beliefert wurden, mitzählt.

Oh mein Gott, ich habe zu viel erzählt! Ich höre sie kommen. Ihr Klackern und Schleifen, mit dem sie sich über den Flurboden bewegen. Ein Blick in den Flur beweist es mir: Sie sind da – die Killerbrötchen from outer space!
  Sie kommen mich holen. Sie wollen mich zum Schweigen bringen! Aber es ist zu spät: Die Welt ist gewarnt. Und auch wir hätten uns retten können – hätten wir nur noch ein wenig mehr Platz in den Gefrierschränken gehabt ...

Dienstag, 16. August 2005

Fanta 4

Jetzt habe ich auch die phantastischen Vier gesehen. Den Kinofilm zum Comic, meine ich. Na, er war durchaus unterhaltsam. Die Bilder stimmten, die Szenen auch. Es war einiges an Action da. Trotzdem fehlte etwas, und alles in allem würde ich den Film zu den schwächeren Superhelden-Verfilmungen zählen.
  Ich hatte im Kino das Gefühl, dass die Story nicht so recht in Fahrt kommt. Es wird viel Zeit bei der Vorgeschichte und den Charakteren vertrödelt, und einzelne durchaus interessante Szenen werden präsentiert, die doch keine gemeinsame Geschichte erzählen. Wenn sich endlich die finale Konfrontation andeutet, wirkt sie nur wie eine weitere Episode.
  Bei Spiderman hat dieses Konzept recht gut funktioniert: Man konzentriert sich nicht auf den Kampf der Superhelden, sondern auf den Zwiespalt der Figur. Was ist diesmal schief gegangen? Ganz klar: Die Figuren. Da ist der Super-Wissenschaftler und die Super-Wissenschaftlerin, und hinzu kommt der Super-Draufgänger, und die werden plötzlich zu Superhelden und müssen mit ihrem veränderten Leben zurechtkommen ...
  Man merkt, wo's hakt: Was für eine Veränderung? Bei Spiderman konnte man den Normalo erleben, der plötzlich mit seinen Kräften zurechtkommen muss. Auch bei Batman war der Held erst mal ganz am Boden, ehe er seine Wandlung durchlebt. Bei den phantastischen Vier fehlt schlicht der Kontrast. Die Charaktere sind schon viel zu abgehoben, bevor sie Superkräfte bekommen. Der Zuschauer findet darin weder sich selbst wieder noch auch nur eine gewisse Alltäglichkeit. Und die Probleme, die mit der Wandlung einhergehen, wirken künstlich. Es fehlt schlicht der Konflikt.
  Und die einzige Figur, die nicht schon vorher super ist, ist dann auch die einzige, die später auch nicht ungebrochen super wird: Der eher unscheinbare Kumpel wird zum hässlichen Außenseiter-Superhelden. Das Entwicklungspotenzial der Superhelden verschenkt der Film also auf ganzer Linie, aber trotzdem versucht er, gerade hier einzuhaken  und erzählt schlichtweg zu viel, was nicht des Erzählens wert ist.
  Also, die phantastischen Vier funktionieren da, wo's einfach nur um knallige Superhelden-Action geht. Und darauf hätte der Film sich auch beschränken sollen.

Mittwoch, 10. August 2005

Dangerous Biking

Kennen sie die schwarzen Herren? Nein, nicht die Men in Black, sondern die schwarz gekleideten Radfahrer, die spätnachts unbeleuchtet unterwegs sind. Wenn Sie Autofahrer sind, haben Sie bestimmt schon mal fast einen überfahren; wenn Sie Fußgänger sind, wurden sie bestimmt schon mal fast von einem überfahren.

Ich habe gestern erfahren, dass das keine Betrunkenen sind und keine leichtsinnigen Jugendlichen – es sind trendige und gut organisierte Extremsportler! Aber das ist noch nicht das schlimmste ...

<Was ich gestern sonst noch von dem unbekannten unsichtbaren Radfahrer erfahren habe, und wo die Trendsportart der Zukunft liegt – das steht im ausführlichen Bericht>

Dienstag, 9. August 2005

Mein Standpunkt zum Standort

Künasts Vorstoß zum Kauf deutscher Produkte stößt auf breite Ablehnung, so lese ich heute in der Zeitung. Und tatsächlich: Die deutsche Industrie hat nichts Eiligeres zu tun als mir zu versichern, dass ich gut daran tue, lieber die Produkte der ausländischen Konkurrenz zu kaufen. Und die Vertreter des deutschen Einzelhandels versichern ihren Kunden, dass es den Händlern hier zu Lande zwar schlecht geht – aber das sie ja Verständnis dafür haben und gerne Pleite gehen, wenn sie damit ihren Kollegen in China helfen können.

Hallo? Wie bitte? Feuchtfröhliches Wochenende?
  Vor so viel altruistischer Nächstenliebe kann man doch eigentlich nur das Haupt neigen und in Zukunft tatsächlich im Ausland kaufen. Aber Moment mal: Vielleicht haben die Herren nur einen an der Waffel und reden Unsinn? Oder sie haben sich verzettelt – PISA in den Chefetagen, und die Sprecher der Verbände blicken nicht mehr durch?
  Ein bisschen von allem, würde ich sagen. Und der Kunde ist König und sucht sich das raus, was ihm passt ...

