Samstag, 21. April 2007

Journalisten werben nicht ...

... denn das ist den journalistischen Verbandsmagazinen vorbehalten. Jedenfalls kenne ich einige Kollegen, die sich sehr darüber ereifern können, dass die frühere Beilage mit nützlichen „Werkstatt-Tipps“, die dem Magazin des Deutschen Journalistenverbandes beilag, durch ein Heft namens „Themen“ ersetzt wurde. Darin findet man allerhand Material, vorzugsweise der deutschen Industrie, das Anregungen für Artikel geben soll. Auf gut Deutsch also: Die Beilage mit praktischen Hilfen fürs journalistische Arbeiten wurde durch eine nur notdürftig getarnte Sammlung von PR-Material ersetzt.
  Diese Wandlung ist allerdings schon alt. Fast so alt wie das Jammern im Blatt selbst über den Fall der journalistischen Sitten und die Vermischung zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt. Und wer da etwa behauptet, dass durch Tun und Sagen zwei unterschiedliche Botschaften vermittelt werden, ist natürlich ein Schelm.
  Aufgreifen möchte ich dieses Thema nun allerdings in meinem Blog, weil es mit der letzten Ausgabe der Zeitschrift doch ein neues Niveau erreicht hat. Diesmal war das Magazin sogar eingeschweißt, damit die zahlreichen Beilagen nicht rausfallen: Zwei dicke Hefte von deutschen Automobilherstellern, die sich als „Presseinformationen“ oder „Berichte“ tarnten, tatsächlich aber wiederum pure Werbung und PR enthielten. Den Informationsgehalt hätte man meines Empfindens nach auf einer einzelnen Seite unterbringen können. Auf einer sehr kleinen Seite. In Großschrift. Für beide Broschüren.
  Nun ja. Man nimmt es hin.
  Bis ich dann im Journalisten-Heft selbst auf einen Artikel stieß, in dem gerügt wurde, dass bekannte Journalisten Werbeverträge abschließen. Darin zitiert der Verband seinen eigenen Vorsitzenden: „Es verträgt sich nicht mit der Glaubwürdigkeit von Journalisten ... wenn einzelne prominente Angehörige unseres Berufsstandes Werbung ... machen.“


Soll ich das diesem Heft jetzt glauben?

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