Freitag, 8. Februar 2008

Zum UNICEF-Skandal ...

... stand gestern folgende Schlagzeile in meiner Tageszeitung: "5000 Spender kehren Unicef den Rücken"
  Ich kann dazu nur sagen: Na endlich! Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Deutschen und zumal organisierte Spender so abgestumpft gegenüber Klüngel und Selbstbedienungsmentalität sind, dass sie inzwischen gar nichts mehr merken. Vermutlich dachte das auch der Unicef-Vorstand. Aber zum Glück haben die Großspender gezeigt, dass die Organisation das Geld anderer Leute nicht abonniert hat. Zum Glück. Ich würde dem "Verein" nach den jüngsten Vorfällen auch kein Geld mehr geben.
  Wer es nicht mitbekommen hat: Nach einem internen Streit wurde jüngst die frühere Unicef-Vorsitzende Heide Simonis zum Rücktritt gedrängt. Sie hatte zuvor Unregelmäßigkeiten der Geschäftsführung moniert, namentlich undurchsichtige Beraterverträge und eine sorglose Verwendung von Spendengeldern. Anstatt nun aus diesen Vorwürfen Konsequenzen zu ziehen und die Geschäftsführung zu disziplinieren, wurde stattdessen die Kritikerin aus dem Amt gedrängt. Ein untragbarer Vorgang für eine Organisation, die vom Geld anderer Leute lebt und nicht mal den Eindruck aufkommen lassen darf, dass sie Spendengelder verschwendet.
  Als Grundlage für die Sturheit der Unicef-Leitung diente der Bericht des Wirtschaftsprüfers KPMG, der die Geschäftsführung angeblich entlastet hätte. Das ist eine pikante Auslegung angesichts eines Berichts, der "Verstöße gegen Unterschriftenregeln, Vier-Augen-Prinzip und Schriftform von Verträgen" konstatiert. Klare Unregelmäßigkeiten hat der Bericht also schon aufgedeckt - es wurde nur festgestellt, dass sich dabei keine Rechtswidrigkeiten oder böse Absichten nachweisen lassen. Also, wenn ich jemals einen Freispruch zweiter Klasse gesehen habe, dann war es das Urteil der Wirtschaftsprüfer über die Arbeit bei Unicef.


Aber: Das reicht nicht. Nicht für eine Organisation wie Unicef. Wenn man einer humanitären Organisation etwas spendet, dann will man zumindest die absolute Gewissheit, dass mit Geld verantwortungsvoll umgegangen wird - der Nachweis schlampiger Arbeit bei nur möglicherweise besten Absichten reicht nicht aus!
  Dass eine Vorsitzende, die solche Zustände kritisiert hat, aus dem Amt gedrängt wurde, macht die Sache nur noch schlimmer, denn es bescheinigt den Verursachern dieser Mängel auch noch Abgehobenheit, Unbelehrbarkeit und fehlende Selbstkritik. Dabei ist es egal, was man dieser Vorsitzenden im Nachhinein noch unterstellen mag - nach so einem Skandal möchte ich für meinen Teil Fakten sehen, und keine Ausreden und Begründungen hören. Meiner Meinung nach kann nur ein Rücktritt der Geschäftsführung noch einen sauberen Neuanfang garantieren. Und danach kann man sich daran begeben, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. Bis dahin jedenfalls ist es sinnvoll, kein weiteres Geld mehr zu spenden - sei es schon, um ein Zeichen zu setzen und keine schlechten Beispiele durchgehen zu lassen.
  Jeder Tag, den die alte Geschäftsführung noch im Amt bleibt, beschert Unicef nur weitere negative Schlagzeilen. Eine Führung, die um diesen Preis an ihren Sesseln klebt, verhält sich rufschädigend und verliert damit umso mehr die Berechtigung, ihr Amt auszuüben. Wer also der alten Vorsitzenden Frau Simonis diesen Vorwurf macht - wie es derzeit im Umfeld der Geschäftsführung geschieht - sollte daraus auch die Konsequenzen ziehen und feststellen, dass man sich damit auch selbst sein Urteil gesprochen hat.

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