Sonntag, 26. November 2006

Ist das Grundgesetz noch 20 Euro wert?

Ganz Deutschland schimpft über Hartz-IV-Abzocker und Sozialbetrüger. Und in atemberaubendem Tempo werden Bestimmungen und deren Anwendungsrichtlinien verschärft. Aber während jeder darüber redet, was die Hartz-IV-Empfänger unsere Gesellschaft kosten, gerät ganz außer Sicht, was unsere Gesellschaft für das System an sich bezahlt. Denn wer bereit ist, Grundrechte für „die anderen“ einzuschränken, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er damit auch für sich selbst etwas preisgibt. Denn scheinbar unverrückbare Werte ändern sich stets Schritt für Schritt, und ein Schritt in die falsche Richtung setzt eine Masse in Bewegung, die sich womöglich nur schlecht wieder abbremsen lässt.


In einem ausführlicheren Aufsatz habe ich skizziert, wohin der Weg führt – und warum die Probleme, die in einer Gesellschaft am lautesten beklagt werden, eigentlich immer diejenigen sind, die sie selbst sich ins Haus gerufen und damit auch verdient hat

Sonntag, 19. November 2006

Sie sind unter uns!

Außerirdische und mysteriöse Vorgänge kann man nicht nur bei Akte X betrachten. Denn während Mystery im TV schon längst außer Mode gekommen ist, gehen um uns herum in der Wirklichkeit Dinge vor, die sich mit der Vernunft allein nicht erklären lassen. Die sogar, genau genommen, ausgesprochen beängstigend sind.
  Ich sehe es als meine Pflicht an, den folgenden Tatsachenbericht an die Öffentlichkeit zu bringen, und alle Leser meines Blogs damit aufzufordern, auf der Hut zu sein.


Das Ganze ereignete sich, als ich mit meiner Freundin anlässlich meines Geburtstages in einem nahe gelegenen Restaurant essen war. Irgendwann an diesem Abend tauchte ein kleiner Hund neben unserem Tisch auf und lief schwanzwedelnd durch den Raum. Das allein mag noch nicht mysteriös oder beängstigend sein, sondern geradezu banal alltäglich. Aber es war, im Nachhinein betrachtet, der Auftakt zu Ereignissen, die eine ganz unheimliche Wendung nehmen sollten.
  Der Hund jedenfalls verschwand nach einer kurzen Runde in einen angrenzenden Flur, und dort konnten wir ihn gerade noch in einen leeren, dunklen und zu diesem Zeitpunkt ungenutzten Nebenraum der Gaststätte gehen sehen. Und von dort kehrte er nicht mehr zurück.
  Nun vergingen etwa 20 Minuten, während derer meine Freundin und ich mit unserem Essen beschäftigt waren. Dann kam eine Frau von der Bar heran und blickte sich suchend um. „Suchen Sie vielleicht einen Hund?“, fragte meine Freundin. Die Frau nickte, und wir verwiesen sie auf den Flur und den dunklen Nebenraum. Die Frau bedankte sich und ging dorthin.
  Wir sahen sie durch den Flur noch in das dunkle Zimmer treten. Dort flackerten dann, vielleicht zwei Sekunden, Lichter auf, so als hätte jemand eine Neonbeleuchtung angeknipst, aber wieder abgeschaltet, bevor die Leuchtstoffröhren noch richtig „angesprungen“ waren. Dann war es wieder dunkel. Und still.
  Weder die Frau noch der Hund kehrten aus diesem Nebenraum zurück, denn wenn sie es wären, hätten sie zwangsläufig an unserem Tisch vorbeikommen müssen.
  Auch zu diesem Zeitpunkt haben wir uns noch nicht viel bei der Sache gedacht, auch wenn wir uns natürlich gefragt haben, was Frau und Hund so lange in dem dunklen Zimmer treiben. Die eigentliche Wendung kam erst, als wir kurz darauf das Restaurant verließen – und Frau und Hund an der Bar sitzen sahen, als wäre nichts geschehen.
  Für diese Vorgänge gibt es eigentlich nur eine Erklärung: Die beiden müssen in dem dunklen, verlassenen Zimmer von Außerirdischen entführt worden sein. Vermutlich gebeamt – das würde auch das kurze, flackernde Licht erklären. Daraufhin haben außerirdische Kopien der beiden deren Platz an der Bar eingenommen – vermutlich wurden sie einfach draußen auf der Straße abgesetzt und konnten dann das Restaurant durch den Haupteingang betreten.


