Da haben wir uns doch gefragt, was der Kunde wohl tun würde, wenn es auf der Packung keinen solchen Aufdruck gäbe ... Oder, anders gesagt: Ist es nicht völlig überflüssig, etwas so Banales extra anzugeben? Nein, welch ketzerischer Gedanke. Wenn ein Hersteller so was tut, hat er doch gewiss einen Grund dafür!
Ich habe also sogleich spekuliert, was denn nun der Grund für eine solche »Gebrauchsanleitung« auf der Käsepackung sein könnte. Vermutlich gab es irgendwann mal einen Beschwerdebrief folgenden Inhalts: »Liebe Kraft-Fabrik, kürzlich habe ich eine Packung ihrer Miracoli-Nudeln erworben. Leider hatte sich um den geriebenen Käse eine Art Blase gebildet, so dass ich gar nicht drankam ...«
So oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein. Und damit es nicht wieder vorkommt, steht nun also auf dem Käse drauf: »Hier öffnen.« Kein Irrtum mehr möglich, keine weinenden Kinder mehr, die hilflos an der transparenten Käsepackung kratzen und nicht wissen ... Na ja, die Welt ist jedenfalls wieder ein Stück besser geworden.
Angeblich ist die Welt ja auch klüger geworden. Ich habe nun schon verschiedene mehr oder minder seriöse Berechnungen gelesen, denen zufolge die durchschnittliche Intelligenz der Menschen im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich angestiegen sein soll. Gewisse Eigenarten des modernen Lebens allerdings, wie ein solcher Aufdruck auf der Käsepackung, lassen mich mitunter daran zweifeln.
Ich frage mich dann stets: Wie haben nur unsere so viel dümmeren Vorfahren überlebt? Gab es in der Steinzeit etwa Aufdrucke auf den in freier Natur gesammelten Nüssen: »Hier aufknacken«? Oder hatte das jagdbare Wild Markierungen auf dem Fell: »Bitte hier Speerspitze einstecken«? Seltsamerweise haben unsere so viel dümmeren Vorfahren es offenbar trotzdem geschafft, an ihr Essen zu kommen.
Hätten sie sich also von einer Käsepackung aufhalten lassen? Vermutlich nicht – wenn sie gewusst hätten, dass darin etwas Essbares zu finden ist. Man sollte also annehmen, dass der Aufdruck »Käse« vollkommen ausreichend ist und sich alles weitere von selbst ergibt.
Weniger ist eben manchmal mehr – und das wussten auch schon die Menschen in der Steinzeit. Wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe, pflegten unsere Vorfahren nämlich ursprünglich vor jedem Lagerfeuer ein Warnschild anzubringen: »Vorsicht! Heiße Flammen!« Damit wollten sie verhindern, dass jemand sich beim Entziffern der Gebrauchsanleitungen auf Nüssen, Muscheln, Markknochen etc. zu dicht an die Flammen beugt und womöglich Verletzungen davonträgt. Man hatte allerdings nicht die Stolpergefahr bedacht, die von solchen Schildern unmittelbar vor den lodernden Flammen ausging, und so kamen Warnhinweise für lange Zeit aus der Mode. Wenn auch vermutlich nur deshalb, weil die Schadensersatzforderungen den Hersteller der Schilder in den Bankrott trieben.
Man sieht, im Vergleich dazu sind die heutigen Verhältnisse noch harmlos, und vielleicht sind wir ja doch ein wenig klüger geworden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen