Montag, 12. April 2010

Der Ul-Qoma-Simulator

Gerade habe ich die Übersetzung des neusten Mieville-Romans lektoriert, »Die Stadt und die Stadt«. Darin geht es um einen Kriminalfall in zwei unterschiedlichen Städten und Staaten, die sich rein physikalisch denselben Raum teilen und sich dementsprechend überlagern. Doch so viel nur zu Erklärung, denn eigentlich wollte ich etwas anderes ansprechen.
  Was ich in dem Buch nämlich besonders lustig fand, war die Erwähnung eines »Ul-Qoma-Simulaturs«. Ul Qoma ist eine der beiden Städte im Roman, und in diesem Simulator konnte man sie virtuell aufsuchen. Was mich gleich auf die Idee gebracht hat, ob sich so etwas nicht in der Realität umsetzen ließe - nämlich als Computerspiel, das sich an Mievilles Setting anlehnt.


Ich stelle mir das reizvoll vor. Der Spieler streift durch die Stadt und muss, ganz wie im Buch, einen Kriminalfall lösen. Dabei besucht er Leute und Orte, und alles, was zu der Stadt gehört, in der er sich gerade befindet, ist ein wenig hervorgehoben, die fremde Stadt ein wenig »unscharf«. Dabei kann der Spieler zunächst in der einen Stadt ermitteln, dann in der anderen - wenn er aber jemals seine Stadt »verlässt« und illegal einen Ort aufsucht, eine Person befragt, die eigentlich nicht in seiner Stadt ist, dann ist das Spiel vorbei, oder er verliert ein Leben oder was auch immer ...
  Es ginge also nicht nur darum, den Fall zu lösen, sondern zugleich müsste man immer noch gut auf seine Umgebung aufpassen, um keine Fehler zu machen, keinen Fehlgriff. Und die eigentliche Lösung des Spiels könnte man dann im »Dazwischen« ansiedeln - an Orten und mit Personen, die sich zwischen den Städten verstecken und immer so tun, als gehörten sie in die andere.
  Die wirklich wichtigen Lösungsansätze wären somit in beiden Städten »unscharf«, und im Zuge seiner Ermittlungen müsste der Spieler genau diese Elemente aufspüren. Es ginge dann darum, herauszufinden, in welcher Stadt sich die getarnen Elemente in Wahrheit befinden, damit man ihrer habhaft werden kann.
  So oder so ähnlich stelle ich mir das jedenfalls vor.


Ein Ul-Qoma- und Beszel-Simulator gleichzeitig also, für den heimischen Computer, auf dem man die Geheimnisse beider Städte erkunden kann und Mievilles Konzept auch virtuell ausreizen.
  Vielleicht wird das ja irgendwann einmal umgesetzt ;-)

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