Ich habe lange überlegt, ob ich es wohl wagen soll, diese Geschehnisse zu enthüllen. Aber die Menschheit muss gewarnt werden: Die Außerirdischen sind unter uns! Wenn Sie sich also das nächste Mal über Ihren Nachbarn ärgern: Überlegen Sie sich, ob er nicht vielleicht schon ausgetauscht und durch einen Alien-Klon ersetzt wurde. Das geht schneller, als man denkt.
  Was die Außerirdischen tun werden, wenn sie erfahren, dass ich hinter ihr Geheimnis gekommen bin, weiß ich nicht. Aber wenn meine Leser in meinem Blog Merkwürdigkeiten feststellen – rätselhafte Verzögerungen, eine seltsame Folge der Blogeinträge oder sonst irgendetwas, was überhaupt nicht zu einem ordentlichen und wohlsortierten Menschen wie mir passen sollte, dann sollten sich alle an diese glaubwürdige Erklärung erinnern: Die Außerirdischen sind schuld!
  Ich rate allen: Trauen Sie niemandem. Außer natürlich allen Enthüllungen, die sie hier noch lesen werden. Und das auch nur, solange sie noch von meinem unausgetauschtem Selbst verfasst wurden.

Freitag, 17. November 2006

Gestern war ich bei der Grippeimpfung ...

grippe 


... wofür man heutzutage solche Beweispflaster bekommt ;-)

Freitag, 10. November 2006

Amerika wird demokratisch ...

... so konnte man heute als fette Schlagzeile in meiner Tageszeitung lesen. Was soll man dieser glücklich formulierten Aussage noch hinzufügen?

Damit kann Bush in seiner Amtszeit zumindest einen Erfolg verbuchen. Denn wenn Amerika jetzt tatsächlich demokratisch geworden ist, hätte der Präsident wenigstens zuhause erreicht, woran er im Irak bislang vergebens arbeitet.

Montag, 6. November 2006

Warum Demokratie nicht funktioniert

Der neueste Skandal um John Kerry, den früheren Präsidentschaftskandidaten in den USA, hat es mir mal wieder gezeigt. Denn niemand hat den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen bestritten – dass nämlich im Durchschnitt eher Menschen mit niedrigerem Bildungsgrad zu den Streitkräften gehen –, aber genau diese Wahrheit darf niemand ungestraft aussprechen. Weil diese Soldaten etwas für ihr Land tun, sollen sie vor allem geschützt sein, was ihren persönlichen Wert in Frage stellt. Und dieser Schutz erstreckt sich auch auf unanangenehme Wahrheiten.
  Das mag richtig sein, und es mag auch eine politische Dummheit Kerrys gewesen sein, diese Wahrheit trotzdem anzusprechen. Trotzdem legt der ganze Vorfall den Finger auf eine Wunde des Systems: Ein Politiker hat eine Wahrheit ausgesprochen, und dafür wird er vom Wähler abgestraft. Schon bei Kerrys Präsidentschaftskandidatur gab es ähnliche Vorfälle. Wenn Kerry beispielsweise Windsurfen geht, so mag das nicht dem Mehrheitsgeschmack seiner Wähler entsprechen – aber dafür entspricht es seinen tatsächlichen Interessen und ist ehrlich, während ein Besuch bei einem Baseballspiel Heuchelei gewesen wäre. Trotzdem ist genau diese Anbiederung das, was die Wähler sehen wollen und was sie wählen – nicht die Ehrlichkeit.
  Und da wundert man sich über die fehlende Ehrlichkeit der Politiker? Darüber, dass die Politik trotz Demokratie nicht macht, was der Wähler will, ihn sogar nach Strich und Faden verarscht? Nun, daran sind nicht »die da oben« Schuld, keine finsteren Verschwörungen oder dubiose Lobbywühlereien. Es ist der Wähler selbst, der diese Politik wählt – nicht, weil er unschuldig getäuscht wird oder weil er keine echte Wahl hätte, sondern weil er ganz bewusst Lügen und Heuchelei honoriert und sich damit selbst die Politiker heranzüchtet, die er verdient.
  Solche Vorfälle werfen bei mir also die Frage auf, ob die »unehrlichen« Politiker tatsächlich die Wähler täuschen – oder ob sie nicht vielmehr einen Bedarf erfüllen und genau dem Wählerwillen entsprechen.


