Und ich muss sagen, er war am Ende besser als erwartet. Erwartet hatte ich einen recht billig produzierten Film, den man sich in erster Linie des Gags wegen ansieht – eben wegen jener Umkehr der gewohnten Rollen, die allein schon amüsant sein kann. Ein Thema, das ich selbst ja bereits strapaziert habe ...
Bekommen habe ich einen Film, der auch in anderer Hinsicht den Vergleich zu den US-Vorbildern nicht scheuen muss. Klar, die Amerikaner waren die Schurken, und diese Schurken waren ganz extrem überzeichnet schurkenhaft. Aber auch nicht schlimmer, als man anderswo »die Russen«, »die Moslems«, »die Deutschen« oder wen auch immer dargestellt findet. Dazwischen gab es dann Figuren wie den rechtschaffenen amerikanischen Offizier, oder einen GI, der irgendwann im Hintergrund mit ein paar Kindern Fußball spielt – all das lockerte die Schwarzweißzeichnung auf und sorgte dafür, dass die Feindbilder sogar noch weniger verallgemeinert wirkten, als anderswo im Genre üblich.
Auch Action, Effekte, Leistung der Darsteller liegen im Rahmen westlicher B-Actionstreifen. Und damit deutlich über dem Niveau von Trash- oder Fernsehstreifen.
Klar, »guter Durchschnitt von der Mache« und »nicht so schlecht wie erwartet« klingt auch nicht nach einer 1a-Empfehlung, und vor allem nicht nach einem Grund, den Film zu sehen, wenn man sonst keine gradlinigen Actionstreifen vergleichbarer Qualität und vergleichbaren Inhalts anschaut.
Und doch fand ich den Film auch darüber hinaus noch interessant. Ein wenig schade, dass hier in Deutschland die Empörung überwog – man hätte viel daraus lernen können. Und zwar über die Stimmung auf »der anderen Seite«, die Außenwirkung der eigenen westlichen Zivilisation und ihres Engagements in Nahost. Ich würde den Film also auch aus pädagogischen Gründen empfehlen – trotz seiner Übertreibungen, seiner Einseitigkeit und seiner Parteilichkeit. Weil nämlich gerade diese »Fehler« und »Schwächen« in gewisser Hinsicht verräterisch sein können.
Ich möchte das mal so vergleichen: Auch aus »Rambo II« konnte man einiges lernen. Vermutlich nur wenig über Afghanistan und die Russen, aber dafür hatte dieser Film eine Menge über die Stimmung zum Thema im Westen verraten. Und das machte diesen subjektiven Film zu einem sehr objektiven Dokument ... nicht des sowjetischen Afghanistan-Krieges, aber des damit verbundenen PR-Gaus.
Deutlicher als jede gut gemeinte Dokumentation fangen solche Filme die Stimmungslage bei den Machern und ihrem Publikum ein und machen sie für Außenstehende nachfühlbar. Die Botschaft, die dabei übermittelt wird, wollen diejenigen, über die dabei gesprochen wird, natürlich oft nicht gern hören. Aber Wahrheiten verschwinden ja nicht, wenn man sie nicht anhört, und vermutlich wäre es für die westlichen Demokratien politisch gesund, bei solchen Botschaften ein wenig genauer Hinzuhören.
Ob man sie denn hören will ... und damit wäre ich dann beim letzten Punkt, den ich in diesem Zusammenhang bemerkenswert finde. »FSK18« ... Also bitte! Das ist ein typischer FSK16-Actionstreifen, wenn ich jemals einen gesehen habe. Und ich habe eine Menge gesehen, sowohl 16 oder 18 oder 12. »Tal der Wölfe« ist noch nicht mal grenzwertig. Er ist satte mittendrin im FSK16-Spektrum, geradezu ein idealtypischer Vertreter.
Der einzige erkennbare Unterschied ist eben, dass diesmal nicht die Russen, Terroristen, Kommunisten, Moslems, Orientalen oder ähnlich bequeme Feindbilder als Schurken zur Charge reduziert werden, sondern diejenigen, die hierzulande gemeinhin die Guten sind oder sein sollen.
Sicher, wem die Einstufung als FSK18 gelegen kommt, der wird vermutlich auch erklären können, warum sie inhaltlich gerechtfertigt ist. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich für alle denkbaren jugendrelevanten Kriterien Beispiele aus vergleichbaren amerikanischen Produktionen nennen könnte, die dasselbe und Schlimmeres mit anderen, politisch genehmeren Gruppen anstellen – und trotzdem FSK16 sind.
Womit dann nur zwei Möglichkeiten für die Einstufung vom »Tal der Wölfe« übrig bleiben: Entweder wird hier der Jugendschutz als Werkzeug nur vorgeschoben, um einer Empörung über die Inhalte Ausdruck zu verleihen – und dann schrammt das FSK18 schon verdammt hart an der Grenze zu einem verbotenen politisch motivierten Zensurversuch. Oder die FSK ordnet ansonsten regelmäßig Filme ab 16 ein, die unter reinen Jugendschutzgesichtspunkten ab 18 sein müssten - und auch dann schrammt es verdammt hart an der Grenze zu einem verbotenen politisch motivierten Zensurversuch, wenn bei einem Film nur deshalb kein Auge zugedrückt wird, nur weil er nicht westlich und prowestlich ist.
Und das ist natürlich pädagogisch gar nicht wertvoll, sondern im Gegenteil ein weiterer potenzieller PR-Gau, wenn man in Zukunft mal wieder Angehörigen eines anderen Kulturkreises die Werte von Kunst- und Redefreiheit erklären möchte.
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