Montag, 22. Mai 2006

Gestrandet

un bin ich aus Wangerooge zurück. Was die Urlaubsseite betrifft, so hätte es kaum besser sein können: Zweieinhalb Wochen Sonnenschein, und selbst in den letzten Tagen hat es meist nur nachts geregnet. So viel zur Haben-Seite dieses Nordseeaufenthalts.
  Der Soll liegt eindeutig im technischen Bereich.


Über die Probleme bei den Internet-Cafes habe ich ja schon berichtet: keine Möglichkeit, eine externe Tastatur und damit meinen Alphasmart anzuschließen, keine Möglichkeit, eine CF-Karte oder sonst ein externes Medium einzulesen. Damit war es mir einerseits nicht möglich, mein Blog zu pflegen, weil ich die vorbereiteten Texte nicht von meinen Geräten ins Internet überspielen konnte. Aber schlimmer noch: Es war mir überhaupt nicht möglich, irgendwelche erstellten und bearbeiteten Texte zwecks Sicherheitskopie ins Netz zu schicken.
  Aber auch ansonsten war die Netzanbindung auf der Insel be...scheiden. Bei jeder neuen Seite haben die Computer erst mal eine halbe Minute Kaffeepause eingelegt, und sich dabei oft genug wegen Zeitüberschreitung selbst aus der Verbindung katapultiert. Sehr ärgerlich, wenn man im Internetcafe für jede Minute zahlt und dann künstlich ausgebremst wird.
  Normalerweise begegne ich schlechten Übertragungszeiten, indem ich mehrere Fenster gleichzeitig öffne und in dem einen lese, während im nächsten schon die neue Seite geladen wird. Aber auch diese Multitasking-Fähigkeit war in sämtlichen Inselnet-Cafes geblockt. Und begründet waren all diese Einschränkungen mit »Virenschutz«.
  Was natürlich Blödsinn ist: Die Virenschutz-Mechanismen, die vor Bedrohungen aus dem Internet schützen, können in gleichem Maße auch externe Datenträger beobachten. Wenn also ein Schutz vorhanden ist, kann man dem Kunden auch eine vernünftige Funktionalität zur Verfügung stellen; wenn der Schutz dafür nicht ausreichend eingerichtet ist, müsste man eigentlich auch den Zugang zum Internet versperren, um tatsächlich für »Virenschutz« zu sorgen.
  Ich persönlich habe zu meiner Zeit als Programmierer noch gelernt, dass man technische Probleme möglichst nicht an den Anwender weiterleiten soll, sondern vorher auffangen. Das geschieht auf Wangerooge deutlich nicht. Entweder ist das ein bewusstes und kundenunfreundliches Ausbremsen – oder aber sämtliche Websysteme auf der Insel werden von irgendeinem Hobby-Frickler mit nur mäßigen EDV-Kenntnissen betreut, der es einfach nicht besser hinkriegt. Da alle öffentlich zugänglichen Systeme auf der Insel die gleichen Macken und auch z.T. sehr exotische Einrichtungsmerkmale hatten, die sich zufällig m.E. nach nicht zweimal entwickeln können, ist letztere Variante durchaus nicht unwahrscheinlich.


Nun ja, aber danach habe ich mich selbst noch zusätzlich ausgebremst. Ich bin nämlich keinesfalls so schlecht vorbereitet, dass ich mich von solchen Fährnissen nicht unabhängig machen könnte. So habe ich beispielsweise die Möglichkeit, über meinen Pocket PC und Handy aufs Internet zuzugreifen. Das ist zwar langsam und nicht gerade preisbewusst, aber um Mails abzurufen und Texte sicherheitszukopieren reicht diese Verbindung. Ich habe schon oft darauf zurückgegriffen, wenn ich auf Reisen mit der örtlichen Infrastruktur nicht zufrieden war.
  Auf Wangerooge bekam ich aber nach wenigen Sekunden immer die Meldung: Verbindung getrennt.
  Es dauerte eine Weile, bis ich den Grund dafür herausfand: Der Provider, den ich bisher immer benutzt habe, hat vor zwei Monaten unbemerkt seine Zugangsnummer geändert. Und als ich mit einiger Mühe die neue Nummer herausgefunden hatte, kam ich auch nicht weiter; denn diese neue Nummer unterstützt nicht mehr den Zugang über Mobilnetz. Ein Problem, das ich kurzfristig nicht lösen konnte ...
  Der letzte Schlag schaltete dann auch noch meinen letzten Workaround aus: Ich arbeite nicht am Computer, wenn ich keine Backups machen kann. Nach meiner Trennung vom Netz blieb mir allerdings immer noch die Möglichkeit, Backups vom Pocket-PC auf mehreren CF-Cards zu machen. Ich packte den Alphasmart also beiseite und setzte mich zum Tippen an den Pocket-PC ... Und stellte fest, dass ich tippen konnte, was ich wollte: Auf dem Bildschirm kam nichts an!
  Dazu muss man wissen, dass der Pocket-PC nur eine sehr kleine Tastatur hat, die man blind nicht benutzen kann. Allerdings habe ich noch eine externe Tastatur, die immer noch sehr klein ist, aber durchaus 10-Finger-fähig. Aber für diese Tastatur waren keine Treiber mehr installiert ...
  Ich konnte es nicht fassen. Erst im letzten Jahr habe ich in Spanien den Pocket-PC mitsamt externer Tastatur rege genutzt, und seitdem bewusst nichts mehr geändert. Aber offenbar hatte ich zwischendurch einen System-Reset durchführen müssen, und die Backup-Dateien hatten ein System ohne Tastatur-Treiber gespiegelt. Das wäre an sich nicht so schlimm gewesen, denn die Tastaturtreiber lassen sich schnell aus dem Internet herunterladen – aber zum Datenaustausch zwischen Internet und meinen Geräten auf Wangerooge: Siehe oben!


Und das war es dann. Keine Möglichkeiten, während dieses Nordsee-Aufenthaltes irgendwas vernünftig zu tippen & zu sichern. Damit konnte ich alles streichen, was ich am Computer machen wollte; auch die Blogeinträge, die ich zumindest vortippen und dann rasch aufspielen wollte, sind spärlicher ausgefallen als geplant.
  Und so kam es, dass ich zwar einen schönen Urlaub hatte, in technischer Hinsicht aber tatsächlich auf einer einsamen Insel gestrandet bin.

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