<Oder er liest im ausführlichen Artikel, was gesagt wurde und wer da eigentlich Blödsinn redet>

Samstag, 6. August 2005

Der Kuchen kommt aus der Kuche

Die Rechtschreibreform ist im Augenblick ja wieder heftig umkämpft: Während auf der einen Seite mal wieder irgendein Gremium daran herumbastelt, schreiben die Medien ohnehin, wie sie wollen; und die Bundesländer unterrichten in der Schule mal so, mal so ...
  Wenn also nun schon wieder an der Rechtschreibung herumgedoktert wird und infolgedessen auch gewisse Änderungen in der Schreibweise rückgängig gemacht werden – dann habe ich auch noch eine Sprachverschlampung anzumelden, die dringendst repariert werden sollte!

Warum wird nämlich der hilflose Sprachbenutzer mit einem offensichtlichen Widerspruch wie »Kuchen« und »Küche« konfrontiert? Das sind keinesfalls zwei beliebige Buchstaben, die nun mal unterschiedlich sind – nein, wie der Sprachwissenschaftler weiß, ist ein »ü« ein umgelautetes »u«, das im Klang an den Vokal der nächsten Silbe angepasst wurde (daher auch der Name »Umlaut«). Wenn also diese Umlautung ein nach Regeln erfolgender Vorgang ist, dann muss die gleiche Umgebung auch gleiche Ergebnisse bringen.
  Was allerdings sieht der Schreiber zu seinem Erstaunen? Bei Küche und Kuchen folgt auf das »u« gleichermaßen ein »e« in der Folgesilbe – also müsste man beide »u« umlauten oder keines! Und nun komme mir keiner mit der Begründung, dass bei der Küche vielleicht mal irgendwann im Althochdeutschen ein »i« in der letzten Silbe stand, beim Kuchen aber ein »o«. Wen kümmert das heute noch? Heutzutage sind beide zum Schwa verschliffen, und damit ist der Umlaut obsolet geworden!

Also, mein Antrag an die Rechtschreibkommission: Weg vom etymologischen Holzweg und hin zu einer nach nachvollziehbaren und logischen Regeln gestalteten Sprache. Warum sollte man bei den Widersprüchlichkeiten in der Getrennt- und der Groß- und Kleinschreibung Halt machen? Wir müssen noch weiter zurück und den Umlautungs-Reformwahn des Mittelhochdeutschen mit seinen nicht nachvollziehbaren Auswüchsen korrigieren.
  Ich schreibe ab heute jedenfalls wieder »Kuche«, und ich hoffe auf die Einsicht aller Beteiligten und darauf, dass in Zukunft auch im Duden die Küchen aufgeräumt werden. Damit der Kuchen wieder lautlich nachvollziehbar aus der Kuche kommt.

So viel für heute. Beim nächsten Mal kümmere ich mich dann um die Schafe und den Schäfer.

Donnerstag, 4. August 2005

Bruttoverständnis untertrifft Nettoausdrucksfähigkeit

Wenn einer was sagt und hat Recht damit, und jeder versteht auch, was er gemeint hat – dann ist das ein großes Problem für all diejenigen, die ihm auf keinen Fall Recht geben wollen. Aber für das Problem gibt es eine Lösung: Man streitet sich einfach um den richtigen Gebrauch einiger Worte und vergisst darüber ganz den Sinn und die Sache.

Genau das macht die SPD derzeit mit Merkel in der Frage des »Bruttolohns«. Sie übersieht dabei nur eins: Wenn das Publikum klug genug ist, um die Sache zu verstehen und den Streit um Worte zu durchschauen, dann steht derjenige, der den Streit angefangen hat, ganz schnell dumm da.

<Warum das Bruttoverständnis verschiedener SPD-Politiker die Nettoausdrucksfähigkeit von Merkel noch untertrifft – das kommentiere ich hier ausführlicher>

Mittwoch, 3. August 2005

Schlechter Service – eine Gefahr für die Evolution?

Letztens war es mal wieder so weit: Bei einem meiner phantasievollen Höhenflüge habe ich mich derart verstiegen, dass ich ganz oben ankam – eine hervorragende Gelegenheit, um an Ort und Stelle gleich dem lieben Gott meine Verbesserungsvorschläge bezüglich seiner Schöpfung zu unterbreiten.
  Und, was soll ich sagen: Der Allerhöchste konnte meine Kritikpunkte voll und ganz nachvollziehen, hatte allerdings Einwände zu meinen Verbesserungsvorschlägen, die man nicht ohne weiteres vom Tisch wischen konnte. Aber die gute Nachricht: Er hat ganz konkret die Probleme benannt, die einer Umsetzung im Weg stehen. Jetzt liegt es bei uns – besser gesagt: Bei den ganz genau bekannten Verantwortlichen, die daran etwas ändern können.

<Wer also wissen will, wer für alle Probleme in der Welt verantwortlich ist, für Krankheiten und die Stagnation der menschlichen Entwicklung; und wie die Verantwortlichen sich verhalten müssten, um nicht länger als Bremse der Evolution zu fungieren – der erfährt alles hier im ausführlichen Artikel>