Sonntag, 28. Juni 2009

Von gefühlter und geleisteter Arbeit

Seitdem ich meinen Lebensunterhalt weniger mit Übersetzungen und mehr mit eigenen Romanen verdiene, ist der Stress schon ein wenig gewachsen. Mehr als früher habe ich das Gefühl, dass ich hinter Terminen herhaste und deutlich mehr zu tun habe.
  Damals wie heute allerdings führe ich Buch über meine Arbeitszeiten – und diese Listen zeigen, dass der subjektive Eindruck trügt. Wenn ich meine geleisteten Arbeitsstunden zusammenzähle, hat sich wenig geändert. Woher rührt also das veränderte Empfinden?


Als ich mir darüber Gedanken gemacht habe, war die Antwort schnell gefunden: Bei einer Übersetzung gibt es genau einen Abgabetermin. Davor kann ich mir die Zeit frei einteilen; und danach ist der Auftrag abgeschlossen.
  Bei einem Roman habe ich auch einen Abgabetermin. Aber dann kommt der Roman vom Lektorat zurück, und es gibt einen zweiten Termin für die Abgabe der korrigierten Fassung. Und einen engen dritten Termin für die Fahnenkorrekturen. Und dazwischen eingestreut meist noch ein paar kleinere Anforderungen, die irgendwie mit dem Roman zusammenhängen und auch bis zu einem gewissen Termin bearbeitet werden müssen.
  Die Sache ist also einfach die: Bei einer vergleichbaren Menge an Arbeitsstunden und Projekten bringt ein eigener Roman die dreifache Menge an Terminen mit sich, oder noch mehr. Und für einen Menschen, der in erster Linie terminorientiert arbeitet, fühlt sich das an wie eine Verdreifachung der Arbeit.


Damit ist der Grund erkannt – aber noch lange nicht behoben. Wenn die »gefühlte Arbeitsbelastung« nur im Kopf existiert, heißt das ja noch lange nicht, dass man sie einfach wegdenken kann. Mein derzeitiges Ziel lautet also, erst mal einen natürlichen Rhythmus für die Termine zu finden, so dass man sie einzeln nicht mehr so wahrnimmt. Und auf die langfristige Planbarkeit der Projekte, die dafür hilfreich ist, arbeite ich jetzt mal hin.
  Vielleicht sollte ich mir einen Termin dafür setzen?

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