Dienstag, 27. August 2013

Linux und der C64 ...


... was hat das miteinander zu tun? Diese Frage hatte ich vor meinem Urlaub offen gelassen. Kommen wir also zum Abschluss meiner dreiteiligen Blog-Reihe.
 Zu der C64-Replika, von der ich im letzten Beitrag berichtet habe, hat der Hersteller auch ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das sogenannte »Commodore OS«. Das war im Grunde nichts weiter als ein aufgebrezelter Linux-Mint-Ableger, dessen Optik ein wenig C64-Feeling vermitteln sollte. Dieses Feeling beschränkte sich auf die blaue Farbe und ein paar Logos (und darauf, dass die Shell aussah wie ein frisch gebooteter C64 ... was auf jeden Fall seinen Charme hat ;-)).
 Ich hab mir das Ding jedenfalls zum Spaß runtergeladen und es installiert - und ich war begeistert. Nicht von der knalligen Optik, sondern davon, wie toll alles funktionierte. Gerade für Windows-Umsteiger war das »Commodore-Linux« ein sehr freundlicher Einstieg. Die Konfiguration verlief einfach, war von vielen hilfreichen und leicht zugänglichen Tools begleitet, und selbst die Installation der weiterhin gebrauchten Windows Anwendungen ging flott von der Hand. Das C64-Linux enthielt vom Start weg nicht nur die Emulatoren, die der Nostalgiker im C64-Umfeld erwartet, sondern auch alles andere, was man so braucht. Kurz gesagt: Mein Testlauf mit diesem Betriebssystem war der Anstoß, der mich letztendlich zum Umstieg auf Linux bewogen hat.
 Auch jetzt noch, nachdem ich diverse Varianten getestet habe, gefällt mir das Commodore-Linux am besten von allen. Was mir anderswo Probleme bereitet hat, klappte hier auf Anhieb. Nicht jede aktivierte Grafikspielerei brauche ich - aber das kann man ja deaktivieren, und alles in allem gewöhnt man sich schnell daran, dass beim COS alle Grafikspielereien aktiviert sind, die Linux so zu bieten hat. Ich habe sogar gelernt, die wobbelnden Fenster zu vermissen, wenn ich sie mal nicht habe, und die 3D-Desktoprotation, und, und ...
  Ich bin also immer noch begeistert vom Commodore OS. Und es funktioniert.

Umso trauriger, dass es offenbar mitsamt der Firma begraben wurde und nicht weiter entwickelt wird. Die vorhandene Version basiert auf Mint- und Ubuntu-Versionen, für die der Support jüngst ausgelaufen ist. Es gibt keine Sicherheitsupdates mehr, die Commodore-spezifischen Paketseiten sind abgeschaltet, viele Links im Softwaremanager veraltet ... Kurz gesagt, das Commodore-Linux hat, wie der C64 selbst, wohl nur noch nostalgischen Wert. Schade, denn das wäre für mich die erste Wahl als neues Betriebssystem gewesen.
 Besonderen Wert hat das COS übrigens auf die Spiele gelegt. Da war eine Menge vorinstalliert, was mich darauf gestoßen hat, wie viele Spiele man in den einschlägigen Paketquellen bereits findet ... und wie interessant vieles davon ist.
  Damit relativiert sich auch meine im ersten Eintrag zur Sache vorgebrachte Klage, dass man unter Linux keine Spiele installieren kann. Ich habe es zwar nicht geschafft, irgendein Spiel per Hand ins System zu bringen - dafür aber bietet mir mein Linux ca. 1500 Spiele an, die ganz einfach über die Standardpaketquellen zu erreichen sind. Ich denke mal, seitdem ich mit dem Linux-Testing angefangen habe, habe ich mehr gespielt als in den zehn Jahren davor. Unter den Spieleproblemen bei Linux leide ich also auf recht hohem Niveau - ich kann zwar nicht alles installieren, was ich gerade will; habe dafür aber mehr interessante Spiele gefunden, als ich überhaupt anfangen kann.
  Und damit fühlt man sich tatsächlich wieder ein wenig in die Zeit des C64 zurückversetzt.


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