Nun, das sind vielleicht die USA, mag mancher sagen. Aber das nächste, woran ich nach Kerrys Fettnäppfchen denke, ist die erste deutsche Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung. Ich erinnere mich sehr gut, wie sich kurz nach der Wahl die ganze Republik und auch genug Leute aus meinem Bekanntenkreis über »Kohls Wahlbetrug« aufgeregt haben, weil seine wahrhaft großartigen Wahlversprechen samt und sonders auf dem Müll lagen.
  Aber ich kann da nur die Frage stellen, die ich damals schon gestellt habe: Ist es wirklich Betrug, wenn jemand Lügen erzählt, die jeder hören will, aber auch mühelos und mit einem Minimum an Sachkenntnis durchschauen kann? Denn schon im Wahlkampf wusste man, das Kohls Versprechen so nicht umsetzbar sind; und es wurde in den Medien oft genug analysiert und war für jeden nachzulesen.
  Trotzdem entschied sich die Mehrheit, die offensichtliche Lüge zu wählen, um sich später darüber aufregen zu können.


Wenn man sich also fragt, warum die Demokratie nicht funktioniert – zumindest nicht ihren Ansprüchen genügt und die Politik umsetzt, die das Volk tatsächlich haben möchte, dann darf man nicht auf die Politiker schauen, sondern zuallererst auf das Volk.
  »Dann geh doch selbst in die Politik«, rät manch einer dem Unzufriedenen, und natürlich ist das Blödsinn. Denn auch in einer funktionierenden Demokratie kann nicht jeder etwas bewirken, und ein Politiker benötigt zuallererst die Fähigkeit zum Netzwerken, zur Klüngelei, um überhaupt ein Bein auf den Boden zu kriegen. Die hat nicht jeder, und wer sie nicht hat, kann gleich Wähler bleiben.
  Aber auch als Wähler könnte man die Politik erziehen und tut es auch; das allerdings funktioniert nicht als Einzelperson, sondern nur dann, wenn viele Einzelne in die richtige Richtung ziehen. Und genau da geschieht eher das Gegenteil. Denn offenbar besteht eine Mehrheit der Wähler nicht aus verantwortungsvollen, informierten Bürgern, die mit ihrer Stimme Einfluss nehmen wollen, sondern aus Leuten, die die Wahrheit gar nicht hören wollen und so auch keine politischen Entscheidungen treffen können. Die Demokratie scheitert also daran, dass die Wähler zu dumm und uninteressiert sind – alles andere sind bloße Folgefehler.
  Traurig ist dabei allerdings, dass nicht einmal eine wirkliche Mehrheit an Wählern nötig ist, um die gesamte Demokratie in diese Irre straucheln zu lassen. Wieviele Wähler wählen tatsächlich nicht politisch, sondern verwechseln Wahlen mit einer Gesichterparade oder der Münchhausen-Show? Gewiss nicht alle Wähler, aber schon 50% oder gar 30%, die den besten Lügner wählen, reichen aus, um diesem Politikerschlag dauerhaft die Mehrheit zu sichern. Und wie sollte ein Politiker überhaupt die Chance haben, dem demokratischen Mehrheitswillen zu folgen, wenn so viele Wähler sich gleich von ihm ab und dem nächsten Poser zuwenden, sobald er ihnen die politische Realität vorstellt und ihre Meinung dazu hören will?
  Und deshalb liegt die Krise der Demokratie nicht bei der Politik oder den Parteien. Sie liegt beim Wähler. Und entspricht damit wohl selbst wiederum einem demokratischen Konsens.

Mittwoch, 1. November 2006

Wochenend-Rundreise durch Mittelerde

Für gewöhnlich, wenn mir jemand ein »schönes Wochenende« wünscht, lautet meine Antwort: »Ich bin Freiberufler. Ich kenne kein Wochenende.« Und meistens ist das auch richtig, denn selbst wenn ich am Abend Besuch erwarte, auf eine Feier gehe oder mich mit Freunden zum Rollenspiel treffe, arbeite ich zumindest noch am Vormittag – auch Samstags, Sonntags und Feiertags.
  Auch letzten Samstagmorgen beim Einkaufen lag mir der übliche Spruch schon auf der Zunge – wäre aber eine Lüge gewesen. Denn am letzten Wochenende hatte ich mir wirklich freigenommen, weil zum Arbeiten keine Zeit mehr blieb: Ein Herr-der-Ringe-Wochenende war geplant, alle Versionen des Kinofilms in der Extended-Version. Über 11 Stunden Film mussten am Samstag und am Sonntag gesehen werden. Auch eine sportliche Herausforderung, wie ich seit einer Star-Trek-Nacht mit vier Filmen weiß ...


