Es wäre leichter
für Verbraucher und Anbieter, den geforderten Datenschutz ernster zu
nehmen, wenn die Umsetzung hierzulande nicht so betont schwachsinnig
wäre.
Konkretes
Beispiel: Wer hat sie in letzter Zeit nicht gesehen, die mal kleinen,
mal größeren Einblendungen, die sich auf allen möglichen Webseiten
mehr oder minder aufdringlich ins Bild schieben und dazu auffordern,
sie anzuklicken, um das Setzen von Cookies zu bestätigen. Einen
praktischen Nutzen haben diese Fenster nicht. Wenn man sie nicht
anklickt, funktionieren die Seiten trotzdem – offensichtlich muss
man also nicht klicken, um die Cookies freizuschalten. Der einzige
Unterschied ist, dass man, solange man nicht klickt, von dieser
Aufforderung belästigt wird. Oft so penetrant, dass sich das Fenster
über den Text schiebt, den man lesen will.
„Dann klick doch
einfach“, will der ein oder andere gedankenlose Internetsurfer
vielleicht sagen. Aber so einfach ist das nicht. Ich beispielsweise
habe mir konsequent angewöhnt, aufpoppende Fenster nicht
anzuklicken. Denn man kann nie sicher sein, was so ein Klick auslöst.
Wer weiß schon, ob das Fenster tatsächlich vom Anbieter der Seite
kommt, oder ob nicht – sei es durch einen Hack oder ganz einfach
über eine normale Werbeschnittstelle – von einem böswilligen
Dritten ein Script eingeschleust wurde, dass nur so aussieht wie eine
„offizielle“ Nachfrage und das in Wirklichkeit den Userklick
benötigt, um Malware zu installieren?
Somit reiht sich
die Cookies-Frage unter die Vorfälle ein, in denen von offizieller
Seite ein Userverhalten gefordert und provoziert wird, das
Sicherheitslücken schafft. Und es sind ganz offensichtlich deutsche
Datenschutzbestimmungen und deutsche Datenschutzbeauftragte, die
diese Sicherheitslücken im Netz erzeugen.
Also, vielen Dank
für diesen Beweis der Nützlichkeit von Datenschutz.
Für diesen
neuerlichen Beweis – denn es ist bei Weitem nicht die erste Aktion,
die am Sachverstand der Beteiligten zweifeln lässt. Ich denke
beispielsweise an die Regeln für private Kameras, die vor allem
Kriminelle schützen, aber für den Datenschutz in der Regel so
irrelevant sind wie die Cookie-Abfragen.
Meinem Gefühl
nach werden im deutschen Datenschutz einfach zu viele Luftblasen
produziert, die am Ende niemanden schützen, sondern im Gegenteil
echten Schutz aushebeln – die also mehr Schaden als Nutzen
anrichten. Und das macht es mir schwer, die Akteure auf diesem Gebiet
zu unterstützen. Denn wer will sich schon auf die Seite von
weltfremden Eiferern stellen, die nur Murks produzieren, selbst wenn
ihre Anliegen in der Theorie edel sind?
Wenn es also
heißt, wir brauchen mehr Datenschutz, würde ich dem erst mal
zustimmen. Vor allem aber brauchen wir anderen Datenschutz.
Und vermutlich andere Datenschützer. Denn die falschen Verbündeten
können für eine Sache oft viel schädlicher sein als die Gegner.
Solange es so läuft, wie es läuft, wundert mich jedenfalls nicht,
wenn die Forderung nach Datenschutz von Industrie und Politik
belächelt und vom Verbraucher eher gleichgültig bis genervt
aufgenommen wird.
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