Heute blättere ich durch die Rheinische Post, und was lese ich da in Großbuchstaben im Vorspann gleich unter der Überschrift eines ganzseitigen Artikels?
"Vor 1200 Jahren wurde Karl der Große geboren."
Da habe ich erst mal gestutzt. Zugegeben, ich weiß nicht auf Anhieb auswendig, wann Karl der Große geboren wurde oder gestorben ist. Aber ich weiß noch ziemlich genau, wann er zum Kaiser gekrönt wurde. Das ist immerhin eines der Leitdaten der europäischen Geschichte. Mein erster Gedanke bei dieser Zeile war also: "Moment, vor 1200 Jahren? Das wäre doch nach 800. Wie kann er dann erst geboren worden sein, wenn um 800 der Höhepunkt seines Wirkens lag?".
Erst glaubte ich, ich hätte mich verrechnet. Aber wir haben 2014, und wenn man davon einen Hunderterbetrag abzieht, bleibt die 14 in jedem Fall stehen. Ein Geburtstag von "714" hätte also auch nicht viel Sinn ergeben, denn dann wäre Karl der Große bei seiner Krönung schon ein wenig alt gewesen.
Ich fing also an, an meinem Verstand zu zweifeln (ich bin ja sehr gutgläubig und glaube gerne, was in der Zeitung steht), und las erst mal weiter. Der erste Satz des Artikels lautete dann: "Neue Bücher lassen das Frankenreich 1200 Jahre nach dem Tod Karls des Großen ..."
Ah. Das ergibt Sinn.
Jetzt frag ich mich wieder, wer liest Zeitungsartikel eigentlich Korrektur? Wie kann so ein fetter Fehler in der Überschrift stehen bleiben - vor allem dann, wenn die richtige Antwort für historische Analphabeten im Artikel darunter steht?
Der Fehler wäre so schon schlimm genug gewesen. Aber in dem Zusammenhang hätte er in jedem Fall auffallen müssen. Wenn da überhaupt jemand drüberguckt und sich um Fehler kümmert.
Das ist jedenfalls ein Beispiel, das ich mir merken werde ... wenn das nächste Mal über "Qualitätsmedien", "Gatekeeperfunktionen" und "Professionalität" debattiert wird.
Samstag, 10. Mai 2014
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