Die Planungen zu diesem Event liefen schon etwas länger: Ursprünglich war es die sogenannte »Junior«-Rollenspielgruppe (deren Altersdurchschnitt inzwischen auch schon die 30 überschritten hat), die ein solches Ereignis ins Auge fasste – und zwar vor mehr als anderthalb Jahren!
  Damals hatten wir uns gerade einen Video-Beamer gekauft, und ich schlug vor, dass wir die Filme dann bei uns anschauen. Denn gerade der Herr der Ringe sollte auf Kinoleinwand gesehen werden. Es wurde also geplant ... und geplant ... und geplant ... Aber es war einfach nicht möglich, zwei Tage hintereinander zu finden, an denen alle Junioren Zeit hatten. Wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, mit dieser Gruppe Rollenspieltermine zu vereinbaren, hätte man das schon erwarten können.
  Nach anderthalb Jahren verließ Linda und mich also die Geduld, weil wir selbst gerne mal die Filme sehen wollten und nichts darauf hindeutete, dass es in den nächsten anderthalb Jahren besser werden würde. Wir beschlossen also, im Oktober das HdR-Wochenende durchzuziehen – komme, wer wolle!
  Und am letzten Wochenende des Monats hat es also auch geklappt. Natürlich konnten wieder nicht alle Junioren, und einige nur an einem der beiden Tage. Sechs Leute können bei uns im Wohnzimmer recht bequem gucken, acht wäre in etwa die Höchstgrenze, und die würde man wohl erreichen, wenn alle Junioren zusammenkommen. Wenn man also mit den Junioren einen großen Filmabend plant, kann man eigentlich niemanden sonst dazu einladen – schade, wenn dann kurzfristig Lücken entstehen, die man bei besserer Planung noch hätte nutzen können.


Trotzdem, zu Spitzenzeiten waren sechs Leute da. Fürs richtige Hobbit-Ambiente waren reichlich Speisen verfügbar, einschließlich einer Himbeertorte am Sonntag. Und die Filme waren wieder mal großartig.
  Es war das erste Mal, dass ich alle Extended Editions unmittelbar hintereinander gesehen habe. Und ich war überrascht, wie gut ich es vertragen habe – keine Müdigkeit, kein wehes Sitzfleisch ... Eigentlich hätte ich direkt mit der Animated-Reihe weitermachen können ...
  Nein, aber im Ernst: Wenn man die Filme zum wiederholten Male sieht, ändert sich das Erleben. Man wird nicht mehr so erschlagen und mitgerissen. Man weiß, was auf einen zukommt, und man wartet förmlich auf gewisse Bilder. Dafür aber schaut man mehr auf die Details und wird umso stärker in die Filme reingezogen. Und, in gewisser Hinsicht sieht man auch manches milder: Im Kino hat mir der erste Teil noch am besten gefallen, und in der ExEd war er großartig; der zweite Teil fiel demgegenüber stark ab, der dritte drehte noch mal auf – aber wenn man weiß, was einen erwartet, rücken die Teile tatsächlich wieder näher aneinander. Denn vieles hängt auch von der Erwartenshaltung ab, was das HdR-Wochenende insgesamt zu einem homogeneren Erleben werden ließ als die Filme in Einzelwertung.
  Und am Ende fiel es ein wenig schwer, sich daraus zu lösen. Die Stimmung und die Musik wirkten nach; und ich fühlte mich irgendwie an jene Wochenenden meiner Kindheit erinnert, wo ich die drei Bücher von Freitag bis Sonntag in einem Rutsch durchzulesen pflegte.


Alles in allem muss ich also sagen, dass so ein Herr-der-Ringe-Wochenende auch eine anderthalbjährige Wartezeit lohnt. Und dass ein nachfolgender Halloween-Abend gut geeignet ist, um wieder aus der Anderswelt Mittelerde herauszufinden. Gut geeignet? Geradezu nötig!