Gemeint sind damit Fälle wie »Es regnete Katzen und Hunde« - im Englischen ein gängiger Ausdruck, im Deutschen eine Stilblüte, denn hier heißt es »Es schüttete wie aus Eimern«, »regnete Bindfäden« oder was der deutschen Redewendungen mehr sind. Die »Katzen und Hunde« sind das klassische Beispiel und die übliche Warnung für angehende Übersetzer – aber in der Praxis ist jeder Text durchsetzt von solchen Stolperfallen, die oft viel schwerer zu entdecken sind. Und wenn der Übersetzer da leichtfertig Wort für Wort überträgt, ist der Text nicht mehr Deutsch, sondern eben nur eine Übersetzung. Eine schlechte.
Ursache für solche Mängel sind neben gewöhnlicher Schlampigkeit meist fehlende Deutschkenntnisse des Übersetzers: Denn um ein Gespür für falsch übertragene bildhafte Redewendungen zu entwickeln, muss man sie zunächst erst mal erkennen – und dann wissen, wie es im Deutschen »richtig heißt«. Deshalb habe ich als Lektor bei Übersetzungen immer besonders auf diesen Punkt geachtet, und auch als Übersetzer gebe ich mir große Mühe, nicht in diese Fettnäpfchen zu treten.
Umso peinlicher, wenn gerade die Vermeidung des Fettnäpfchens in ein noch viel größeres führt. So wäre es mir um ein Haar bei dem Text ergangen, mit dem ich gerade beschäftigt bin.
Da stieß ich nämlich auf die Wendung »grinding his teeth in frustration«. Na ja, dachte ich mir – ist doch ein typisches Beispiel für eine idiomatische Wendung. Also klappte in meinem Geist gleich das Fenster mit gängigen, nichtwörtlichen Übertragungen auf und bot mir die Möglichkeiten »Däumchen zu drehen« oder »frustriert auf den Nägeln kauen«. Als ich sie hinschreiben wollte, stutzte ich allerdings ... denn die Figur des Romans, um die es hier ging, hatte nur einen Arm, und der war auch noch gebrochen und bandagiert.
Und damit hätte ich gerade bei korrekter Übertragung der Redewendung eine wirklich fette Stilblüte im Deutschen gehabt, die deutlich lachhafter wirkt als eine wörtliche Übersetzung.
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