Da es ja, wie jeder weiß, Unglück bringt, wenn man eine Spinne tötet, fängt der Tag also schon mit Stress an, wenn man einen Achtbeiner in so gefährlicher Lage entdeckt.
In beiden Fällen habe ich die Spinne auf meiner Tageszeitung entdeckt; was nicht unlogisch ist, weil sie auf dem weißen Untergrund noch am meisten auffällt. Sie einzufangen, ist nicht leicht, denn so eine Springspinne ist flink. Immer, wenn man nach ihr greifen will, verschwindet sie flott unter der nächsten Zeitungsseite.
Vorgestern habe ich es trotzdem geschafft; gestern hat die Spinne gewonnen und war mir beim Zeitunglesen immer eine Seite voraus. So schnell ich auch hinter ihr hergeblättert habe – ich habe sie nur noch einmal zu sehen bekommen; nämlich auf Seite zwei, wo sie für die politischen Kommentare offenbar ein wenig länger brauchte.
Immerhin habe ich sie später am Tag beim Fenster wiedergesehen, also hat sie ihr Abenteuer wohl unbeschadet überstanden. Aber ich war erst mal gut beschäftigt, erst mit der Zeitung, dann damit, unter dem Geschirr zu suchen, das Weihnachtsgesteck durchzuwühlen ...
Nun ja, vermutlich sollte ich froh sein, dass unser Haushalt eine so bildungsfreundliche Atmosphäre ausstrahlt, dass selbst die Spinnen schon zum Zeitungslesen kommen. Ich mache mir allerdings Sorgen: Unsereiner ist ja durch jahrelange Erfahrung abgebrüht, aber was ist mit so einer Spinne, die man ja wohl als Leseanfänger einstufen muss?
Wird sie durch die zahlreichen Rechtschreibfehler und tendenziöse oder schlampig abgesicherte Kommentare nicht verdorben?
Seitdem überlege ich mir, ob ich womöglich meiner pädagogischen Verantwortung gerecht werden und eine qualitätvollere Zeitung bestellen muss. Nur, welche? Ich habe in letzter Zeit keine Zeitung gesehen, mit der ich wirklich zufrieden wäre und die man auch Lesern an die Hand geben kann, die sie nicht kritisch hinterfragen. Vor allem die korrekte Rechtschreibung scheint etwas zu sein, was in allen Redaktionen schon vor Jahren als erstes eingespart wurde.
Also, wer eine Zeitung kennt, die man schon den bildungshungrigen Kleinsten – also ca. 0,5 cm langen Springspinnen – an die, äh, Hand? geben kann ... der mag sie mir gerne empfehlen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen