Montag, 9. September 2013

Google-Spam statt Bücherklau

In der Buchbranche klagt man ja gern über illegale Downloads und rechnet sich den Schaden vor, der dadurch entsteht. Das liegt nahe. Man braucht nur nach einem Buchtitel zu googeln, und schon bekommt man zuhauf Gratisangebote geliefert. Ich weiß noch, wie sehr ich mich im letzten Jahr geärgert habe, als ich bei der Suche nach einem meiner Bücher mehr illegale Downloadangebote fand als irgendwelche anderen Infos zu meinem Buch.
Anfang des Jahres hatte ich ein wenig Zeit und beschloss, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Ich wollte wissen, was es mit diesen Angeboten tatsächlich auf sich hat, wo die Links hinführen und wer, möglicherweise, dahintersteckt. Also bin ich den illegalen Angeboten zu meinen Büchern mal nachgegangen ... und wurde überrascht.
 Kurz zusammengefasst: Es gab Dutzende illegaler Angebote. Tatsächliche, einfach downloadbare Raubkopien darunter: null.
 Wie das kommt? Nun, wirklich alle von Google gelieferten Links führten am Ende keineswegs zu echten Downloadseiten, sondern immer zu irgendwelchen dubiosen Zwischenseiten, auf denen persönliche Daten abgefragt wurden, zweifelhafter Code installiert werden sollte, damit man dann "wirklich und wirklich kostenlos" das Buch bekommt .. oder es wurden andere Dinge verlangt, auf die kein durchschnittlich intelligenter Mensch sich im Internet einlassen würde.
Mein Fazit ist also, das Problem der illegalen Downloads von Büchern wird offenbar ziemlich übertrieben. Ich zweifele nicht daran, dass es da eine Menge Angebote gibt - nur, so leicht zu erreichen, wie man auf den ersten Blick glaubt, sind sie dann doch nicht. Man muss offenbar wirklich in eine Szene eintauchen und sich auskennen; Man muss Zeit und Mühe investieren. Wer nur unbedarft über Google sucht, wird eher selbst Opfer von Internetbetrügern, als dass er die Gelegenheit zum Buchklau bekommt. Die große Bedrohung für den Massenmarkt und das Abgraben von Durchschnittskunden jedenfalls sehe ich - jetzt, nachdem ich genauer hingeschaut habe - eher nicht mehr.

Ich bin jetzt ein wenig entspannter als vorher, und würde auch allen Kollegen empfehlen, nicht gleich in Panik zu geraten, wenn sie mal nach ihren Buchtiteln googeln: Nicht jeder "kostenlose Ebook-Download", der da angeboten wird, ist tatsächlich einer. Vermutlich ist kaum einer dieser Links wirklich echt, und wer sie anklickt, ist es selber schuld. Der größte Schaden liegt vermutlich darin, dass man zwischen all den Fake-Angeboten die interessanten Hinweise auf die Bücher kaum noch sieht.
 Womit sich das offensichtlichste Problem der illegalen Downloads auf ein typisches Spam-Problem reduziert hat.

Mittwoch, 4. September 2013

Battle for Wesnoth


Oben hatte ich geschrieben, wie ich an den Spielen für Linux hängen geblieben bin. Jetzt will ich noch ein konkretes Beispiel anführen: "The Battle for Wesnoth"
 Anfang des Monats suchte ich nach einem Spiel für den Abend, und ich hatte so was wie "Civilization" im Sinn. Dabei führte mich der Software-Manager zu "Wesnoth" - und ich bin so gründlich daran hängen geblieben, wie seit "Plants vs. Zombies" nicht mehr.
 Wesnoth ist ein rundenbasiertes Strategiespiel, das tatsächlich ein wenig an Civ erinnert - nur ohne die Zivilisation. Man rekrutiert Einheiten, kämpft gegen Gegner und besetzt Dörfer, um seine Einheiten zu finanzieren. Man kann gegen Computergegner antreten oder übers Netzwerk gegen andere Spieler. Man kann auch Kampagnen spielen, mehrere untereinander verbundene Szenarien, die zusammen eine komplexe Geschichte abbilden. Wesnoth ist kein kleines Spiel. Neben einem guten Dutzend umfangreicher Grundkampagnen und jeder Menge Spielfelder gibt es noch unzählige von Usern generierte Erweiterungen; manche davon konzentrieren sich nicht auf Armeen und Schlachten, sondern auf einzelne Figuren, so dass sich Rollenspiel-Szenarien ergeben. Der Hintergrund ist eine Fantasywelt, aber auch hier gibt es Erweiterungen, die auf historische Epochen oder gar SF-Szenarien abzielen.
 Wesnoth ist also wirklich gigantisch, man kann endlos darin spielen, und der mitgelieferte Karteneditor und der offene Code für Szenarien-Erstellung haben eine umfangreiche Community rings um das Spiel erschaffen. Und das überraschende: All das ist kostenlos, es ist ein regelrechtes Fanprojekt, das absolut mit professionellen Spielen mithalten kann.

Das Spiel wird nun schon seit Jahren kontinuierlich weiterentwickelt, und in gewisser Hinsicht ist es erstaunlich, dass ich Wesnoth erst jetzt entdeckt habe: Es ist nämlich kein reines Linux-Spiel, sondern es gibt auch Versionen für Windows und den Mac, sogar fürs iPad - das allerdings kostet Dreifuffzig. Wer jetzt neugierig geworden ist:

Schaut es euch hier an!


Dienstag, 3. September 2013

Tinte auf dem Monitor


Seit Jahren warte ich darauf - jetzt wird es endlich konkret: ein Display mit eInk, das sich als Monitor an den Computer anschließen lässt.
 Ich persönlich mag ja die E-Book-Reader mit eInk-Display. Und ich merke auch einen Unterschied: Während das stundenlange starren auf einen gewöhnlichen Monitor meine Auge inzwischen spürbar anstrengt, kann ich problemlos Tage hintereinander E-Book lesen. Warum also, so die Frage, kann man nicht einfach das elektronische Papier an den Rechner anschließen?
 Die Probleme und Einschränkungen sind mir bekannt, aber irrelevant. Für 90% meiner täglichen Arbeiten reicht mir schwarz-weiß und 1-6 Refreshs pro Sekunde vollkommen aus. Zudem ändert sich bei der Textarbeit auf dem Bildschirm wenig, so dass nicht einmal alle Bildpunkte neu aufgebaut werden müssen, sondern immer nur die Änderungen - ein überschaubarer Datenstrom zwischen PC und Gerät, und das Display müsste in der Praxis auch nicht sonderlich abgenutzt werden.
 Nur, abgesehen von ein paar Hacks oder dem für mich schlecht einzuschätzenden Pixel-Qi-Display gab es bislang gar keine Angebote in diese Richtung.

Gestern allerdings bin ich auf ein chinesisches Start-up aufmerksam geworden, das via Crowdfunding die Auslieferung eine E-Book-Readers finanzieren will, der sich problemlos und out-of-the-box über USB an den PC anstecken lassen soll. Crowdfunding klingt zunächst nach einer bloßen Ankündigung - aber laut Angaben des Herstellers ist das Gerät fertig, und es geht wirklich nur noch um den Start der Massenproduktion. Fotos auf der Seite belegen das dann auch.
 Womit man bei den Pferdefüßen wäre ... wie ich an anderer Stelle schon gesagt habe, es gibt immer ein Aber. Das erste in diesem Fall ist, dass ich nicht weiß, ob ich der Ankündigung trauen kann. Spektakuläre Prototypen, auf die jahrelang keine praktische Umsetzung folgt, kennt der E-Book-Markt ja zuhauf. Von der kleinen chinesischen Firma weiß ich sonst nichts, und die Leute dahinter sind m.E. nicht "szenebekannt". Keine Ahnung, wie konkret ich die konkreten Ankündigungen nun einschätzen soll.
 Zweitens, mit 6 Zoll Größe ist das Gerät schon für einen E-Book-Reader auf der kleinen Seite. Für den Gebrauch als Monitor ist die Größe dann schon eine große Einschränkung. Mit 10 Zoll kann ich arbeiten, mit 6 Zoll ... allenfalls bei ausgewählten Anwendungen. Ich würde das Projekt dennoch unterstützen, denn die 10-Zoll-Variante ist schon geplant, und ich würde fast alles tun, um den Weg dorthin endlich zu ebnen. Meine brennenden Augen, während ich jetzt hier vor dem gewöhnlichen Monitor sitze, sprechen eine deutliche Sprache.
 Aber ich denke doch, diese beiden Einschränkungen sind eine schwere Hypothek gerade fürs Crowdfunding.

Bleibt also erst mal zu hoffen, dass tatsächlich alles so klappt wie versprochen, dass ab November das erste E-Ink-Computerdisplay in den Handel kommt und das weitere, größere Modelle folgen. Ich drücke jedenfalls die Daumen - und wer sich die Sache mal anschauen will, der findet alles Weitere hier:

http://www.indiegogo.com/projects/e-ink-monitor-and-ebook-reader-2in1-device