Samstag, 3. August 2013

Linux

In letzter Zeit war mein Zugang zum Netz gelegentlich eingeschränkt. Ich habe nämlich meinen Hauptrechner neu installiert und alles auf Linux umgestellt. Warum das?
  Nun, Windows XP läuft im nächsten Jahr aus, und es war an der Zeit, sich ein neues Betriebssystem anzuschaffen. Windows Vista habe ich bei meinen Eltern kennen gelernt, Windows 7 bei den Schwiegereltern. In beiden Fällen habe ich mich jedes Mal geärgert, wenn ich an den Systemen etwas tun musste. Windows 8 habe ich im letzten Jahr selbst getestet, als ich einen neuen Rechner einzurichten hatte, und es überzeugte mich genauso wenig. Das lag keinesfalls am »neuen und ungewohnten Design«, über das sich alle so beklagen (das hat mir im Gegenteil sehr gut gefallen). Es lag schlicht an der Technik - vor allem an der Netzwerkeinbindung.
  Vermutlich hätten die Probleme sich lösen lassen, wenn ich ein wenig mehr Zeit investiert hätte. Dazu kam es nicht, weil ich zwischendrin mal Linux aufgespielt hatte - und feststellte, dass dort alles auf Anhieb funktionierte, was bei Windows 8 Probleme bereitete.
  Natürlich war mir klar, dass diese Momentaufnahme nicht das letzte Wort ist, und dass eine endgültige Umstellung auf Linux einigen Aufwand bringen würde. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich, dass die Umstellung auf ein neues Windows-System denselben Aufwand mit sich bringt. Und warum hätte ich bei Windows bleiben sollen, wenn ich keine Vorteile davon habe und mir für denselben Ärger auch ein kostenloses Betriebssystem erschließen kann?

Das war die Frage. Die Antwort läuft jetzt auf meinem Rechner. Der Aufwand bis dorthin war durchaus spürbar. Etwa zwei Monate hat’s gedauert, bis ich alles ausprobiert hatte. Danach habe ich meine Probeversion wieder von der Platte gelöscht und noch mal neu und richtig installiert (und zwar eine andere Linux-Variante als die erstgewählte). Da hat es nur einen Tag gedauert, bis alles lief - das ist also der Aufwand für eine Linux-Installation, wenn man weiß, worauf man achten muss.
  Gut zu wissen, wenn im nächsten Jahr XP ausläuft und ich alle Rechner im Haus umstellen muss.
  Jetzt läuft alles, und ich bin sehr zufrieden. Es läuft schnell. Es sieht elegant aus. Selbst die Windowsprogramme, auf die ich nicht verzichten kann, sind jetzt alle unter Linux versammelt (wahlweise mit Wine oder mit Virtualbox). Inzwischen fühlt es sich fremd an, wenn ich noch mal das Windows-System boote - vor allem deswegen, weil ich dort nur einen Desktop habe.
  Bei Linux habe ich zumindest vier Arbeitsflächen, und die brauche ich auch. Diese Möglichkeit, zwischen mehreren Desktops zu wechseln, ist tatsächlich der Vorzug von Linux, an den man sich im Alltag am schnellsten gewöhnt und den man gar nicht mehr missen möchte. Wenn ich jetzt vor XP sitze, frage ich mich immer, wie ich früher an so einem einzelnen, überfüllten Desktop überhaupt arbeiten konnte.
  Kann man Windows jetzt also in die Tonne kloppen?
  Nicht ganz. Denn auch Linux hat seine Macken, mit denen man sich auch nach der Einarbeitungszeit arrangieren muss und bei denen man sich wünschen würde, dass das Betriebssystem da nachgebessert wird. Wenn man mich fragt, wo das größte Problem bei Linux liegt, wäre meine Antwort nach den letzten zwei Monaten: bei den Druckern! Ob ein Drucker erkannt wird und Treiber hat, ist Glückssache. Wenn er erkannt wird und der Treiber installiert wird, sollte man nicht glauben das alles funktioniert - das weiß man erst nach der Testseite. Diese Druckerprobleme waren auch der Grund, warum ich mein erstes und schon fertig installiertes Linuxsystem letzte Woche wieder gelöscht und ein komplett Neues installiert habe.
  Mein Rat an jeden, der auf Linux umsteigen will, wäre also: Vor der Installation erst mal das Linux vom Stick booten und schauen, ob der eigene Drucker damit funktioniert. Wenn nein, dann sollte man eine andere Linuxvariante wählen und gar nicht lange rumprobieren.
  Und ein zweiter Pferdefuß: Mit Linux spielt man nicht! Ich persönlich habe noch kein Spiel ans Laufen gebracht, das nicht in den Standardpaketen enthalten ist. Jedes meiner Standard-Windowsprogramme läuft unter Linux; ich habe manuell Programme nachinstalliert und dubiose Treiber aus externen Quellen besorgt. Alles kein Problem. Es sei denn, es geht um Spiele - da funktionieren die Windows-Varianten genauso wenig wie die Pakete, die speziell für Linux zur Verfügung gestellt werden (regulär über den Software-Manager installierbare Pakete, wie gesagt, ausgenommen). Linux hasst Games, und dafür werde ich auch in Zukunft eine Windows-Partition unterhalten.

Andererseits, spielen tue ich nicht oft. Alles andere funktioniert jetzt perfekt. Und so verabschiede ich mich hiermit nach 20+ Jahren - nicht ohne etwas Wehmut - aus der Windows-Welt.

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